Vielen Neubürgern von Kaarst erscheint die Romanische Kirche im alten Ortskern geheimnisumwittert; sie ist in der Regel geschlossen, die Mauern scheinen neu aufgezogen zu sein, wenn auch die ganze Anlage auf ein hohes Alter schließen lässt; zudem macht die nächtliche Beleuchtung die Kirche zum Symbol für Kaarst, das auch jedem flüchtigen Fahrer auf der Autobahn neben den Hochhaus-Zeilen ins Auge fällt - ein eigenartiger Kontrast!
Der erste Eindruck ist richtig: Die romanische Kirche ist sowohl alt als auch neu zugleich: die alte Martinuskirche, die erst im 13. Jahrhundert als Pfarrkirche urkundlich erwähnt wird, aber wohl viel älter ist und vielleicht bis in die Zeit Karls des Großen zurückgeht, hatte im 11. Jahrhundert die Gestalt einer romanischen dreischiffigen Basilika im Kleinformat - so wie sie heute wieder zu sehen ist.
Sie lag auf einer Anhöhe, dem Kirchberg, umgeben vom Kirchhof - dem Friedhof -. Der Kirchturm wurde als Wehrturm genutzt, weswegen er im Erdgeschoß und Obergeschoß nach Norden und Süden mit einer Schießscharte versehen war. Dazu kamen Ausgucke nach Westen, Süden und Südosten.
Mit dem starken Bevölkerungszuwachs der Gemeinde Kaarst durch den Einzugsbereich Düsseldorf wurde auch die Kirchengemeinde größer, so dass die alte Pfarrkirche wenig Raum bot.

Unter Pfarrer Otto Krott wurde die neue St. Martinus Kirche errichtet. Am Palmsonntag 1957 zog die Gemeinde von der Romanischen Kirche in einer Prozession zur neuen Pfarrkirche.
Was soll nun mit der alten Kirche geschehen? Eine gewisse Zeit der Unentschlossenheit hatte schnell und offenkundig Zerfall und mutwillige Zerstörung zur Folge. 1960 wurde in Verhandlungen mit dem Landeskonservator und dem Bauamt der Erzdiözese Köln beschlossen, die Kirche von allen späteren Erweiterungen zu befreien und sie in den ursprünglichen Zustand des 11. Jahrhunderts zu versetzen.
1963 begannen die Arbeiten. Weihnachten 1968 waren Kirche und Turm innen und außen ausgebaut und die Kirche konnte nach der Einsegnung wieder dem gottesdienstlichen Leben zurückgeführt werden: eine wöchentliche Messe, Hochzeiten, Beerdigungsgottesdienste, Goldhochzeiten, Jugendmessen, Taufen. So erfüllt die alte Pfarrkirche von Kaarst voll und ganz den Zweck, für den sie für die Bewohner von Carlesforst seit Karl dem Großen bis heute bestimmt ist: Ort der Sammlung und des Gebetes zu sein, Haus Gottes!

Die alte Kirche

Von Außen:

Durch den Rückbau gewann Alt. St. Martin ihre harmonischen Proportionen zurück; Die Außenmauern sind durch das wiederkehrende Motiv des Rundbogens gekennzeichnet: Rundbogenfriese markieren die beiden oberen Geschosse des Turmes. Die Seitenschiffe weisen wie der Chor jeweils eine halbkreisförmige Apsis auf. Der achtseitige, pyramidenförmige Turmhelm ist wie die Dächer der Kirchenschiffe und der Apsiden mit Schiefer gedeckt.

Der Innenraum

In das rundbogige Hauptportal der Kirche, das von zwei Säulen mit romanischen Kateellen flankiert wird, wurde – laut Inschrift im Jahre 1763 – ein kleinerer Rahmen eingesetzt. Durch die Tür betritt man den im Erdgeschoss des Turmes gelegenen Vorraum der Kirche; durch ein schmiedeeisernes Gitter gelangt man dann in den Hauptraum. Im Mittelschiff fällt der Blick auf den Altarraum. Über dem Altar hängt im Chorbogen ein Triumphkreuz, das den Gekreuzigten nicht als Leidenden, sondern als Triumphierenden, der den Tod überwindet und die Anbetenden segnet. Rechts und links des Kreuzes wurden zwei aus Holz geschnitzte Heiligenstatuen angebracht. Links der heilige Martin, rechts der heilige Matthias. In der Apsis des südlichen Seitenschiffes, steht ein Tabernakel, der aus der Privatkapelle von Kardinal Joseph Frings stammt. In der Apsis des nördlichen Seitenschiffes befindet sich auf einer Steinsäule eine farbig gefasste Skulptur: Maria mit dem Jesuskind.