Komm, geh mit auf den Weg der Kontemplation!

Folge 3

Der katholischen Kirche wird immer noch eine gewisse Leibfeindlichkeit vorgeworfen. Ignatius von Loyola hat immer Wert darauf gelegt, dass der Körper mitbetet. Zwischen dem Physischen und Psychischen besteht eine so enge Verbindung und Wechselwirkung, dass Unordnung in dem einem Sektor notwendigerweise auch auf den anderen übergreift.
 
Geist und Leib sind eine Einheit. Beides muss für das Wirken Gottes verfügbar sein. Nur so ist eine Vereinigung der ganzen Person mit Jesus Christus möglich (R. Schutz). Wie der Leib die Ursprache der Menschen ist, so kann er sich darin auch für Gottes Gegenwart öffnen.
 
Im leibhaften Beten können wir unsere geschöpfliche Grundhaltung wieder entdecken und zu einer ganzheitlichen Spiritualität kommen. Ein Gebet, das den Leib nicht mit einbezieht, ist wie ein Baum ohne Wurzel (S. Painadath). Deshalb sollen wir beim Beten in der Leibmitte verwurzelt sein.
 
 

 

Ignatius von Loyola

Foto: Jürgen Damen 
 
Wie die sakramentalen Handlungen müssen auch die Gebetsgebärden "sinnvoll" sein, das heißt, der Leib muss abbildhaft sichtbar machen, was in der Seele geschieht (G. Bunge). Nach biblischem Verständnis ist das Stehen beim Gebet der leibliche Ausdruck für die Ehrfurcht des Menschen vor Gott.
 
Jede Körperhaltung kann eine bestimmte innere Haltung besonders zum Ausdruck bringen, zum Beispiel Knien für die Anbetung. Papst Johannes XXIII. hat einmal gesagt, dass der Mensch am Größten ist, wenn er kniet.
 
Verschiedene Formen des Sitzens bieten sich für die Meditation oder Kontemplation an. Liegen, als Zeichen der Ergebenheit beim Empfang des Weihsakramentes oder am Beginn der Karfreitagsliturgie.

Äußere Haltungen und Gebärden bringen aber nicht nur zum Ausdruck, was im Inneren des Beters vor sich geht, sondern das Äußere wirkt auch unmittelbar auf das Innere zurück. Auch hier geht probieren über studieren. Jeder muss für seine Gebetsübung die gemäße Körperhaltung finden. Wichtig ist, dass sie einfach und täglich wiederholbar ist, unabhängig von der eigenen Stimmung. Dann entwickelt sie auf Dauer eine verwandelnde Kraft und führt uns in die Vereinigung mit Gott.


                                                                                      Ihr Diakon Jürgen Wies