Pfarrer Dechant Schöllgens Amtszeit begann in den Jahren des Wiederaufbaus Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. In einer vom Krieg gebeutelten Stadt wie Wuppertal hatte er mit allerlei Nachkriegssorgen, mit wirtschaftlicher und sozialer Not zu kämpfen und war vor die Aufgabe gestellt, den Wiederaufbau der zerstörten Kirche zu lenken, der sich bis 1974 hinzog.
Aber auch mit anderen Umbrüchen in der kirchlichen und gesellschaftlichen Lebenswelt hatte der 1895 in Düsseldorf geborene Schöllgen zu kämpfen. Nach dem Abitur und dem Dienst als Freiwilliger in einer Sanitätsabteilung während des Ersten Weltkriegs war er 1922 zum Priester geweiht worden, hatte als Kaplan, Religionslehrer und Präses verschiedener katholischer Organisationen gewirkt und war nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Remscheider Gemeinde gelandet. Mit dem Wechsel nach Wuppertal zählte nicht nur der Kirchenneubau zu Pfarrer Schöllgens Hauptaufgaben, auch um Aufbau und Ausgestaltung verschiedener Einrichtungen der Pfarre, u.a. des Breuer-Saals, des Pfarrkindergartens und des St.-Josef-Hospitals, hat er sich gekümmert.
Eine Welt mit modernen Vorstellungen bildete sich in den 1960er-Jahren heraus und stellte die Kirche vor große Herausforderungen, weil der Zeitgeist gegen überholte Auffassungen stand, was mitunter auch zu massiver Kritik an Religion und christlichem Glauben führte. Für Schöllgen war der Bedeutungsverlust der etablierten religiösen Institutionen nicht leicht zu ertragen, er setzte sich im Gegenzug z.B. besonders für die Stärkung der Bekenntnisschulen ein. Der damals sich schon abzeichnende Priestermangel leitete eine Mehrbeteiligung der Laien, etwa in Form des Pfarrgemeinderates ein, heute ein unverzichtbares Gremium. Auch die offizielle Einführung der Handkommunion durch Kardinal Höffner im Erzbistum Köln 1969 hat Schöllgen noch miterlebt.