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Impuls für den 24. Dezember 2024
Impuls für den 24. Dezember 2024
Josef - am Tag nach der Geburt
So verharrte er zunächst im Gebet der Psalmen,
spürte den nächtlichen Windhauch
und sah auf den Schatten, der sich mit im Mondlicht wandernd wiegenden Palmen.
Seine Gedanken begannen zu schweigen
und seines Herzens Ohr begann er nach innen zu neigen.
Die Worte seines Gebets waren wir auslaufende Wellen,
die auf dem weiten Strand seines Bewusstseins versickerten und ihn behutsam in die Tiefe eines geruhsamen Schlafes führten.
Er wachte erst auf, als er sah, wie zwei Gestalten das Feuer schürten.
Wie versprochen war Chava* in der Morgendämmerung zurückgekommen.
Behände hatte sie begonnen,
Fladen auf einem Stein zu backen.
Josef fühlte sich ausgeschlafen, die Last der Vortage spürte er kaum.
Er hörte die Scheite im Feuer knacken
und der Duft von frisch gebackenem Brot erfüllte den Raum.
Bewundernd sah er Maria an
und ganz neu und anders fühlte er sich ihr anvertraut.
Eine Geburt verändert das Leben, dachte er für sich
und eine Träne der Rührung über seine Wange ran,
dann legte er die Seine an die seiner Frau, dicht an dicht.
So gingen die ersten Tage dahin, bis sie verließen Betlehem.
Denn nach jüdischem Brauch sollte es geschehen,
den Jungen am 8. Tag beschneiden zu lassen.
So kamen Maria und Josef überein den Entschluss zu fassen,
in die nahe Stadt Jerusalem zu gehen,
um den Brauch im Tempel zu vollziehen.
Und schon von weitem war der Tempelberg zu sehen.
Die Sonne stand fast im Zenit
und Ehrfurcht erfasste die Pilger beim Anblick der funkelnden Steine:
Jaspis, Saphir und Chrysolith**.
Sie gingen mit vielen Menschen den Berg hinauf
und fühlten sich doch - jeder für sich alleine.
Josef richtet immer wieder den Blick auf
hin zu dem Ort,
an dem nach dem Glauben seiner Väter der Name Gottes wohnt.
Er, Josef, der einfache Zimmermann,
hin zu dem Ort,
an dem als Erster unter den Königen David thront.
- Aus diesem Geschlecht sollte er stammen?
Einige Zeit später stand er im Tempelbezirk und hoch stiegen die Flammen vom Opferungsaltar.
Ein alter gütig aussehender Mann namens Simeon***, trat aus der Menschenschar
der jungen Familie entgegen. Er war sichtlich bewegt und hielt inne
und ganz unverhofft vernahm er in sich eine Stimme.
Wie erstarrt und doch innerlich vereint und vertraut auf seltsame Weise
standen sie zusammen: Und Maria flüsterte auf seinen fragenden Blick den Namen des Kindes – ganz leise
„Jehoschua“ – und Simeon vernahm einen tröstenden sanften Klang.
Marias Lippen verließ dieser Name wie Gesang.
Simeons Gesicht erhellte sich.
Hier im Tempel, wo der Name Gottes thront,
hatte er jetzt die Gewissheit: Dies war das Kind, dem Gott innewohnt.
Gruß und Segen für den Tag und die bevorstehende Weihnachtszeit,
Axel Krause
* | Chava: | Geburtshelferin und Frau eines Hirten |
** | Jaspis: | Galt als der erste aller Grundsteine der Jerusalemer Stadtmauer, verleiht innere Harmonie |
Saphir: | Steht für Frieden, Reinheit und Ruhe | |
Chrysolith: | Steht in Israel für Autorität und macht und fördert nach der heiligen Hildegard von Bingen die Erkenntnisfähigkeit | |
*** | vgl. Lk 2,25-38 |