Alte Kirche am Johannisberg

Anschrift

Johannisberg 9

42799 Leichlingen

Anfahrt

360° Innenansicht der Alten Kirche am Johannisberg

Die erste Kirche auf dem Johannisberg

Schon 1789 wollten die 315 Leichlinger Katholiken eine eigene Kirche bauen. Sie mussten weite Wege in Kauf nehmen, um in Reusrath, Ohligs oder Lützenkirchen zur Kirche zu gehen. Und die, die starben, mussten meist auf priesterlichen Beistand verzichten.

Grundriss 1807
Grundriss 1807

Der Abt des Kloster Deutz, dem die Gemeinde Leichlingen unterstand, hatte ein Grundstück und Geld zugesagt. Aber die Französische Revolution und die Säkularisation machten alle Bemühungen zunichte. Die Klöster wurden aufgelöst, die Höfe verkauft.

Nach dem Kriegsende 1802 konnte man langsam wieder an den Kirchbau denken. Die Gemeinde war sehr arm, deshalb musste die Fortsetzung der unterbrochenen Kollekte bei der Herzoglichen Regierung in Düsseldorf neu beantragt werden und wurde auch genehmigt. Insgesamt wurden wohl 1.000 Reichsthaler gesammelt. Viel zu wenig für das geplante Vorhaben. Man überlegte nun, das Projekt preiswerter zu gestalten. Es wurde geplant, Kirche, Schule Pfarr- und Küsterwohnung unter einem Dach zu erstellen.

Karte zur Einweihung 1811
Karte zur Einweihung 1811

Es dauerte bis 1807, bis der Grundstein gelegt werden konnte. Alle, die dazu in der Lage waren, packten mit an. Auch die Protestantischen ließen es sich nicht nehmen zu helfen. Die Steine wurden im Steinbruch in der Wietsche geschlagen und mit Pferdefuhrwerken herangefahren.

Aus Geldmangel wurde zunächst am 1. September 1808 der Schulbetrieb mit 50 Kindern aufgenommen. Am 18. Oktober 1809 war die Anzahl der Katholiken auf 425 angewachsen. Am 4. August 1811 konnte die Kirche endlich eingeweiht werden. Die von Abt Schwingeler geschenkten Glocken hingen im Turm, bereit, die Gläubigen zur Kirchweihe zusammenzurufen. Es war ein Freudentag für die ganze Gemeinde. Die neue Kirche sollte heute seine Weihe erhalten und der erste feierliche Gottesdienst in ihr gehalten werden. Auch die evangelischen Mitbürger von Leichlingen, die so fleißig beim Bau geholfen hatten, fanden sich ein. Sie hatten zur Teilnahme an der Feier eine besonders gedruckte Einladung erhalten.

 Vortragekreuz

Die Kirche konnte die vielen Leute, die gekommen waren nicht fassen. Das störte aber nicht die feierliche Stimmung. Der Dechant, Pastor Candidus Evens, kam von Solingen. Er führte den ersten Seelsorger der Gemeinde nach der Reformation in sein Amt ein. Kaplan Thiemann von Sankt Maximilian in Düsseldorf und Dechant Claudius Evens assistierten dem neuen Pastor Bücheler bei der Einweihung des neuen Gotteshauses und stellten dieses und die ganze Gemeinde unter den Schutz des Hl. Johannes Baptist und des Hl. Einsiedlers Antonius.

Dann begann das feierliche Hochamt, freilich ohne Orgel und Chor. In der Kirche war nur ein Altar. Das Vortragekreuz, welches heute im Chorraum der neuen Kirche steht, wurde zu diesem Anlass von der evangelischen Kirchengemeinde zurückgeschenkt. Es stammt aus der vorreformatorischen katholischen Kirche in Leichlingen, die an der Stelle der heutigen evangelischen Kirche stand. Es ist aus dem 13. Jahrhundert und der älteste sakrale Gegenstand in Leichlingen.

Innenraum um ca. 1865
Innenraum um ca. 1865

Nach und nach konnten aus Klosterauflösungen sakrale Gegenstände wie Kerzenleuchter, Gewänder und Kelch angeschafft werden. Ferner erhielt die Gemeinde aus dem aufgelösten Kreuzherrenkloster zu Düsseldorf außer Paramenten die in Holz geschnitzte schöne Kanzel, die noch ganz neu war und 670 Taler kostete. Der Erzengel Michael stand allerdings an der Seite, weil die Höhe des Kirchraums nicht ausreichte. Es ist die Kanzel, die heute in der Pfarrkirche steht.

1834 wurde die Schule wegen Platzmangel in das neu errichtete Gebäude unterhalb der Kirche verlegt. Weil die Gemeinde immer noch sehr arm war, konnte erst 1863/64 ein neues Pfarrhaus neben der Kirche errichtet, und die Kirche vergrößert werden, um der gewachsenen Gemeinde gerecht zu werden. Am 22. September 1864 fand die Altarweihe statt. Wer heute genau hinschaut, kann die alten Fensteröffnungen der Wohnung und der Schulräume noch sehen.

Nach der Einweihung der neuen Pfarrkirche 1904 musste die Kirche auf dem Johannisberg aus Geldmangel verkauft werden. Sie wurde 1919 zurück erworben. 1923/24 wurde eine Bühne und Nebenraum angebaut und diente dann bis 1938 Jugendheim und Turnhalle.

 

 Kirchhof um ca. 1935
Kirchhof um ca. 1935

Am 1. Februar 1938 wurde der Jungmännerverein verboten und das Jugendheim durch die neuen Machthaber versiegelt. Am 24. April 1938 wurde die Schließung wieder aufgehoben und das verschwundene Inventar teilweise zurückgegeben. Ab Februar 1939 wurde immer wieder versucht, das Gebäude für die Modellbauabteilung des Nationalsozialistischen Fliegerkorps anzumieten. Der damalige Pfarrer Conzen konnte das aber mit Geschick verhindern, so dass 1942 das Interesse daran nachließ.

1945 wurde dann eine Orgelbauwerkstatt in der ehemaligen Kirche durch den Orgelbauer Joseph Goebel eingerichtet. Die Familie lebte bis 1967 in den Räumen des ehemaligen Jugendheimes.

Danach wurde die Kirche als Lager für sakrale Gegenstände durch das Erzbistum genutzt, bis Pfarrer Reichenbach das Kirchlein 1970/73 wieder herrichten ließ, um sie während der Restaurierung der Pfarrkirche als Ausweichmöglichkeit zu benutzen. Am 18. August 1973 fand die Altarweihe statt. Das Kreuz, das heute hinter dem Altar hängt, stand seit 1868 als Missionskreuz draußen vor dem Eingang an einer Linde.

1981 wurden neue farbige Fenster eingebaut. Der Entwurf stammt von Willy Schürmann, einem Mitglied unserer Gemeinde. Thema sind die acht Seligkeiten und ein Fenster mit Johannes dem Täufer (s. Bericht „Die neuen Fenster der Alten Pfarrkirche“).

1988 bis 1989 wurde der Parkplatz angelegt und die umliegenden Anlagen neu gestaltet.

Heute wird die Kirche ab und an für Trauungen genutzt oder für musikalische Veranstaltungen.

Hans Josef Gläser

 

Quellen:

Willi Gläser (Quelle; „Festschrift zum 100jährigen Kirchweihfest" (Pfr. Ludger Kühler) und Stadtarchiv) und Pfarrarchiv