Ich habe wieder zurückgefunden

 

Dieses Jahr im April habe ich meinen fünfährigen Jahrestag - ich feiere meine Wiederaufnahme in die katholische Kirche und meine Firmung. Ein besonderer Tag für mich, denn ich habe mir lange Zeit nicht vorstellen können, das Abenteuer Glauben und Religion noch einmal zu wagen. Als Kind war es für mich selbstverständlich, dann jedoch hatte ich viele Fragen, die lange Zeit unbeantwortet blieben, so habe ich selber Antworten gesucht, die ich außerhalb der Kirche fand, so schien mir die Existenz Gottes sehr unwahrscheinlich.

Dennoch blieb wohl immer eine Sehnsucht, und als ich ein Plakat der Wuppertaler Fides-Stelle sah, dachte ich mir, ich könnte es noch einmal versuchen, auch wenn mir dieser erste Schritt in vielerlei Hinsicht sehr unangenehm war.

 

Ich hatte zwei tolle Lehrer, der eine zeigte mir den Glauben von der Seite des Verstandes, der andere von der Seite des Herzens. Ich bin heute noch sehr dankbar für diese Begegnungen, denn sie haben mir das gezeigt, was Glaube für mich auch heute ausmacht: selbst wenn ich vieles noch nicht verstehe, sollte ich es wie Maria in meinem Herzen bewahren. Ein reiner Glaube ohne Vernunft wäre für mich naiv und brüchig. Der Glaube fällt mir immer noch zeitweilig schwer und vieles irritiert mich.

 

Glaube und Zweifel gehören in meinem Leben zusammen, manchmal wünschte ich, es wäre anders und sehne mich nach einem absoluten Vertrauen und einer absoluten Sicherheit, die andere scheinbar haben. Doch mit der Beziehung mit Gott ist es wohl wie mit jeder ande- ren auch, sie ist von Mensch zu Mensch verschieden, verändert sich und muss in guten und schlechten Zeiten gepflegt werden.

 

 

Christiane Böhmer

Auch ein Dialog mit einem Anders- oder Nichtgläubigen kann ebenso durch Achtung des Anderen, Akzeptanz und Interesse als eine Gottes- und Glaubenserfahrung auf beiden Seiten erlebt werden. Trotz religiöser Pluralität ist Glaube als etwas Vereinendes zu erkennen, in dessen Mitte jeder Mensch bedingungslos von Gott getragen wird. Diese meine Glaubenserfahrung ist wie die anderer Menschen lediglich ein Puzzleteil, das zu einem ganzheitlichen Bild des Glaubens beiträgt.

 

Allerdings ist jenes Bild niemals als vollständiges, endgültiges Element zu betrachten, denn trotz seiner Vereinigung vieler Perspektiven kann niemand annehmen, dass er den Glauben in seinem vollen Ausmaß begreift und beschreiben kann. Der Glaube befindet sich in einer ständigen Metamorphose, entwickelt sich permanent weiter und kann nur in seiner Vielfalt Erfüllung finden, wenn die Toleranz unterschiedlicher Glaubensansichten gewährleistet ist. So ist Glaube letztlich eine persönliche Ansicht; die Behauptung eines „richtigen Glaubens“, die in Glaubensüberzeugung und Zwang mündet, ist schlichtweg unstimmig und würde den Glauben mit all seinen Entfal- tungsmöglichkeiten in enge Grenzen weisen.

  

Carmen Schroeder