Für Zweifler und Glaubende: der Alphakurs

 

„Alpha‐Kurs“? Was das ist, erklärte Gemeindereferent Konrad Meyer, als er Anfang des Jahres in den Kirchen für diesen Kurs warb, der am 6. Februar 2019 beginnen sollte und für den wenigstens zehn Menschen gesucht würden. An zehn Abenden in wöchentlicher Folge sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem Kurs den christlichen Glauben in entspannter Atmosphäre sozusagen neu entdecken.

Bei jedem Treffen wurden Impulse zu Fragen rund um das Leben und den christlichen Glauben gegeben, über die dann spannende Gespräche entstehen sollten. Im Übrigen sollte jeder Abend mit einem gemeinsamen Essen beginnen, das das „Alpha‐Team“ vorbereiten würde. Niemand außer dem Team müsste irgendetwas machen, außer regelmäßig zu kommen und mitzumachen.


Zwei Tage später meldete ich mich an und, wie ich bei Beginn des Kurses erfuhr, mit 15 anderen Menschen. Mein Motiv, mich anzumelden, ist meine Lust, mit Menschen über Gott zu sprechen. Nicht etwa, weil ich glaube, sondern weil ich Zweifel habe: ist dieser Mann aus Nazareth wirklich der Sohn Gottes, von dem in der Bibel so viel erzählt wird? Im „Alpha‐Kurs“ lernte ich Menschen kennen, denen sich meine Frage gar nicht stellt. Sie leben in der Gewissheit, dass Gott sie begleitet, sie mit ihm sprechen können und er ihnen in irgendeiner Weise antwortet oder auch mal nicht antwortet.


Ich habe dieses tiefe Gottvertrauen nicht; bei mir meldet sich immer gleich der Zweifel. Aber im „Alpha‐Kurs“ bestätigte sich meine Erwartung, dass ich Gottesbeziehung am besten mit anderen Menschen und durch das Miteinander mit ihnen erfahren kann. „Im Zweifel glauben“, rät Margot Käßmann in ihrem gleichnamigen Buch. Wer dies versuchen will, der ist wie ich bei den Menschen im „Alpha‐Kurs“ gut aufgehoben. Der nächste Kurs wird schon vorbereitet.
Zum Hintergrund der „Alpha‐Kurse“ sei nur gesagt, dass die Idee dazu im Jahr 1973 in der anglikanischen Holy Trininty Brompton Church in London entstand. Deren Mitglieder waren der Meinung, dass viele Menschen außerhalb der Kirche Interesse am christlichen Glauben und damit auch an solchen Kursen haben. Im Jahr 1990 übernahm ein Priester dieser Kirche, Nicky Gumbel, ursprünglich Jurist und nach eigener Auskunft ehemals Atheist, den Kurs und entwickelte ihn
weiter. „Alpha‐Kurse“ laufen heute in allen Teilen der weltweiten Kirche ‐ der Katholischen Kirche, der Orthodoxen Kirche, in Freikirchen und in der Evangelischen Kirche.

 

Der Kurs aus meiner Sicht

 

Die Impulse zu den Themen wurden in 20‐ bis 30‐minütigen Videofilmen gegeben. Die Hauptakteure in den Filmen erzählten angelehnt an Lebensbeispiele von der Liebe Gottes zu den Menschen. Keiner der Akteure sprach Glaubenszweifel aus, keiner jammerte über die Kirche, die Bibel galt allen Akteuren als Gottes Liebesbrief an die Menschen und als Handbuch zum Leben. Für alle war das Gebet die wichtigste Tätigkeit in ihrem Leben. Somit sind die Filme inhaltlich das genaue Gegenteil von dem, was sonst so in den „kritischen“ Medien über Gott und Kirche zu hören oder zu lesen ist. Vielleicht ist die Form der Darstellung
ohne kritische Elemente als Kontrapunkt ja mal gut. Mir aber gefielen die Filme inhaltlich nicht; abschnittsweise war mir das zu viel „Halleluja“.

Nach Abspielen des Films fanden in zwei Gruppen die Gespräche über die Impulse statt, moderiert durch wechselnde Personen des „Alpha‐Teams“.
Ich finde, dass das Beste am Kurs die Gespräche sind. Vielleicht stimmt es ja, dass, wenn zwei oder drei in Seinem Namen versammelt sind, Er mitten
unter ihnen ist.

Schließlich: Essen bringt Menschen zusammen, was im „Alpha‐Kurs“ nicht anders war. Auf einer Punkteskala von eins bis zehn verdiente das vom „Alpha‐Team“ liebevoll vorbereitete Essen aus genüsslicher und gestalterischer Sicht elf Punkte.


Michael Holte