St. Vinzentius

Oberaußem

 

Die heutige Kirche ist wie ihre Vorgängerin auf dem alten Friedhof dem Märtyrer Vinzentius von Saragossa (+304 n. Chr.) geweiht. Gebaut wurde diese Kirche unter Pfarrer Theodor Richartz in den Jahren 1878 - 1881, feierlich konsekriert erst einige Jahre später am 13. Oktober 1889. Ein erster Kleriker, der für ein Oberaußemer Gotteshaus erwähnt ist, heißt Heinrich von Solré (1306). Das Patronat über dieses Gotteshaus lag in den Händen der Äbte von Kornelimünster. Vermutlich wird ein Gotteshaus In Oberaußem schon weit vor dieser Zeit gestanden haben. Aus dem Vorgängerbau (1884 niedergelegt) der heutigen neugotischen Kirche stammt die barocke Vinzentiusstatue neben dem Marienaltar, das Weihwasserbecken gegenüber dem Antonius und ein Gottvater, der sich in der Sakristei befindet.

Wenn Sie das Gotteshaus durch das Hauptportal oder auch durch eines der Seitenportale betreten, öffnet sich Ihnen ein lichter dreischiffiger Innenraum, der von der Erhabenheit der Neugotik bestimmt ist. Der erste Eindruck ist prägend: der dreischiffige, helle Innenraum ist farblich abgesetzt von sandsteingrauen Pfeilern und Bögen und sandsteinroten Säulen und Strebebögen. Kontrastreich dazu grünes Blattwerk auf weißem Kapitellhintergrund. Dieses Blattwerk mit vereinzeltem Weinlaub und Trauben darf in Verbindung gebracht werden mit dem Patronat des heiligen Vinzentius, der als Schutzpatron der Holzfäller und Winzer gilt.

Die dreischiffige Gewölbebasilika von fünf Jochen mit dreiseitigem Chorschluß und Westturm in neugotischen Formen wurde nach Plänen des Architekten August Carl Lange (1834 - 1884) gebaut. Sie besitzt einen 56 m hohen Turm, ist rund 37 m lang und knapp 13,5 m breit. Die neugotische Ausstattung wurde hauptsächlich im Anschluß an den Bau in den 1880er Jahren angeschafft, in den 1950er Jahren zum Teil aber entfernt. So verschwanden der erste (neugotische) Kreuzweg, der im Krieg zum Teil beschädigte Hochaltar und die Altaraufsätze der beiden Seitenaltäre. Verlorengegangen sind durch Kriegseinwirkungen auch die ersten Glasfenster der Kirche, die in den Seitenschiffen einige Rosenkranzgeheimnisse darstellten. Die Nachkriegsfenster wurden in den 1960er Jahren unter Pfarrer Johannes Oehm durch die heutigen Buntglas-fenster ersetzt, die von dem zeitgenössigen Künstler Hermann Gottfried stammen. Bei den zehn Fenstern in den beiden Seitenschiffen lag die Idee zugrunde, die ganze Schöpfung, angefangen vom Wasser über die Engel, über Sonne, Mond und Sterne bis zur Erschaffung des Menschen, gleichsam zum Lobpreis Gottes in das Kirchen-innere hereinzuholen. Dabei wurde nicht versäumt, die heimische Pflanzenwelt (Weizen, Trauben, Zuckerrüben) und auch die heimische Industrie (Schaufelrad) in diese Dar-stellungen hineinzunehmen.
Ebenfalls unter Pfarrer Oehm gelangte die 23 Register-Schleifladenorgel 1956 in die Kirche. Gebaut wurde sie von der Bonner Orgelbaufirma Klais mit elektrischer Steuerung und 1148 Pfeifen. An der Orgelbrüstung befestigt ist seit der letzten Kirchensanierung ein Engel, der aus dem alten Hochaltar der Kirche stammt. Das Geläut der Oberaußemer Pfarrkirche setzt sich aus vier Glocken zusammen, wobei die letzten beiden Glocken mit den Tönen "f" und "c" 1960 hinzukamen.
Das derzeitige Erscheinungsbild der Oberaußemer Kirche ist bestimmt durch die letzte Grundsanierung in den Jahren von 1992 bis 1997. Ausgelöst wurde die Sanierung durch die Erdbebenschäden vom 13. April 1992 und den danach folgenden Untersuchungen, die eine Instabilität des Gewölbes durch Konstruktions- und Materialmängel ergaben. Einhergehend mit einer neuen Gewölbekonstruktion fand zunächst eine Innensanierung (neue Farbgebung, Beleuchtungsinstallation, Restauration von Seitenaltären, Figuren und Kreuzweg) und anschliessend die Außensanierung statt, die zum Teil noch nicht abgeschlossen ist. Im Rahmen der Außensanierung erhielt die Kirche einen vergoldeten Hahn (1964 vom RWE-Werk Niederaußem geschaffen) und neue Zifferblätter für die Uhr.