Pfarrer Neumanns Wirken fällt in eine Zeit, in der es noch kein Fernsehgerät, keine Videos, geschweige denn Computer gab, viele Menschen also dankbar waren, dass es Vereine und Begegnungsstätten in ihrer Nähe gab, wo man sich traf und engagierte. Von Pfarrer Neumann stammt eine Statistik aus dem Jahre 1920, die 25 Vereine in Laurentius aufzählt, mit 7563 Vereinsmitgliedern – und das bei 12.500 Pfarrmitgliedern insgesamt. Ein beeindruckendes Verhältnis. Pfarrer Neumann war Präses bzw. geistlicher Betreuer allein von sechs Vereinen. Zur Gemeinde- und Vereinsarbeit leistete damals auch Kaplan Hans Carls einen wichtigen Beitrag, der sich in der NS-Zeit durch mutige Predigten und Widerstand auszeichnete und später Caritasdirektor wurde.
Pfarrer Neuman erblickte das Licht der Welt 1852 in Neuss, studierte in den frühen 1870er-Jahren in Bonn Theologie, erhielt die Priesterweihe 1875 und fand einen ersten Wirkungskreis im Bistum Regensburg. 1897 begann seine 27jährige Seelsorgearbeit an St. Laurentius. Neben der bereits erwähnten Vereinstätigkeit widmete sich Neumann, aus einer Lehrerfamilie hervorgegangen, wie einige seiner Vorgänger und Nachfolger auch, pädagogischen Aufgaben und Anliegen. Er unterstützte u.a. die Gründung des Mädchen-Lyzeums St. Anna (damals die einzige katholische höhere Lehranstalt im Bergischen Land) 1905 und sorgte dafür, dass drei hauptamtlich Angestellte an höheren Schulen im Wuppertal als Lehrer wirkten, wofür er beharrlich kämpfen musste. Solche Initiativen hängen auch mit der Ernennung zum Stadtdechanten 1916 zusammen, was ihn zum Verfechter gemeindeübergreifender katholischer Interessen machte. Für die vom Ersten Weltkrieg betroffenen Familien war Neumann ein wichtiger Ansprechpartner.