Der gute Hirte

Ich werde euch Hirten nach meinem eigenen Herzen geben“ (Jer 3,15)

Mit diesen Worten des Propheten Jeremia verspricht Gott seinem Volk, es nie ohne Hirten, die es sammeln und leiten werden, zurückzulassen: „Ich werde für sie Hirten bestellen, die sie weiden und sie werden sich nicht mehr fürchten und ängstigen und nicht mehr verloren gehen“ (Jer 23,4).

Die Kirche, das Volk Gottes, erfährt ständig die Wirklichkeit dieser prophetischen Botschaft und dankt Gott freudig und ohne Unterlass dafür. Die Kirche weiß, dass Jesus Christus selbst die lebendige, höchste und endgültige Erfüllung der Verheißung Gottes ist: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirt gibt sein Leben für die Schafe“ (Joh 10,11).

Jesus ist der gute Hirt für die Seinen, die an Ihn glauben, so wie es die Hirten für ihre Schafe sind. Ein Hirte sorgt Tag und Nacht für seine Herde. Während der Nacht sammelte er für gewöhnlich seine Schafe zu ihrem Schutz in einem Schafstall. Dies kann ein Pferch, eine Höhle oder eine von Steinmauern geschützte Fläche sein. Weil es früher keine Türen gab, schlief oder saß der Hirte für gewöhnlich im Freien, bereit seine Schafe vor jedem Schaden zu bewahren.

Er, „der große Hirte der Schafe“ (Heb 13,20) vertraute seinen Aposteln und ihren Nachfolgern den Dienst an, Gottes Herde zu hüten (vgl. Jo 21,15 ff, 1 Pt 5,2).

Auf unser praktisches Leben angewandt, ist die Botschaft klar. Was auch immer unser Stand im Leben sein mag, wir sind alle gerufen, uns für die Schafe verantwortlich zu fühlen, die unserer Sorge anvertraut worden sind.

Der Hirtendienst an einer Pfarrei oder in einer Familie ist eine sehr große Herausforderung und Aufgabe. Zuwendung, Hingabe, Opfer und Wachsamkeit werden täglich gefordert. So wie Jesus, der gute Hirte, so wird auch von den Hirten bedingungslose Liebe verlangt.

Trotz der zahlreichen Herausforderungen des modernen Lebens sind Familien, Pfarrverbände und Familien, die nachbarschaftlich verbunden sind, lebendig, gesund, glücklich und stark, wenn diese Menschen von Hirten geleitet werden, Hirten, die liebevoll ihre Schafe hüten.

Wenn wir wirkliche Schüler des göttlichen Hirten sein wollen, dann müssen wir ganz unser Ich zurückstellen und uns ganz hingeben. Jesus ruft uns auf, einander mit bedingungsloser selbstloser Liebe zu lieben. „Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte gibt sein Leben für die Schafe hin“ (Joh 10,11). Als christliches Volk sollen wir Jesus nachahmen, indem wir unser Leben ebenso leben, wie er es tat. 

 

P. Joy Manjaly

aus" MiNor SPEKTRUM, Advent 2012