Partnerschaftsvereinbarung
zwischen der
Katholischen Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena, Bonn- Endenich
und der
Evangelischen Trinitatiskirchengemeinde Bonn
20. Juni 2004, Bonn-Endenich
Wir, die Evangelische Trinitatiskirchengemeinde Bonn und die Katholische Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena Bonn-Endenich, wissen uns im Bekenntnis zur gemeinsamen Taufe als dem grundlegenden Band der Einheit in .Christus verbunden und von der Bitte Jesu, "dass alle eins seien" (Joh. 17,21), getragen. In großer Dankbarkeit gegenüber Gott für die neu geschenkte geistliche Gemeinschaft zwischen Katholiken und Evangelischen, bestärkt durch die "Gemeinsame katholisch-lutherische Erklärung zur Rechtfertigungslehre", angeregt durch die Charta Oecumenica und ermutigt durch das langjährige geschwisterliche Miteinander unserer Gemeinden, das über ein friedliches Nebeneinander zu einem offenen Miteinander hinaus gewachsen ist, unterzeichnen wir diese
Partnerschaftsvereinbarung.
Mit ihr geben wir dem zwischen uns gewachsenen Miteinander einen verbindlichen Rahmen und verpflichten uns, dieses Miteinander auch weiterhin zu fördern und auszubauen. Unsere Partnerschaftsvereinbarung beschreibt, was wir schon haben und fortfuhren möchten, neue Wege des ökumenischen Lebens in unseren Gemeinden, die wir hiermit vereinbaren, und konkrete Schritte, die diese Wege in nächster Zeit eröffnen.
Das haben wir schon!
Wir sind dankbar für das partnerschaftliche Miteinander und die Erfahrung ökumenischer Gastfreundschaft: Verurteilungen, Abgrenzungen und Desinteresse gehören der Vergangenheit an. Wir haben uns füreinander geöffnet und dadurch besser kennen, verstehen und achten gelernt. Wir erleben das Miteinander als Bereicherung. In der Begegnung wird uns auch das eigene Selbstverständnis deutlicher. Das bezeugen durch ihr Zusammenleben ganz besonders die zahlreichen ökumenischen Paare, die es in unserem Stadtteil gibt. Im gemeinsamen Feiern, Veranstaltungen, Gesprächen und Aktionen bekräftigen wir als Kirchengemeinden am Ort die Zusammengehörigkeit unseres christlichen Glaubens.
Dazu gehören:
Die Gestaltung des Palmsonntags, an dem die katholische Gemeinde der evangelischen im Gottesdienst eine Osterkerze überreicht und die evangelische Gemeinde an der Prozession der katholischen Gemeinde teilnimmt, das Pfingstfeuer auf dem Kreuzberg am Freitag vor Pfingsten, die Tradition der ökumenischen Andachten, die wir in der Passions- und Adventszeit miteinander begangen haben, die vielen ökumenischen Schulgottesdienste, die wir in Kooperation mit der Matthias Claudius Grundschule feiern, die ökumenische Woche im Januar, in der wir verschiedene Anlässe der Begegnung und des Miteinanders eröffnen, vom gemeinsamen Singen über Bibellesen, Andachten, Gottesdiensten zu Vorträgen, Unterhaltung und offener Begegnung, die regelmäßigen gemeinsamen Dienstbesprechungen der Seelsorgerinnen und Seelsorger, der regelmäßig tagende ökumenische Arbeitskreis, das regelmäßig stattfindende Treffen von Pfarrgemeinderat und Presbyterium, die Zusammenarbeit und das Miteinander in Gremien des Stadtteils und die so wichtige Erfahrung, von Institutionen im Stadtteil gleichermaßen angesprochen und bedacht zu werden.
Diese neuen Wege vereinbaren wir!
1. Unsere gemeinsame Mitte ist der Gottesdienst
Wir setzen uns zum Ziel, ökumenische Gottesdienste und Andachten durchzuführen. Sie sollen durch ihre Ausgestaltung (Zusammenwirken der Chöre, Mitarbeit von Gruppen, Wahl des Zeitpunktes) besondere Akzente im Kirchenjahr setzen. Wir richten dabei unsere Blicke auf eine -jetzt noch nicht mögliche - Mahlgemeinschaft der Christen bei der Gemeinden.
2. Wir entfalten ökumenisches Leben in der Begegnung der Gruppen und Mitarbeitenden
Wir setzen uns zum Ziel, die Kontakte zwischen den Gruppen und Arbeitsbereichen durch gemeinsame Aktionen zu fordern, insbesondere ihr Zusammenwirken bei gemeinsamen Gottesdiensten und Festen. In der Tradition gelebter Gastfreundschaft wollen wir in noch stärkerem Maße uns gegenseitig einladen, insbesondere an Höhepunkten des Gemeindelebens (Festgottesdienste, Feste; Jubiläen). Wir wollen uns ermuntern nicht nur zur Teilnahme, sondern auch zur Mitwirkung und Mitgestaltung (durch Grußwort, Gebet, Lesung, Bericht, Predigt)* (Nachtrag: in Wortgottesdiensten). Es sollte selbstverständlich werden, sich gegenseitig zu informieren (persönlich, im Gemeindebrief, in den gottesdienstlichen Abkündigungen) und füreinander zu beten (öffentlich im Gottesdienst und persönlich).
3. Wir besinnen uns auf die biblischen Grundlagen, den gemeinsamen Glauben und die verbindenden Traditionen.
Wir setzen uns zum Ziel, uns immer besser gegenseitig zu verstehen und anzunehmen. Wir fordern diesen Prozess durch regelmäßige gemeinsame Veranstaltungen wie Bibelabende, Glaubensgespräche und Vorträge und Diskussionen.
4. Wir entdecken und leben Spiritualität in ökumenischer Weite und suchen mit konfessionsverbindenden Ehen und Familien nach Formen der geistlichen Beheimatung.
Wir setzen uns zum Ziel, im Miteinander das gemeinsame Bibellesen, das gemeinsame Gebet, das gemeinsame Singen, die gemeinsame Andacht und geistlich vertiefte Formen gemeinsamer Weltverantwortung zu praktizieren. Die Begleitung konfessionsverbindender Ehen und Familien sowie die Vorbereitung und Durchführung von ökumenischen Trauungen sind uns ein besonderes Anliegen.
5. Wir übernehmen Verantwortung für die Lebensfragen der Menschen in unserem Stadtteil.
Wir setzen uns zum Ziel, drängende Fragen und Probleme zum Thema zu machen und gemeinsam anzugehen. Wir sind bemüht, notwendige öffentliche Stellungnahmen gemeinsam zu verantworten (Kanzelworte, Meinungsbildung in den Gemeindebriefen, Presseerklärungen, öffentliches Handeln).
6. Wir beziehen in das ökumenische Miteinander ganz selbstverständlich Kinder und Jugendliche ein.
Wir setzen uns zum Ziel, die Zusammenarbeit zwischen unseren Kindergärten zu fördern und in den Schulen mit ökumenischen Gottesdiensten und anderen Angeboten gemeinsam präsent zu sein. Wir wollen im Kontakt mit Jugendlichen in unserem Stadtteil neue Formen der kirchlichen Jugendarbeit entwickelt und pflegen. Weiterhin treten wir ein für ein offenes Angebot für Kinder und
Jugendliche in unserem Stadtteil.
7. Wir verstehen Ökumene als einen Prozess.
Die Partnerschaft unserer beiden Gemeinden ist offen für die Partnerschaft mit weiteren Gemeinden am Ort. Sie darf sich weiter entwickeln auf eine größere und tiefere Gemeinschaft hin. Dabei liegt uns besonders die Tischgemeinschaft am Herzen.
Konkret heißt das
Es findet einmal im Jahr eine gemeinsame Sitzung des Pfarrgemeinderates, des Presbyteriums und der Seelsorgeteams statt, in der besonders die Möglichkeiten gemeinsamer Arbeit im Stadtteil sowie weitere Konkretisierungen der ökumenischen Partnerschaft erörtern und beschlossen werden. Dieses Gremium ist verantwortlich für den Prozess und die Fortschreibung der ökumenischen Partnerschaft. Es kann besondere Aufgaben an die ökumenische Dienstbesprechung delegieren.
Einmal im Jahr lädt jede Gemeinde die Partnergemeinde zu einem ihrer Gottesdienste ein.
In den regelmäßigen Veröffentlichungen und Abkündigungen der Gemeinden bekommt die Partnergemeinde Raum für Mitteilungen aus ihrem Gemeindeleben. Wir laden uns gegenseitig zu Kirchentagen und Katholikentagen ein. Zu besonderen Festen (Erstkommunion, Konfirmation) werden Grußworte verlesen.
Die Seelsorgerinnen und Seelsorger beider Gemeinden beraten über die Begleitung konfessionsverbindender Ehen, Familien und Gruppen (z.B. Gesprächskreise, Freizeiten).
Es wird mindestens eine gemeinsame Aktion im Jahr für Jugendliche geplant und durchgeführt (z.B. eine Fahrt nach Taizé).
In der diakonischen und caritativen Arbeit streben wir eine verstärkte Kooperation an und verabreden dazu eine gemeinsame Sitzung der entsprechenden Ausschüsse.
Alle vier Jahre findet ein gemeinsames PfarrGemeindeFest statt.
Beide Gemeinden sind durch ihre VertreterInnen mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bonn (ACK) verbunden. Sie nehmen durch ihre VertreterInnen an dem jährlichen Konvent der ACK teil und nehmen nach Möglichkeit Anregungen der ACK für ökumenische Initiativen auf.