Lebensweg als Glaubensweg - Pilgern ist Beten mit den Füßen

Das Interesse an der Pilgerbewegung ist, so zeigen es allein schon die Zahlen, weiterhin sehr lebendig. Immer mehr Menschen aller Generationen finden darin einen angemessenen Ausdruck ihres Glaubens. Im Gehen miteinander wollen sie ihren eigenen Lebensweg als Glaubensweg erfahren. Das Pilgern wird auch als "Beten mit den Füßen" beschrieben.
Viele Pilger berichten davon, daß das gemeinsame Unterwegssein mit Gleichgesinnten für sie ein Erlebnis von Glaubensgemeinschaft ist, das sie nicht missen möchten. Im normalen Alltag wird von gläubiger Weggemeinschaft, von Austausch und Mitteilen wenig spürbar.

Auf einer Wallfahrt aber kommen viele Erfahrensbereiche zusammen. Die Anstrengung, die Mühe und Freude, das gemeinsame Essen, Erholung und Ruhe, Beten und Schweigen verbinden sich in einer Weise miteinander, die es sonst kaum gibt. All das trägt dazu bei, daß die tieferen Schichten des inneren Menschen für die Begegnung im Glauben geöffnet werden.

Stand früher deutlicher die Verehrung der Heiligen im Vordergrund, so treten derzeit noch eine Reihe anderer Beweggründe in den Blick. Es ist nicht so sehr die Ankunft am Wallfahrtsort, sondern der ganze Weg ist ein "Ziel". Das Geschehen unterwegs macht das Pilgern sinnvoll. Dazu kommen die unterschiedlichen Motive der Einzelnen: Dankbarkeit oder ein wichtiges Anliegen führen Menschen auf diesen Weg.

  

Jährlichen Wallfahrten (Rom, Oberammergau, Lourdes, Israel, 2013 Frankreich, 2014 Fatima.

 

28.06.14 Heiligtumwallfahrt nach Trier

 

Kevelaer-Wallfahrt 2014  am 12. August.


Domwallfahrt 2014 im Erzbistum Köln vom  25. bis 28. September.



 BERICHT:

Reisen wie Gott in Frankreich 27.09.-05.10.2013

Heiligtümer Frankreichs: Elsass – Burgund – französische Alpen

 

Am frühen Morgen des 27.09.2013 brach eine 25-köpfige Gruppe der Pfarreiengemeinschaft Zülpich unter Leitung von Pfarrer Zimmermann auf nach Frankreich - eine Reise, die bei allen Teilnehmern tiefe und bleibende Eindrücke hinterlassen hat.

In der Woche, in der wir gemeinsam unterwegs waren, sind wir vielen Heiligen begegnet. Wir haben wunderbare  und faszinierende Orte und Landschaften gesehen, wir haben die Heilige Messe an den unterschiedlichsten Orten gefeiert,  wir haben Zeit in der Gruppe verbracht und hatten auch freie Zeit für uns, wir haben Gemeinschaft erlebt und viel gelacht, sei es bei den gemeinsamen Abendessen, beim gemütlichen Beisammensein danach oder bei der Weinprobe im Elsass mit Brezeln, Käse und Gugelhupf.

Frankreich ist ein Land, das unglaublich viel zu bieten hat, kulturell und landschaftlich. Einen kleinen Teil dieser großen Vielfalt haben wir besucht: Straßburg, den Odilienberg, Andlau, Beaune, Tournus, Taizé, Cluny, Paray le Monial, Ars, Grenoble, Grande Chatreuse und La Salette.

Auf dem Odilienberg, dem heiligen Berg des Elsass, haben wir die Heilige Odilia kennengelernt. Sie wurde blind geboren, ihr Vater wollte sie daraufhin töten lassen. Der Mutter gelang es, Odilia zu retten und in einem Kloster unterzubringen. Dort wurde sie getauft, durch die Taufe wurde sie sehend. Auf dem Odilienberg hat sie dann ein Kloster gegründet und sich auch mit ihrem Vater wieder versöhnt. Unterhalb des Klosters befindet sich eine Quelle, die bei Augenleiden helfen soll.

Ungemein beeindruckt hat uns alle die Dame, die uns über den Odilienberg geführt hat – sie war Jahrgang 1926, aber geistig und körperlich so fit und rege und so voller Begeisterung  darüber, uns die Heilige Odilia näher zu bringen, dass uns diese Führung sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Der Heiligen Margareta Maria Alacoque kamen wir in Paray le Monial näher. Sie war eine Nonne und Mystikerin, die im 17. Jhd. lebte. Als Nonne hatte sie mystische Erfahrungen, in denen sie die Leiden des Herzen Jesu erlebte und erfühlte. In einer Vision im Jahr 1675 sah sie das von Liebe entflammte Herz Jesu. Sie setzte sich ein für die Verbreitung eines Herz-Jesu-Festes, das schließlich im Jahr 1856 von Papst Pius IX für die ganze Kirche eingeführt wurde.

Ein ganz anderer Heiliger war Jean Marie Vianney, der Heilige Pfarrer von Ars. Am Studium der Theologie verzweifelte er, weil er die lateinische Sprache nicht beherrschte und einfach nicht erlernen konnte, und nur mit Hilfe eines priesterlichen Fürsprechers wurde er zur Priesterweihe zugelassen. Der Bischof sandte ihn nach Ars, einen Ort, an dem der Glaube so gut wie keine Rolle mehr spielte. Unter den einfachsten und ärmlichsten Bedingungen lebend und auch oft mit Gott ringend gelang es dem Heiligen Pfarrer von Ars im Laufe der Jahre, den Glauben in Ars neu zu beleben. Der Ort wurde schnell zu einem Ziel für Gläubige von überall her. Der Zulauf war so groß, dass er bis zu 17 Stunden jeden Tag im Beichtstuhl saß. Er gründete ein Waisenhaus und eine Schule für Mädchen und ist heute der Schutzpatron aller Pfarrer. Er ist in einem Bronzeschrein in einer Seitenkapelle der Kirche von Ars beigesetzt. Vor diesem Schrein haben wir Heilige Messe feiern dürfen, auch dies war einer der besonderen Momente unserer Reise.

Von Grenoble aus, wo 1968 die olympischen Winterspiele stattfanden, sind wir in die Berge gefahren zur Grande Chatreuse, wo der Heilige Bruno von Köln im Jahr 1084 mit sechs Gefährten das Mutterhaus des Kartäuserordens gründete, den Orden der großen Stille, er gilt als der strengste Orden der Welt. Das Kloster selbst konnten wir nicht besichtigen, sondern nur von außen einen Blick darauf werfen. Unterhalb des Klosters befindet sich das ehemalige Hospital der Kartäuser, das zu einem Museum umgebaut ist und auf sehr eindrückliche Weise vom Leben der Kartäusermönche erzählt. Gegenüber dem Museum befindet sich eine kleine Kapelle, in der wir Messe gefeiert haben. Und natürlich gab es auch einen Klosterladen, in dem man den Chartreuse, einen von den Mönchen hergestellten Kräuterlikör, kaufen kann.

Ebenfalls von Grenoble aus ging es in die Bergwelt von La Salette, wo Maria 1846 den Hirtenkindern Melanie und Maximin erschienen ist. Ein indischer Priester zeigte uns den Erscheinungsort, an dem heute Bronzefiguren stehen, die das Geschehen zeigen. Den Kindern erschien eine weinende Maria, die über den Zustand der Welt und die Vernachlässigung des Glaubens  betrübt war. Sie trug ein ganz besonderes Kreuz, an dessen Querbalken sich ein Hammer und eine Zange befanden. La Salette war die erste Marienerscheinung, bei der eine Botschaft hinterlassen wurde.

Ein spiritueller Ort der ganz anderen Art war Taizé. Wir haben bei unserem Besuch sehr schnell gemerkt, dass Taizé kein Ort ist, den man besichtigt, sondern ein Ort, den man erleben muss. Jedes Jahr kommen Tausende von Jugendlichen nach Taizé, um hier gemeinsam zu arbeiten, zu beten und zu singen. Die Gesänge von Taizé kennen sicherlich viele. Leider konnten wir diese nicht in einem Mittags- oder Abendgebet erleben, so blieb uns nur, uns dort eine CD mit den Gesängen zu kaufen. Es wäre schön, wenn auch aus unserem Seelsorgebereich viele Jugendliche die Möglichkeit hätten, Taizé zu erleben, z.B. im Rahmen der Firmvorbereitung. Einen ganz kleinen Einblick kann man auch bei der Nacht der Lichter bekommen, die wir in unserer Pfarreiengemeinschaft im Advent, in der Fastenzeit und in der Glaubenswoche anbieten. Eine deutsche Studentin, die seit August in Taizé war, hat uns einiges über das Leben dort erzählt und wie positiv sich diese Erfahrungen auf ihr Leben und ihre Persönlichkeit ausgewirkt haben.

Auf der Rückreise durch die Schweiz haben wir unter freiem Himmel auf einer Wiese am Genfer See die Heilige Messe gefeiert. Auch dies war einer der besonderen Momente dieser Wallfahrt.

Bevor es endgültig zurück nach Hause ging, konnten wir noch Freiburg besuchen. Nach einer Stadtführung in dieser schönen Stadt mit ihren vielen Bächle haben wir Heilige Messe in der Kirche des Priesterseminars gefeiert und konnten dann Freiburg noch auf eigene Faust erleben und auf dem belebten Markt um das Freiburger Münster eine gute Wurst vom Grill genießen, ein schöner Abschluss unserer Reise.

Vieles von dem erlebten wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben, wie Straßburg mit seinem gotischen Münster mit nur einem Turm – für den zweiten war kein Geld mehr da-, den alten Fachwerkhäusern und dem Blumenschmuck; das eindrucksvolle Hotel de Dieu in Beaune, ein Krankenhaus, das im 15. Jhd. gegründet  wurde und schon von außen mit seinen bunten  Dächern beeindruckte; die einst größte Abtei des Abendlandes in Cluny, die der französischen Revolution und Napoleon fast vollständig zum Opfer fiel und deren Größe heute nur noch zu erahnen ist oder die Schifffahrt auf dem Lac de Monteynard.

Was wir aber auch von dieser Reise in Erinnerung behalten werden ist die erlebte Gemeinschaft. Wir haben viele schöne Orte besichtigt und erlebt, wir haben zusammen gebetet und zusammen gelacht  - Erfahrungen, die uns hoffentlich noch lange in unserem Alltag begleiten werden.

 

Dorothee Bender