Der Weg zur neuen Orgel

In den 80er Jahren treten nach und nach vermehrt technische Störungen auf. Töne und Register fallen aus und die Orgel lässt sich immer schwerfälliger spielen. Der sich in der Orgel sammelnde Dreck tut sein Übriges dazu. Daher beschließt der Kirchenvorstand am 10.12.1992 "die Neuanschaffung einer Orgel mit einer vom Gutachter geschätzten Kostensumme von 650.000,- DM. ... Der KV befürwortet und plant die Gründung eines Orgelbauvereins."

Im Januar 1994 beginnt der Nachfolger von Kantor August Dreiling, der nach 47 Dienstjahren in Mettmann in den Ruhestand geht, Regionalkantor Matthias Röttger, seinen Dienst in der Pfarrei St. Lambertus neben seiner Arbeit für das Kreisdekanat Mettmann. Im September 1994 wird ein Förderverein für Orgelbau und Kirchenmusik an St. Lambertus gegründet.

1997 gibt die katholische Kirchengemeinde St. Lambertus die Orgelrestaurierung bei der Freiburger Orgelbauwerkstatt von Orgelbaumeister Hartwig Späth in Auftrag. Nach Übereinkunft zwischen den beiden Sachverständigen, Prof. H.D. Möller, Orgelsachverständiger des Erzbistums Köln, und Dr. Franz-Josef Vogt, Orgelsachverständiger beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege, dem Organisten der Pfarrei, Regionalkantor Matthias Röttger, und dem Orgelbaumeister Hartwig Späth wird eine Disposition für eine dreimanualige Orgel mit insgesamt 43 Registern entworfen.

Da eine Finanzierung der Gesamtorgel aber bei Auftragserteilung nicht gesichert schien, konnten nur 29 Register auf 2 Manualen plus Pedal bestellt werden. Dies entspricht ungefähr 1860 Pfeifen. Das Gesamtkonzept der Orgel bleibt dabei unberührt. Sowohl Spieltisch wie auch der komplette Orgelaufbau werden für die große Lösung vorbereitet.

Ein Blick ins Orgelwerk nach der Renovierung 2000

Zum Grundkonzept der restaurierten Orgel

Die Kirche St. Lambertus und damit auch ihre Orgel stehen unter Denkmalschutz. So schreibt Dr. Vogt in einer Aktennotiz vom 15.11.1994: "Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass das vorhandene Orgelgehäuse und ein nicht unerheblicher Teil des Pfeifenmaterials Denkmalwert besitzen, somit die Planung diesem Umstand Rechnung tragen muss.
Andererseits steht außer Zweifel, dass die vorhandene technische Anlage als verbraucht anzusehen ist und dass deren Wiederherstellung nur mit relativ hohen Kosten zu bewerkstelligen ist, ohne dass damit eine dauerhafte Funktionssicherheit gewährleistet ist. Demzufolge sollte man sich einem technischen Neubau der Orgel nicht verschließen."

Da sowohl Orgelgehäuse wie auch ein Großteil des Pfeifenmaterials erhalten werden mussten, war von vornherein klar, dass sich eine Orgelerneuerung an der ursprünglichen Orgel aus dem Jahre 1912 orientieren musste. So ging es bei der Planung darum, ein Instrument zu schaffen, dass sich dem deutsch-romantischen Orgelbau um 1912 verpflichtet fühlt und dennoch für den heutigen liturgischen wie konzertanten Gebrauch zu überzeugen weiß.

Daher orientieren sich die Disposition der jetzigen Orgel wie auch die Registerbezeichnungen an dem Dispositionsvorschlag aus dem Jahre 1911. Mit dem Carillon des Positivs erhält sie sogar ein für den rheinischen Raum besonderes Register.

Ihren klanglichen Schwerpunkt wird die Lambertusorgel in der Orgelmusik der deutschen Romantik der Jahrhundertwende haben. Dies unterstreichen auch die beiden Schwellwerke, denn auch das Positiv wird in einem Schwellkasten stehen. Die Verbindung von den Tasten zu den Pfeifenventilen erfolgt über eine mechanische Traktur. Bei den Windladen greift man wieder auf die bewährte Schleiflade zurück, einer zuverlässigen und wartungsarmen Technik, die aber nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gebaut wird.

Große Bedeutung misst die Orgelbaufirma der klanglichen Gestaltung der Orgelpfeifen, der Intonation bei. Jede Pfeife wird hierbei in vielen kleinen Handgriffen in Klangfarbe und Lautstärke dem Gesamtinstrument und dem Kirchenraum angepasst. Der Firma Späth mit ihrem Intonateur Reiner Janke gelingt es, Orgeln zu bauen, die trotz ihres Schwerpunktes in der romantischen Musik so transparent klingen, dass auch die Musik anderer Epochen überzeugend dargestellt werden kann.

Orgelfront klein

Quintessenz

Die Kirchengemeinde hofft nun, dass mit der Orgelerneuerung ein Instrument geschaffen wurde, dass Gottesdienst- wie auch Konzertbesucher über Jahre und Jahrzehnte anzusprechen und zu erfreuen weiß.

Leider ist die Königin der Instrumente zur Zeit der Veröffentlichung dieses Textes noch eine Unvollendete. Dennoch sei an dieser Stelle allen gedankt, die an der Verwirklichung dieses außerordentlichen Projektes mitgewirkt haben: allen Helfern und Beratern, allen, die sich bei den verschiedensten Aktionen zugunsten des Orgelbaus engagiert haben, aber auch allen Spendern.