Einladung zur Versöhnung

 

 

"Gott vergibt uns.

ER nagelt uns nicht fest auf das, was war oder noch ist, was wir falsch gemacht haben oder wo wir schuldig geworden sind. 

ER schenkt uns einen neuen Anfang.

ER läßt uns neu beginnen: mit IHM, mit unseren Mitmenschen, mit uns selbst."

 

(Quelle: Ev. Kirchengemeinde Bruckmühl-Feldkirchen)

 

 

„Und vergib uns unsere Schuld, …“

Wenn wir Fehler gemacht haben, wünschen wir meist, sie ungeschehen machen zu können – was natürlich unmöglich ist. Möglich dagegen ist es, den, gegen den man gefehlt hat, um Verzeihung zu bitten, angerichteten Schaden ‐ wenn möglich ‐ wiedergutzumachen. Es macht froh, wenn diese Versöhnung gelingt, es erleichtert das Herz, stellt die Harmonie mit dem anderen, aber auch mit sich selbst wieder her.
Das Bußsakrament wird deswegen heute auch oft als „Sakrament der Versöhnung“ bezeichnet, denn es versöhnt den Menschen, der gefehlt hat, mit Gott und mit sich selbst. Daher empfiehlt die Kirche, auch lässliche Sünden, also die alltäglichen kleinen Nachlässigkeiten gegenüber Gott und den Menschen, in nicht allzu großen zeitlichen Abständen zu beichten. Die „klassische“ Form der Ohrenbeichte vor einem ordinierten Geistlichen ist für alle, die diese Intimität und Nähe aushalten, sicherlich der befreiendste Weg, sich im Wortsinne „etwas von der Seele zu reden“. Daneben gibt es aber auch andere Formen der Versöhnung mit Gott.
Zu Beginn einer jeden Messfeier bekennen wir unsere Schuld, erbitten das Erbarmen Gottes und „Nachlass, Vergebung und Verzeihung unserer Sünden“, wenn es an dieser Stelle auch keine förmliche Lossprechung gibt. Dann feiern wir als mit Gott versöhnte Gemeinde das heilige Messopfer.
In den 70er Jahren entwickelten sich Formen sogenannter Bußgottesdienste, sei es als Bußandacht oder besonderer Teil der Eucharistiefeier, die allerdings nicht unumstritten waren. In diesen Gottesdiensten war jeder aufgerufen, still vor Gott seine Schuld zu bekennen, und wurde danach auch förmlich losgesprochen. Viele Christen, die die Ohrenbeichte scheuten, fanden hier einen für sie gangbaren Weg zur Versöhnung mit Gott, den Menschen und sich selbst. Der in Düsseldorf sehr populäre Franziskanerpater Albrecht Schräder lud vor der Karfreitagsliturgie zu solchen Bußgottesdiensten in die Krypta des Franziskanerklosters und leitete an zu einer Meditation über das eigene Verhältnis zu Gott, zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit dem eigenen Fehlverhalten, als dessen Abschluss er dann die Lossprechung erteilte. Ich hatte in diesen Bußgottesdiensten immer das Gefühl, mich intensiver mit meinen Fehlern und Sünden auseinanderzusetzen als bei der „Gewissenserforschung“ vor der persönlichen Beichte, und damit war ich nicht der einzige unter den vielen Gläubigen, die teils von weit her zu diesen besonderen Gottesdiensten kamen.
Dabei ist die Form, in der man die Versöhnung mit Gott und sich selbst sucht, vielleicht doch eher weniger wichtig. Viel wichtiger ist der Wille dazu.
Man hat das Bußsakrament früher manchmal auch „Schlüsselamt“ genannt. Ein schönes Bild, finde ich. Es öffnet wieder die Tür zwischen Gott und Mensch, die – und sei es aus Unachtsamkeit oder Nachlässigkeit – zugefallen war.

 

Dr. Alexander Kropp