Aktuelles
kfd St. Martinus Kirchherten
kfd St. Martinus Kirchherten
In seelsorglichen Notfällen
in St. Lambertus
Eine Dokumentation von Pfarrer Msgr. W. Skorjanz aus dem Jahre 1994
Seit Jahrhunderten erfährt die Gottesmutter unter dem Ehrentitel Mutter vom guten Rat in unserer Pfarrei hohe Verehrung. Sie geht zurück auf die Augustinermönche, die 1284 nach Bedburg kamen und hier ein Kloster gründeten. Die im Jahre 1648 erbaute Klosterkirche, später auch Pfarrkirche, hütete als kostbares Heiligtum ein Gnadenbild der Mutter vom Guten Rat, eine Nachbildung des Gnadenbildes von Genazano bei Rom.
Nach dem Neubau der Pfarrkirche wurde es dorthin übertragen und fand Aufstellung in der zum Kirchplatz hin gelegenen Turmkapelle. Als Unterbau wurde ein Altar aus Sandstein geschaffen, worauf das Bild mit einem reich geschnitzten neugotischen Rahmen seinen Platz erhielt. Zu jeder Tageszeit brennende Opferkerzen bezeugen die gläubige Verehrung der Bedburger, die in vielerlei Nöten und Anliegen den Rat der Mutter Maria suchten.
Nach Auflösung des Klosters wurde 1795 Winand Ignatz Leiten, einer der letzten Mönche des Klosters, Pfarrer von St. Lambertus. Im Jahre 1800 gab er der hiesigen Marienverehrung eine feste Form: Die Gute-Rats-Sonntage. Einer seiner Nachfolger, Pfarrer Ludwig Busch, gab im Jahre 1840 sogar ein Gebetbuch für die Bedburger Pfarrei mit den besonderen Andachtsübungen zur Mutter vom guten Rat heraus, das in den folgenden Jahren mehrere Auflagen erlebte. Die letzte Auflage erschien in den 50er Jahren.
Als wir die Renovierung der Kirche begannen, beschlossen wir, die Gute-Rats-Kapelle in die bisherige Sakristei zu verlegen. Somit erhielten wir, zusammen mit der kleinen Ministrantensakristei, einen größeren Raum, der die Möglichkeit bot, dort die heilige Messe in einem kleinen Kreise zu feiern. Außerdem kann die Kapelle geöffnet bleiben, sollten wir die Kirche tagsüber schließen müssen.
Mit der Verlegung der Gute-Rats-Kapelle haben wir uns die Aufgabe gestellt, aus zwei verschieden großen Räumen ein Oratorium (Gebetsraum) zu schaffen, das
- der Tradition der Gemeinde entsprechend eine würdige Stelle der Marienverehrung sein kann;
- dem Beter einen Raum der Stille und Sammlung und der sakralen Atmosphäre bietet;
- die Möglichkeit zum Besuch und der Anbetung des Allerheiligsten gibt. Darum hat die Kapelle auch einen Tabernakel erhalten;
- die Heiligtümer, die zum Teil für das religiöse Leben der Pfarrei von jeher bedeutend gewesen sind, beherbergt. Hier sind sie sinnvoller aufgehoben als in Privaträumen oder in irgendeinem Schrank;
- zu Wortgottesdiensten oder Meßfeiern in kleinem Kreis genutzt werden kann, ohne dass die Teilnehmer sich im Kirchenraum verlieren.
Nun zu den einzelnen Gegenständen:
Der Steinaltar mit dem Tabernakel an der Rückwand ist der Altar der ehemaligen Buchholzer Kapelle. Darauf erhebt sich der neugotische Aufbau mit dem Marienbild.
Der im Durchbruch stehende Altar für die Feier der heiligen Messe wurde von Schreinermeister Peter Wirtz für die Kapelle neu angefertigt. Auf der Vorderseite ist darin eingearbeitet eine kleine Statue des Kirchenpatrons Lambertus.
Das Ölgemälde an der rechten Seitenwand, die "Beweinung Christi", hing früher in der Kirche. In seinen „Chronologischen Notizen der Pfarrgemeinde Bedburg“ schreibt Dechant Bungartz:
Zum Namenstag des Pfarrers Edmund Bungartz am 16. November 1929 schenkte Herr Generaldirektor Holtkott unserer Pfarrkirche ein Ölgemälde "Beweinung Christi" eines italienischen Malers. Das Bild fand seinen Platz in dem abgeschlossenen Nischenraum des Beichtstuhles an der Epistelseite.“
Unter den 1953 aus der Kirche entfernten Heiligenfi-guren fanden wir eine kleine Statue der heiligen Barbara, der Patronin der Bergleute. Weil viele unserer Gemeindemitglieder im Bergbau beschäftigt sind, hielten wir es für angebracht, auch ihr einen Ehrenplatz zu geben. Den fand sie in der Ecke rechts neben dem kleinen Zelebrations-Altar.
Der Blick fällt auf die Vitrine links neben dem Durchbruch zum Altarraum. Sie ist hergestellt aus Trachytstein mit einem Kunstschmiedegitter nach dem Entwurf des Bildhauers Hein Gernot. In dieser Vitrine befinden sich die der Kirche gehörenden Reliquiare sowie einige alte, kostbare Kerzenleuchter.
Die Reliquienvitrine birgt auch eine wertvolle alte Ikone; die Dreifaltigkeitsikone, eine symbolische Darstellung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Sie ist ein Geschenk für die renovierte Pfarrkirche. Bewusst wurde das Dreifaltigkeits-Motiv gewählt, um daran zu erinnern, dass sowohl die alte Klosterkirche wie auch die neue Pfarrkirche auf den Titel der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht worden ist. Das Dreifaltigkeits-Fenster über dem Hochaltar weist auch darauf hin.
Die beiden Leuchter an der Decke wurden aus vorhandenen alten Teilen gefertigt, der große aus den alten Kettengliedern, an denen früher die Kronleuchter in der Kirche hingen.
Ein Teil der alten Ornamentfliesen vom Boden der Kirche konnte wieder verwandt werden. Sie geben der Kapelle einen passenden Bodenbelag.
Die Fenster wurden gefertigt nach Entwürfen des Künstlers Paul Weigmann durch die Firma Oidtmann in Linnich. Das Fenster im vorderen Bereich rechts zeigt eine Darstellung der Verkündigung.
Die drei Fenster im hinteren Kapellenraum entfalten die Anrufung aus der Laurentanischen Litanei: Rosa Mystica – Die geheimnisvolle Rose.
Die Spendenbereitschaft der Bedburger Gemeinde ist ein beredtes Zeichen für die Hochschätzung der Verehrung der Mutter vom guten Rat. Zusätzlich zu den anderen Sammlungen für die Renovierung der Kirche (Monatskollekte und Kirchbauverein) wurden innerhalb von gut 2 Jahren ca. DM 35.000,00 für die Kapelle gespendet. Die Kirchengemeinde muss den Umbau der bisherigen Sakristei und die Einrichtung der Gute – Rats - Kapelle aus eigenen Mitteln finanzieren. Die dafür veranschlagte Summe beträgt 50.000,00 DM. Dank der Förderer der Gute-Rats-Kapelle haben wir die Hoffnung, dass der Restbetrag auch noch zusammenkommt.
Entnommen aus dem Buch: „Historische Wurzeln kirchlichen Lebens in Bedburg“ aus dem Jahre 1994.
Die Bilder sind von Martin Vogelsang vom 28. November 2015.
Hermann-Josef Oster (im Dezember 2015)