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Die Krankensakramente

Von der "letzten Ölung" zur Stärkung in schweren Lebenszeiten

Wenn früher der Pastor durch das Dorf ging, mit einem Messdiener vorneweg, der ein kleines Glöckchen läutete, dann wussten die Menschen, dass jemand aus dem Dorf im Sterben lag, dass sie oder er die „letzte Ölung“ bekommen sollte. Das Sakrament der letzten Ölung war mit der Todesstunde, dem Moment vor dem Sterben verbunden.

tempora mutantur - Wie ändern sich die Zeiten!
 
Im Laufe der Zeit hat sich das Verständnis dieser Salbung sehr verändert. Dazu zwei „unverdächtige“ Zeugen.
  • In den Geschichten von Giovanni Guareschi über den streitbaren italienischen Dorfpfarrer Don Camillo und seinen ebenso streitbaren Widersacher, den kommunistischen Bürgermeister Peppone, findet sich eine Geschichte, in der die Salbung eine unerwartete Wirkung hat: Don Camillo wird zu einem Sterbenden, dem alten Dr. Spiletti gerufen. Auch der Bürgermeister ist schon eingetroffen. Als Don Camillo beginnt zu beten, richtet sich der angeblich Todkranke auf und beginnt mit Don Camillo und Peppone zu streiten. Ein kleines Wunder in dem kleinen Dorf in der Po-Ebene? Oder vielleicht doch die Umdeutung des Sakraments zur Stärkung für die Schwachen?
  • Ein zweiter, ebenso unverdächtiger Zeuge: der Südtiroler Kabarettist Konrad Beikircher, der von sich bekennt, praktizierender Katholik zu sein. Er spricht in seinem Programm „Himmel un Äd“ davon, dass sich „am Rheinländer auf dem Sterbebett schon Generationen von katholischen Geistlichen die Finger wund geölt hätten.“ Weiter sagt er: „Immer wenn der Geistliche mit dem Finger in das Öltöpfchen eintaucht und betet, springt der Sterbende auf und sagt: ‚Wo Sie grad sagen Öl, Tant’ Trautchen damals...’“
Bildrechte: Ordenssekretariat.at; Quelle: wikipedia.de
 
Nun mögen Sie sagen, was haben ein norditalienischer Geschichtenerzähler und ein im Rheinland lebender Kabarettist in einem Artikel über die Krankensakramente zu suchen? Aber ich finde, treffender kann man den eigentlichen Gedanken des Sakramentes der Krankensalbung kaum ausdrücken.

Der Kranke, der mit dem vom Erzbischof für die Diözese geweihten Krankenöl gesalbt wird, soll damit nicht etwa einzig auf den letzten Weg hin zum Sterben geführt werden, sondern es geht um die Stärkung in der Stunde der Krankheit und um die Aussicht auf Heilung und Zukunft. Auch die Texte, die nach der Liturgiereform durch das Zweite Vatikanische Konzil für die Spendung der Krankensalbung vorgesehen sind, sprechen von diesem Gedanken des Heilens und Tröstens:

„Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen.

Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf.“

Die Krankensalbung ist also ausdrücklich zur Stärkung gedacht und kann mehr als einmal empfangen werden. Darum hat es sich etwa eingebürgert, dass wir einmal im Jahr in St. Clemens einen Gottesdienst mit Spendung der Krankensalbung feiern. Dabei sind alle eingeladen, die Salbung zu empfangen, die sich krank und belastet fühlen.

Auch kann es sehr sinnvoll sein, bewusst vor einer großen Operation die Krankensalbung zur Stärkung zu empfangen. Immer ist mit der Spendung der Krankensalbung auch die Sündenvergebung verbunden, weswegen die Krankensalbung durch den Priester gespendet werden muss, denn ihm ist auch die Vollmacht zur Sündenvergebung übertragen.

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Die Krankensalbung bleibt natürlich das Zeichen der Nähe Gottes – so bezeichnet Theodor Schneider die Sakramente – das mit schwerer Krankheit und lebensbedrohlichen Situationen verbunden ist. Gerade dann brauchen wir die Zusage des Beistandes Gottes. Darum bleibt es gut und sinnvoll, gerade in solchen Situationen auch den Beistand der Kirche zu suchen und um den Besuch eines Priesters zu bitten. Besonders für diese Situation ist das Notfall-Handy unseres Dekanates eingerichtet worden. Sie erreichen unter der Nummer, die wir immer wieder veröffentlichen, einen Priester, der sich für Sie und Ihre Angehörigen Zeit nimmt.

11080362250440781 Eine andere Form der Stärkung kann der regelmäßige Empfang der Kommunion auch zu Hausesein. In allen Gemeinden stehen die Kommunionhelfer dazu zur Verfügung, Sie oder Ihre kranken Angehörigen regelmäßig zu besuchen und Ihnen die Heilige Kommunion zu bringen. Dabei soll nach Möglichkeit auf einen engen, auch zeitlichen Zusammenhang mit der Eucharistiefeier in der Pfarrkirche geachtet werden.

Zur persönlichen Vorbereitung kann z.B. die Mitfeier einer Messe am Rundfunk oder Fernsehen hilfreich sein.

Diese Stärkung und dieser Kontakt zwischen der Gemeinde und ihren Kranken ist für die Gemeinde und ihre Helfer ein selbstverständlicher Dienst. Haben Sie also keine Scheu, sich mit Ihren entsprechenden Wünschen an die Gemeinde zu wenden.

Die Krankensakramente sind immer ein Zeichen der Nähe Gottes in Zeiten des Leidens und der Krankheit. Lassen Sie sich diese Nähe Gottes zusagen, wenn es nötig ist. Nutzen Sie die Begegnung mit Gott zur Stärkung, zum Trost und zur Ermutigung. Wie Sie nötigenfalls einen Priester oder die Gemeinde erreichen, können Sie wie immer unserem Adressteil am Ende des Heftes entnehmen. Sprechen Sie uns an, dazu sind wir berufen.

Pfr. B. Dobelke