Fragen zum Beruf "PastoralreferentIn"

Einführung Brigitta Krüll

Oder: Was Sie schon immer über PastoralreferentInnen wissen wollten, sich aber nie zu fragen trauten. Ein Interview mit unserern - zwischenzeitlich ehemaligen - Pastoralreferentinnen.

 

1. Wie wird man Pastoralreferentin?

Brigitta Krüll: Voraussetzung ist ein Diplom in katholischer Theologie. Wir beide haben in Münster und Bonn bzw. in Trier studiert. Das Studium ist sehr vielfältig: Neben den Bibel­wissenschaften (einschließlich der biblischen Sprachen Grie­chisch und Hebräisch) gehören Kirchengeschichte, Kirchenrecht, Dogmatik und Philosophie, aber auch praktische Fragen aus der Moraltheologie, der Liturgie und der Religionspädagogik zum Lernstoff.
 

Kordula Montkowski: Nach Abschluss des Studiums bewirbt man sich dann beim Bistum. Zu unserer Zeit wurden noch alle Bewerber eingestellt, die den Verantwortlichen geeig­net erschienen, heute sind es aufgrund der Sparmaßnahmen nur noch drei Neueinstellungen pro Jahr. Dann beginnt die Zeit der Berufseinführung, in der man ein Jahr als eine Art Praktikantin in einem Seelsorgebereich arbeitet und dabei noch die Schulausbildung absolviert, die mit der staatlichen Unterrichtserlaubnis für die Klassen 1 bis 10 abschließt. Nach dem ersten Jahr kommt man dann auf die erste Planstelle, ist dann aber zwei Jahre lang noch Pastoral­assis-tentin und damit  noch immer in der Berufsein-führungsphase. Dazu gehören dann auch mehrere Werkwochen, Supervision in einer Gruppe von Kollegen und diverse andere Veran­staltungen. Darüber hinaus mussten wir mehrere schriftliche Arbeiten verfassen, in der Gemeinde vor Ort eine pas-toralprakti­sche Prüfung bestehen und zum Schluss noch ein mündliches Kolloquium und das Scrutinium beim Erzbischof erfolgreich absolvieren, um dann schließlich zur Pastoralreferentin beauftragt zu werden.

 
 
2. Wofür sind Sie bei uns im Pfarrverband zuständig?

Brigitta Krüll: Mein Schwerpunkt liegt auf der Begleitung der Katholischen Kindergärten, wo ich mit den Kindern, aber auch mit den Erzieherinnen und Eltern zusammenarbeite. Zu diesem Bereich gehört auch das Angebot der „Kinderkirche“, das es jetzt in allen vier Kirchen geben wird. In Gräfrath bin ich die Ansprech­partnerin des Seelsorgeteams vor Ort. Dort bin ich zum Beispiel Mitglied im Pfarrgemeinderat und Begleiterin der Pfadfinder. Darüber hinaus übernehme ich noch verschiedene seelsorger­liche Aufgaben im ganzen Pfarrverband.

 

Kordula Montkowski: Zu den größeren „Baustellen“ in meinem Zuständigkeitsbereich gehören die Jugendarbeit und damit verbunden auch die Firm­katechese. Passend dazu bin ich auch Ansprechpartnerin für drei weiterführende Schulen in unse­rem Pfarrverband. Da ich in St. Engelbert wohne, bin ich dort auch erste Ansprechpartnerin des Seelsorgeteams, kümmere mich dort unter anderem um die Schulgottesdienste der dortigen Grundschulen, begleite die Pfadfinder und die Messdiener. Da ich im Rahmen eines Projekts in der Berufseinführung die neue Taufvorbereitung in unserem Pfarrverband mitentwickelt habe, wollte ich dieses Arbeitsfeld auch weiter gerne behalten. Neu hinzugekommen ist dieses Jahr die Mitarbeit im Redaktionsteam des Pfarrbriefes, den Sie ja gerade in Händen halten.

 
 
3. Wie sieht denn so Ihr Alltag aus?

Kordula Montkowski: Eigentlich lässt sich diese Frage nicht so einfach beantworten, weil in einer Woche kaum ein Tag dem anderen gleicht. Da wir in unserer Arbeit vor allem mit Ehrenamtlichen zusammen­arbeiten, finden viele Termine dann statt, wenn diese eigentlich Feierabend haben. Das macht für mich zugleich einen großen Reiz dieses Berufes aus, kann aber auch zu Problemen führen, wenn man nur dann Freizeit hat, wenn Freunde und Verwandte arbeiten. Es gibt auch keine wirklich fest vorgeschriebene Länge der Tagesarbeitszeit, an manchen Tagen ist man zwölf Stunden im Einsatz, an anderen dann mal nur drei. Dienstrechtlich steht uns ein freier Tag in der Woche und ein freies Wochenende im Monat zu.

 

Brigitta Krüll: Mein Tag beginnt oft mit einem Gottesdienst in einer Grund­schule oder einem Altenheim. Vormittags bin ich viel in den Kindergärten, wo ich den Kindern Bibelgeschichten erzähle oder mich mit Müttern zum Vorbereiten der Kinderkirche treffe. Nachmittags liegen meist die Termine für Besprechungen, sei es im Seelsorgeteam, auf Dekanats­ebene oder mit den Erzieherinnen. Oder ich besuche schon mal einen Seniorennach­mittag oder eine andere Gruppe. Zwischendurch sitze ich am Schreibtisch, um Post zu erle­digen und die verschiedenen Veranstaltungen vor- und nachzubereiten. Am Abend gehe ich dann noch zur Pfarrgemein­deratssitzung, in die Leiterrunde oder zu einem Vortrags- oder Bibelabend.

 
 
4. Was unterscheidet Ihre Arbeit von der eines Priesters?
 
Kordula Montkowski: Negativ formuliert dürfen wir keine Sakramente spenden, keine Gemeinde leiten und nicht in der Messe predigen. Wir dürfen aber Wortgottesdienste feiern, Menschen begleiten, pastorale Konzepte entwickeln und sogar, mit Sondererlaubnis des Bischofs, Beerdigungen vollziehen.
 

Brigitta Krüll: Mir ist es wichtig, dass ich als Pastoralreferentin genau wie alle anderen Christen zum Volk Gottes gehöre. Durch die Taufe und die Firmung hat jeder und jede von uns den Auftrag und die Befähigung, in der Kirche mitzu­arbeiten. Dazu möchte ich die Menschen ermutigen und ihnen entsprechende Hilfestellung ge­ben. Als hauptamtliche kirchliche Mitarbeiterin stelle ich meine Zeit und mein Wissen zur Verfügung. Da ich mich nicht wie die Priester um Verwaltungsfra­gen und ähnliches kümmern muss, habe ich mehr Freiraum für Gespräche und seelsorgerliches Arbeiten.

 
 
5. Warum haben Sie diesen Beruf ergriffen?
 
Brigitta Krüll: Schon als Jugendliche habe ich mit Begeisterung in vielen Bereichen der Gemeinde mitge­arbeitet. Im Grunde habe ich also einfach mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich möchte die guten Erfahrungen, die ich mit dem Glauben und der Gemeinschaft der Kirche gemacht habe, an andere weitergeben. Das als hauptamtliche Mitarbeiterin im offiziellen, kirchlichen Rahmen zu tun, ist eine Herausforderung, bietet aber auch viele Möglichkeiten.
 

Kordula Montkowski: Im Großen und Ganzen war das bei mir genauso. Mir war schon immer klar, dass ich keinen Beruf ergreifen möchte, der mit meinem Leben und meinem Glauben nichts zu tun hat und den ich nach Feierabend ablege wie die Arbeitskleidung. Ich wollte immer mit Menschen arbeiten, hätte bestimmt auch Sozialarbeiterin werden können, aber mir war es wichtig, den Menschen auch von dem mitzugeben, was mich im Innersten erfüllt.


 
6. Was sind für Sie Sternstunden in Ihrer Arbeit?

Brigitta Krüll: Wenn ich in der Begegnung mit Menschen, bei einem Gespräch oder im Gottesdienst, das Gefühl habe, dass der Funke über­springt, dass Gemeinschaft da ist und die Gegenwart Gottes zu spüren ist, wenn Menschen merken, dass sie mit ihrem eigenen Leben und Glauben vorkommen, dass sie Gott wirklich begegnen können – das sind die Momente, in denen ich selbst ganz froh und dankbar werde und weiß, dass meine Arbeit Sinn macht.

 

Kordula Montkowski: Diese besonderen Begegnungen sind auch für mich die Quelle, die mir in diesem Beruf immer wieder die Akkus aufladen. Spannend ist daran, dass diese Begegnungen nicht wirklich planbar sind und meistens ganz unerwartet geschehen, z.B. im strömenden Regen im Matsch auf dem Weg zurück zu den Zelten nach einem anstrengenden Tag auf dem Pfadfinder-Jamb oder bei der Fahrt mit Firmlingen zum Besuch im Obdachlosenheim.