Interessengemeinschaft setzt sich für würdige Bestattung obdachloser Menschen ein
"Wer im Leben keine Spuren hinterlassen hat, muss nicht spurlos von der Erde verschwinden."
Mit diesem Motiv schlossen sich 1997 Vertreter der katholischen und evangelischen Kirchen Kölns
sowie der Hilfsorganisationen für wohnungslose Menschen zusammen. Seither kämpft die Initiative
erfolgreich gegen eine Entsorgungsmentalität und die anonyme Beisetzung ohne den ausdrücklichen
Willen des Verstorbenen zu Lebzeiten. Die engagierten Menschen erwarben mit Hilfe von
Spendengeldern ein erstes Gräberfeld.
Nachdem das erste Feld belegt war, wurde das zweite direkt daneben im Jahr 2005 eröffnet. Die
Interessen- gemeinschaft ließ dort eine Stele errichten mit der Inschrift "Ich habe dich bei deinem
Namen gerufen...", daneben eine Kerzenbank. Seit 2008 gibt es ein drittes Feld direkt gegenüber den
beiden ersten.
Mittlerweile sind mehr als 300 obdachlose Menschen in den Grabstätten beigesetzt worden. Blumen,
Kerzen, kleine Gegenstände an den Gräbern zeigen, dass die Verstorbenen auch bei ihren Freunden
nicht vergessen sind.
Schon vor Jahren zeichnete sich ab, dass es eines neuen Grabfeldes bedarf; zu Beginn 2019 war es
soweit.
Ein imposantes Kreuz ist Wahrzeichen und Zentrum der neuen Grabstelle, dort fanden bis 1974 die
Ordensschwestern der "Cellitinnen nach der Regel des heiligen Augustinus" ihre letzte Ruhe –
Schwestern, die im "Severinsklösterchen", dem Krankenhaus der Augustinerinnen, gelebt und
gearbeitet haben. 1974 war die letzte von insgesamt 105 Bestattungen. Seither war die Grabstätte
mit dem eindrucksvollen Kreuz eine "Anbetungsstätte". Bestattet werden die verstorbenen
Ordensschwestern inzwischen in Zülpich-Hoven.
Der Weg zur neuen Obdachlosengrabstätte war nicht einfach. Mit Unterstützung des Anliegens durch
die Friedhofsverwaltung sowie durch das Engagement der Bodendenkmalpflege und des Amtsleiters des
Grünflächenamtes, Herrn Kaune, kam die Zusage zur Nutzung durch die Initiative zustande.
Somit konnte die Restaurierung des großen Kreuzes in Angriff genommen werden sowie auch die
dringend erforderliche erneute stabile Einbetonierung.
Die aufwendige und kostenintensive Maßnahme wurde dankenswerterweise von der Stadt Köln
finanziert.
Überprüft wurde bei dieser Gelegenheit auch der Zustand der bisherigen Grabstätten mit der
Frage, ob es noch Überreste der vormaligen Bestattungen gibt. "Sie sind im wahrsten Wortsinn zu
Erde, zu Staub geworden", sagt Bestatter Thomas Kremer, Mitglied und Initiator der Initiative für
würdige Bestattung obdachloser Menschen.
Am 7. Mai 2019 wurde das neue Gräberfeld eingeweiht - viele Verantwortliche aus
Politk,Geselleschaft und Kirche waren der Einladung ebenso gefolgt wie Mitglieder der Pfarrgemeinde
und obdachlose Menschen. Nach der Begrüßung durch Pfarrer Johannes Quirl und einer Information zur
Geschichte durch Thomas Kremer segnete Obdachlosenseelsorger Bruder Markus das Gräberfel und alle,
die gekommen waren.
Das eindrucksvolle Kreuz, Wahrzeichen und Zentrum der neuen Grabstätte, wurde von der
Steinmetzfirma Walk – schon immer der Obdachlosenbestattung verbunden – gereinigt und
restauriert.
Nachdem die ersten Verstorbenen bestattet worden sind, steht die Entscheidung zur weiteren
Gestaltung der Grabfeldes an.
Anfang 2021 hat die Steinmetzfirma einen Gestaltungs-Entwurf vorgelegt, der von den Mitgliedern
der Initiative beraten wird. Zur Finanzierung der geplanten Gestaltung gilt es, Sponsoren und
Spenderpersonen zu gewinnen.
Zur Interessengemeinschaft gehören:
Schwester Christina und Stefan Burtscher - Obdachlosenseelsorge / Johannes Krautkrämer,
Pfr.i.R., Johannes Quirl, Pfarrer und Ingrid Rasch - Katholische Kirchengemeinde St. Severin / Hans
Mörtter, Pfarrer - Evangelische Gemeinde Köln Lutherkirche / Thomas Sökefeld - Johanneshaus /
Thomas Kremer - Bestatter
Interessengemeinschaft
Bestattung obdachloser Menschen
Im Ferkulum 29
50678 Köln
Tel 0221 / 93 18 420