03.12.2020

Backt das Christkind Plätzchen?

Am zweiten Adventswochenende ist Lukas bei seinen Großeltern. Er backt Weihnachtsplätzchen mit seiner Oma. Opa macht nicht mit, er verschwindet lieber raschelnd hinter der Zeitung. Aber hin und wieder kommt er hinüber zur Arbeitsplatte und stibitzt etwas Teig. „Einer muss schließlich sicherstellen, dass der noch gut ist!“ , sagt er und grinst. Oma schüttelt den Kopf: „Da frage ich mich doch, wer hier das Kind im Haus ist!“ Aber dabei lächelt sie ihren Mann an. Als Oma mit dicken Topflappen das erste Blech Ausstechplätzchen aus dem Ofen holt, schnuppert Lukas. Das riecht schon so richtig nach Weihnachten, denkt er zufrieden. Der Duft zieht durch das ganze Haus. Schmunzelnd öffnet Opa das Küchenfenster. „Alle Leute sollen riechen, dass jetzt Advent ist!“, ruft er. Auch Oma blickt nach draußen. „Schau nur, Lukas, wie schön!“ Lukas staunt. Der Himmel sieht aus, als wäre Orangensaft darin ausgelaufen.

 

Darüber wird es hellorange und dann kommt hellblauer Himmel mit lang gezogenen orangefarbenen Wolken. „Wie kommt das denn?“, fragt Lukas verwundert. Oma wispert ihm zu: „Das ist immer so, wenn das Christkind im Himmel Plätzchen backt.“ Lukas sieht seine Oma zweifelnd an. Ob er nun überhaupt noch fragen kann, was ihm seit Tagen durch den Kopf geht? Lukas weiß nämlich nicht mehr, ob es das Christkind wirklich gibt oder ob alles nur ein Märchen ist. Da blickt ihn sein Opa an, so als ob er Gedanken lesen könnte. „Nur raus damit, mein Sohn!“, meint Opa. Das sagt er sonst nur zu Papa und das ist fast wie ein Ritterschlag für Lukas. Stimmt, denkt er, ich bin ja auch ein bisschen sein Kind, sein Enkelkind. Jetzt kann er seine Großeltern einfach alles fragen.

 

„Oma, Opa“, fängt Lukas leise an... dann stockt er. „Gibt es das Christkind in echt?“, stößt er schnell heraus. Opa nickt: „Stell dir vor, genau das habe ich mich gefragt, als ich so alt war wie du! Ich möchte die dazu etwas zeigen.“ Opa steht auf und kramt in der Schublade herum. Dann reicht er Lukas einen roten Luftballon. „Blas ihn mal auf!“, sagt er. Lukas sieht seinen Opa verwundert an. „Aufblasen?“, fragt er verwirrt. Was hat denn das jetzt mit dem Christkind zu tun? Aber Opa nickt, Oma nickt auch und so bläst Lukas den Luftballon auf. Dann sieht er seine Großeltern fragend an und Opa sagt: „Obwohl du die Luft nicht sehen kannst, weißt du trotzdem, dass sie nun im Ballon ist, oder?“ Klar ist die Luft im Ballon, denkt Lukas, da muss er gar nicht überlegen! Er nickt. „Wir können die Luft nicht sehen“, fügt seine Oma hinzu, „so wie wir viele wichtige Dinge nicht sehen können. Du kannst nur fühlen, wie lieb deine Eltern und wir dich haben. Aber sehen kannst du die Liebe nicht!“ Auf einmal ahnt Lukas, was seine Großeltern ihm damit sagen wollen. Aufgeregt fragt er: „Wenn ich so sehr spüre, dass es das Christkind gibt, gibt es das dann wirklich?“ Seine Großeltern nicken gleichzeitig. „Ach, ich bin ja so froh!“, ruft Lukas. „Komm, Oma, lass uns mit dem Christkind um die Wette backen!“

 

Und das machen sie dann, bis eine feine Mehlschicht die Arbeitsplatte überzieht, einige Teigspritzer an den Fliesen kleben, Schüsseln sich in der Spüle türmen und Oma das letzte Backblech aus dem Ofen zieht. Lukas wusste gar nicht, wie müde das Backen macht. Auch Oma hat rote Wangen und stützt die Hand in ihren Rücken. Da schiebt Opa die beiden aus der Küche und erklärt: „So, ihr Weihnachtsbäcker, lasst mich hier mal klar Schiff machen!“ Oma gibt ihm einen kleinen Kuss und flüstert
Lukas zu: „Na, habe ich dir nicht den besten Opa der Welt ausgesucht?“ Da kann Lukas die Liebe fast sehen.

 

(Entnommen aus "Wir warten aufs Christkind" - Vorlesegeschichten und Gedichte von Annette Langen und Maria Wissmann, erschienen bei Coppenrath)


Ein Beitrag von Familie Klitzke aus Ranzel

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