Herbergssuche ...

Josef und Maria sind auf Herbergssuche. Genervt klopft Josef schon an die zwölfte Tür.
Josef: "Habt Ihr Quartier für mich und meine Frau?"
Wirt: "Nein, alles ausgebucht!“
Josef: "Aber seht doch, meine Frau ist hochschwanger“
Wirt: "Da kann ich doch nichts für..."
Josef: "Ich doch auch nicht!"

Krippendarstellung in St. Engelbert 2008

Der Krippe auf der Spur

Eine Krippe ist ein bei uns so etwas wie ein Trog. Ein Trog für Tiere. Satt sollen sie werden an dem, was im Trog für sie bereitgehalten wird. Das altgriechische Wort „trogein“ heißt: fressen, gierig schlingen. Der zweite Teil der Bibel, das Neue Testament, ist in diesem Altgriechisch geschrieben. Ich konnte mir diese Vokabel beim Lernen gut merken, weil ich an „Trog“, an „Krippe“ denken konnte.

Ob die griechische Vokabel nun wirklich was mit unserem Trog zu tun hat, ist mehr als unwahrscheinlich. Aber ich finde es schön, dass der gleiche Klang beider Wörter für mich die Gedankenverbindung zulässt: An der Krippe kannst du dich satt essen, brauchst nicht fein zu sein, kannst schlingen wie ein hungriger Ochse. Diese Krippe ist richtig voll!

Über das Geschehen am 25. Dezember 1223 in dem kleinen Greccio bei Assisi (Mittelitalien) berichtet Thomas von Celano. Eine Krippe wird dort zum besonderen Ort des Geschehens: Franz von Assisi, ein Bettelbruder und Wanderprediger hat längst die Menschen der umliegenden Städte durch seine einfache Lebensweise in den Bann gezogen. Jetzt, an diesem Tag, möchte er mit den Menschen der Gegend das Geheimnis der Menschwerdung Jesu etwas tiefer begreifen. Er bittet einen Mann, alles herzurichten, um die Szene um die Geburt Jesu nachzuspielen. Als man die Krippe besorgt, eine Mutter mit einem Neugeborenen eingeladen und einen Priester bestellt hatte, kommen die Menschen aus den umliegenden Höfen und Ortschaften mit Fackeln durch die Wälder, um mit Franziskus und seinen Brüdern das Weihnachtsfest zu feiern.

Franziskus liest als Diakon, der er ja war, das Evangelium von der Geburt Jesu. Dabei werden die gehörten Worte in Spiel umgesetzt. Das Geheimnis um die ärmliche Menschwerdung wird greifbar lebendig. Die Krippe wird zum Altar und zur Mitte des Lobpreises. Spät abends beschließt man die Feier, „und ein jeder kehrt in seliger Freude nach Hause zurück.“ (Thomas von Celano, Vita, 1 Celano 84)

Krippe2

 

Jesus wird in der Krippe den Menschen auf Augenhöhe greifbar. Hier kann die Menschenfreundlichkeit Gottes ganz sinnenhaft erfahrbar werden. Die Krippe wird zum Trog der Freude. Jeder Mensch kann sich dort Kraft holen, zum Beispiel für seinen sozialen ehrenamtlichen Einsatz in Gemeinde und Gesellschaft.

Denn dort stoßen Christen auf Arme, welche sie in ähnlicher Weise an das kleine Jesuskind erinnern können. Ohne arme Mitmenschen für den eigenen Wohltätigkeitshochmut zu missbrauchen, gelingt es vielen Christen, Gott wie Franziskus sinnenhaft auf die Spur zu kommen. Dazu wird es in dieser Ausgabe Beispiele und Impulse geben.

Wer zudem Freude hat, weihnachtliche Frömmigkeit in konkreten Darstellungen von Krippen zu entdecken und seine eigene vielleicht darin wiederzufinden, der sei auf unsere ökumenische Krippenausstellung hingewiesen. Diese findet vom 5. Dezember bis zum 6. Januar 2013 in unserem Clemenssaal statt. Über 100 Krippen unterschiedlichster Materialien und Größen sind dort zu sehen. Die Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte dem eigenen Veranstaltungskalender, der in den Kirchen ausliegt.

Reiner Krause

aus: MiNor SPEKTRUM, Advent 2012