Centre de Santé de Gikonko - Ruanda
Unsere Pfarrei unterstützt seit einigen Jahren Frau Dr. Uta Elisabeth Düll, deren Elternhaus in Endenich steht, die hier ihre Jugend verbrachte und für die Endenich ein Stück Heimat ist. Dr. Uta Elisabeth Düll arbeitet seit 17 Jahren als Angehörige des benediktinischen Säkularinstituts St. Bonifatius, das seinen Sitz in Detmold hat, als Ärztin in Ruanda.
Dort leitet sie ein kleines Krankenhaus („Centre de Santé“) in Gikonko im Süden dieses kleinen, aber sehr bevölkerungsreichen Staates (ca. 11 Millionen Einwohner). Das Projekt Centre de Sante Gikonko liegt in der Nähe der zweitgrößten Stadt von Ruanda (Rwanda) Butare. Ruanda ist etwa so groß wie Rheinland-Pfalz, hat aber bald dreimal so viele Einwohner! Damit ist es das Land Afrikas mit der größten Bevölkerungsdichte. Es liegt mitten im Hochland Afrikas, ein wenig südlich des Äquators zwischen dem Kongo im Westen, Uganda im Norden, Tansania im Osten und Süden sowie Burundi im Süden.
Ruanda wurde 1994 von einem schrecklichen Bürgerkrieg zwischen den Volksgruppen der Hutus und Tutsis erschüttert, der mit einem Genozid an den Tutsis einherging und dem über eine Million Menschen zum Opfer fielen. Inzwischen ist Ruanda zu einem aufstrebendem afrikanischen Land geworden, in dem Frieden eingekehrt ist und das große Visionen hat.
Über diese Visionen und ihre Arbeit für die Menschen in Ruanda schreibt Dr. Uta Elisabeth Düll:
„Mit viel Skepsis hat man sie im Jahr 2000 zur Kenntnis genommen, nur wenige haben daran geglaubt. Auch wir gehörten zu den Skeptikern, doch auch wir spielen inzwischen unseren Part in dieser Vision, und auch wir ließen uns anstecken, Wegbegleiter eines Volkes zu sein, das den Ehrgeiz hat, voran zu kommen. Unser Part ist es, diejenigen zu begleiten, für die die Geschwindigkeit in Kigali zu schnell ist, die nicht mithalten können, die vergessen haben, die überfordert sind.
Eine Vision ist es: Alle Kinder sollen neun Pflichtschuljahre absolvieren, inzwischen sogar zwölf. Doch es fehlt an Klassenzimmern und Schulen. Die Bevölkerung sollte in Eigenarbeit und viel Eigenfinanzierung diese zusätzlichen Schulräume schaffen. Sonderabgaben wurden erhoben, Arbeitseinsätze gefordert. Wer nicht bezahlte, wurde festgehalten, bis irgendjemand für ihn bezahlte. Wir sahen, dass die meisten unserer Bürger, die gerade mit Not ihre Familien ernähren konnten, überfordert waren. Dank Unterstützung aus Deutschland, u.a. der Sternsinger, konnten wir den Bau eines Schulgebäudes übernehmen. Wir bauten in zwei Etagen, denn der Platz auf den Ebenen der Hügel wird knapp und das Bauen am Hang ist kostspielig. Fast rechtzeitig zum neuen Schuljahr konnten die Kinder ihre Schule beziehen, die „Universität von Gikonko“, so wie sie dieses Gebäude scherzhaft nennen, denn „en étage“ ist auch ein Zeichen von Fortschritt und Wohlstand. Doch für das neue Schuljahr fehlen schon wieder Räume ... Wer hilft uns nun?
Eine andere Vision: Die alten, traditionellen Rundhütten, mit Stroh gedeckt, sollten bis zum 31.5.2011 verschwinden und durch „moderne Häuser“ ersetzt
werden. Mitten in der Regenzeit wurden die Häuser zwangsabgerissen und nicht wenige Leute suchten Zuflucht im Krankenhaus oder kamen mit Lungenentzündungen, da der Regenschirm ihr Nachtlager nicht ausreichend schützte.
Die Reserven waren aufgebraucht: hatte man doch gerade die Sondersteuer für den Schulbau bezahlt, die Ziege verkauft, um den Krankenkassenbeitrag zu bezahlen, den Wahlkampf unterstützt und das Pflichtkonto in der Hügelsparkasse eröffnet ...
Doch unsere arme Landbevölkerung hat es sich ja nicht ausgesucht, in diesen Hütten zu leben. Baumaterial ist teuer und für viele unbezahlbar, dies hat man bei der Vision vergessen. So kauften wir – mit Ihrer Hilfe – Wellblech, Nägel, Zement und stellten den einen Baumaterial zur Verfügung, anderen, v.a. alleinerziehenden Müttern, Witwen, alten oder behinderten Menschen, baute unser kleiner Bautrupp das Haus. Auch eine kleine Grundausrüstung für den neuen Haushalt: Decken, Matratzen, Geschirr konnten wir zur Verfügung stellen. Dafür danken wir Ihnen.
Eine weitere Vision: Auch auf dem Land soll das bestmögliche Gesundheitssystem vorhanden sein. Aber: Qualifizierte Krankenschwestern /-pfleger oder Laboranten ziehen das Leben in der Stadt vor, fliehen die ländlichen Gesundheitsstrukturen oder gehen erst garnicht dorthin. So standen wir erneut vor vielen offenen Stellen, die wir kaum besetzt bekamen. Das wenige verbliebene Personal war schnell überarbeitet, frustriert und drohte auch noch zu kündigen. So haben wir uns entschlossen, dass gute Arbeit auch gut bezahlt sein muss, so dass wir durch eine spürbare Gehaltserhöhung nicht nur neue Mitarbeiter anziehen, sondern die alten auch ermutigen konnten. Sicher bedeutet es für uns eine finanzielle Belastung, doch was nützt ein neuer OP oder ein neues Labor, wenn die Mitarbeiter nicht motiviert sind oder weglaufen? Doch oft sind wir auch alle stolz auf das Erreichte. Z.B. der kleine TYIZERE Jean d‘Amour: Er kam mit Behinderungen auf die Welt. Er hatte einen viel zu großen Kopf – Hydrozephalus/„Wasserkopf” einen offenen Rücken – Spina bifida – was zu einer fast kompletten Lähmung der Beine und vor allem auch der Blase führte, und dazu noch Klumpfüßchen. Vor einem guten Jahr haben wir den kleinen Buben im Alter von einem Jahr operiert, ein Shunt leitet das Gehirnwasser ab, so dass der Überdruck das Gehirn nicht mehr einschränkt. Der Kleine ist einrichtiger Lausbub geworden. Trotz einer zweitägigen Anreise, z.T. zu Fuß, z.T. auf einem Fahrradsitz, z.T. mit einem öffentlichen Taxi, kam die Mutter regel mäßig zu den Kontrollen. Vor zwei Monaten haben wir dann Mutter und Kind erneut stationär aufgenommen, haben mit Gipsverbänden die Klumpfüßchen korrigiert und mit Mutter und Kind Blasentraining begonnen. Und zu unser aller Freude hat der Kleine schon im Gips mit Gehversuchen begonnen. Inzwischen haben wir ihm kleine Schienen angepasst, die die Knie gelenke stabilisieren, und nun will TYIZERE nicht mehr im Kinderwagen sitzen, sondern ist ganz stolz, dass er laufen kann – und wir alle mit ihm!
Oder der kleine KIZITO, der mit seinen sechs Jahren kleiner und schwächer war als sein jüngerer Bruder, da er immer nur mit Bauchkrämpfen zu Hause auf der Matte lag. Immer wenn die Eltern etwas Geld gespart hatten, machten sie sich wieder auf den Weg in die Uniklinik, wo immer neue, immer teurere Untersuchungen angeordnet wurden... Es war ein fach nicht bezahlbar.
Als Kizito zu uns kam, konnten wir mit unserem neuen Echogerät aus Bielefeld sofort einen Blasenstein diagnostizieren, der noch am selben Tag in einer 20-minütigen OP entfernt wurde.
Nun hat Kizito seinen Stein wie eine Murmel in der Hosentasche und zeigt „seine Krankheit‘
... SEIN Stolz – UNSER Stolz – IHRE Hilfe!
– DANKE.
Trotz des Erreichten brauchen wir auch im neuen Jahr IHRE Hilfe und Solidarität.
Mit diesem Rundgang durch unseren Alltag aus dem Centre de Santé verabschieden wir uns aus Gikonko,
Ihre Uta Elisabeth Düll