Solinger Krippe 2022/ 2023

 

Im Jahr 2023 jährt sich die Fertigstellung der Tonkrippe zum 40. Mal. Das diesjährige 130. Kirchweihfest von St. Clemens möchten wir mit diesem Krippenjubiläum in Beziehung setzen, weil beide Anlässe eine Rückschau in die Historie unserer Pfarrkirche ermöglichen und die Jubiläen das „alte“ und das „neue“ Jahr miteinander verbinden. Im nächsten Jahr wird an dieser Stelle wieder die bisherige Krippe stehen. 

  1983 bildete sich aus Gruppierungen der Kirchengemeinde wie dem Töpferkurs und der Paramentengruppe eine Projektgruppe, um durch die Schaffung einer Krippe das Pfarrleben mehr in das Weihnachtsereignis einzubeziehen. Begleitet wurde das Projekt vom damaligen Kaplan Bernhard Kerkhoff. So entstanden nach hunderten Arbeitsstunden durch die Jugendlichen und Erwachsenen des Töpferkurses 27 Krippenfiguren in unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichem Ausdruck, darunter typische Solinger Personen wie einem Schlieper (Schleifer von Schneidwaren) und einer Liewerfrau (Frauen, die die Schneidwaren zwischen den Fabriken und den Schleifereien an den Flüssen hin und her transportierten). Auch der Pfarrpatron St. Clemens, sowie Kranke und Arme, Chinesen, Indianer und Afrikaner wurden Teil der Krippenszenerie. 

Die Paramentengruppe schuf in ebenso zahlreichen Arbeitsstunden einen Wandteppich mit der Solinger Stadtsilhouette. An den Adventssonntagen 1983 wurden die Figuren nach und nach bis hin zum Hochfest Epiphanie am 6. Januar (Heilige Drei Könige) aufgebaut und vorgestellt. Vom Wandteppich wurde immer ein Stück mehr sichtbar, sodass die Pfarrgemeinde behutsam mit der Krippe vertraut gemacht wurde. Schon am Beginn des Projektes war klar, dass der ideelle Wert über den künstlerischen Wert gesetzt werden sollte. 

In diesem Jahr konnten nach einem Aufruf über die Pfarrnachrichten und verschiedenen Gesprächen zwölf Figuren des ursprünglichen Ensembles wieder zusammengeholt werden (Maria mit dem Jesuskind, Josef, Mönch, Engel, Hirte, Liewerfrau, Magd, zwei Könige, Johannes der Täufer, Prophet Jesaja). Der Wandteppich existiert leider nicht mehr. So wie 1983 die Tonfiguren nicht nostalgisch-romantisch verstanden werden wollten, so ist auch im Jahr 2022 nicht gemeint, die noch vorhandenen Figuren mit den „Solinger Ergänzungen“ als historisches Ereignis zu präsentieren. So wie wir alle vor dem Kind in der Krippe stehen – arm und schwach, hilflos und verwundbar, oft auch verwundet – sehen wir uns und unser oft schwieriges Leben in vielfältigen Bezügen in dieser Krippe gespiegelt. „Jesus wird überall dort geboren, wo Liebe geschieht“, so formulierte es damals Kaplan Kerkhoff. „Die in Jesus fleischgewordene Liebe Gottes macht Menschen zur Liebe fähig, wie umgekehrt Menschen, die aus solcher Liebe leben, auf die in Jesus erfahrbare Liebe Gottes hinweisen.“ Die schlichte, reduzierte Präsentation der Krippe zeigt uns Menschen, die sich – wie wir – oft schwach, hilfsbedürftig, ausgestoßen, allein in unserem Dasein fühlen: dem Mönch fehlt eine Hand, hier und da fehlt Farbe oder ein Stück Ton. Unsere Existenz ist bei allem Guten immer auch brüchig und nicht perfekt. Gott schenkt uns seinen Sohn in Gestalt eines Kindes, damit wir Erlösung erfahren und „ganz“ werden. Das Kind in der Krippe kann nichts leisten. Es besitzt nichts. Es ist verwundbar. Es braucht uns. Und dennoch ist es unsere Hoffnung. Es kann uns heilen. Noch einmal Kaplan Kerkhoff: „Geburt Christi ereignet sich also hier und heute, in unserer Gegenwart, in unserer Stadt Solingen, in unseren Pfarrgemeinden – letztlich in unseren Herzen.“ 

 

 

An der Krippe kann uns Gottes Liebe und Zuwendung begegnen. Wir wollen sie teilen, uns gegenseitig im Glauben bestärken und unterstützen. Mögen wir gemeinsam unterwegs sein zum Ziel, zur Findung des Lebenssinns in Gott!  

 

Gesegnete Weihnachten!

 

Brunhilde Märtin/ Christoph Schmitz