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Winterliches Nachtcafé in St. Maternus

Stefanie Manderscheid ist eine von 25 ehrenamtlich Engagierten beim Nachtcafé im Pfarrheim an St. Maternus. Sie berichtet von ihren eigenen Erfahrungen und hat mit anderen ehrenamtlich Engagierten gesprochen.

©SilviaBins (Hier klicken für eine größere Bildansicht) ©SilviaBins

Seit mehr als 10 Jahren gibt es in Köln das sog. Nachtcafé in den Wintermonaten. Es beinhaltet, dass von November bis März an jedem Wochentag obdachlosen Menschen in Köln ein sicherer und warmer Schlafplatz angeboten wird, jede Nacht in einer anderen Pfarrgemeinde oder in Gubbio, der Obdachlosenseelsorge. Als der Pfarrgemeinderat im vergangenen Herbst entschieden hatte, dass wir uns als Gemeinde daran beteiligen wollen, meldeten sich sofort 25 Frauen und Männer, um helfend zu unterstützen. Stefan Burtscher von der Obdachlosenseelsorge organisiert den Einsatz und begleitet mit seiner Erfahrung die ehrenamtlich Engagierten.


Im Pfarrsaal an Sankt Maternus heißen seit November jeden Sonntagabend drei ehrenamtliche Helferinnen und Helfer die Gäste mit einer warmen Mahlzeit willkommen und helfen ihnen anschließend dabei, ihre einfachen Lager aus Isomatte und Schlafsack zu errichten. Jeden Sonntagabend können bis zu 10 Menschen im Pfarrsaal übernachten. 
Zwei der drei abendlichen Betreuer verbringen die Nacht ebenfalls dort. Am Morgen werden sie bei der Zubereitung des Frühstücks von einer weiteren Person unterstützt. Die Gäste können sich für den Tag mit Lebensmitteln versorgen.

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Ich selbst habe in den vergangenen Wochen zwei Frühstücksdienste übernommen, bin um 6.30 Uhr zum Bäcker geradelt, um frische Brötchen zu kaufen. Im Pfarrsaal waren die Helfer schon wach als ich ankam, und zusammen haben wir das Frühstück vorbereitet. In der Zeit haben wir zunächst zaghaft, dann ein bisschen energischer, versucht, die Gäste zu wecken. Berührend war für mich vor allem die Freundlichkeit und Offenheit der Gäste und auch ihre Verschiedenheit. Verschieden sind auch die Ehrenamtler: es ist schön zu erleben, wie sich sehr unterschiedliche Menschen in relativ kurzer Zeit mit einem gemeinsamen Ziel zusammengefunden haben – Menschen zu unterstützen, denen es besonders im Winter schlecht geht. Ein gutes Projekt, bei dem sich auch jeder die für sie oder ihn passende Aufgabe aussuchen konnte.


Isabel T. (58) sagt, dass der Dienst beim Nachtcafé ihr viel Freude gemacht hat. "Ich habe gar nicht viel gemacht, ein paar Abenddienste, dafür habe ich einen großen Pott Ravioli gekocht. Es war sehr unkompliziert, die Gäste waren sehr höflich, ich habe keinerlei Konflikte erlebt. Die Atmosphäre an den Abenden, bei denen ich dabei war, war sehr freundlich. Ich habe mich mit den Gästen sehr gut unterhalten."


Rebekka N. (20) meint: "Meine Erfahrungen mit dem Nachtcafé und vor allem mit den Besuchern und Besucherinnen könnten unterschiedlicher nicht sein. Sowohl die Altersklassen als auch die einzelnen Geschichten der Menschen liegen weit auseinander. Dabei haben mir meine Abenddienste gezeigt, dass Armut jeden und jede treffen kann, manche Besucher und Besucherinnen waren nicht viel älter als ich. Das lässt mich besonders schätzen, was für ein Privileg ich habe und wie froh ich bin, beim Nachtcafé mitzuhelfen. Was mich immer wieder aufgeregt werden lässt, wenn ich am Sonntagabend zum Pfarrheim komme, ist, dass ich nie weiß, wer heute da ist oder wie viele Gäste kommen – es ist jedes Mal aufs Neue eine Überraschung, und bis jetzt wurde ich nie enttäuscht."   

 

Dieser Text ist erschienen im März 2022 (Pfarrbrief 2022.1).

 

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