Die Krankensalbung
Ein Kranker steht in seiner Leidenssituation dem leidenden Herrn in besonderer Weise, vielleicht sogar in dramatischer Weise nahe. In dieser herausfordernden Situation seiner Nachfolge des Herrn soll der kranke Mensch nicht allein gelassen sein. Der Empfang des Sakramentes der Krankensalbung soll den Kranken in besonderer Weise mit Christus (d. h. dem Gesalbten Gottes) verbinden, ihn aber keineswegs vorzeitig dem Tod überantworten. In der Gemeinschaft mit Christus wird der Kranke aber auch das Sterben bestehen, denn der Mensch ist zum Leben bestimmt und nicht zum Tod.
In der Konstitution Lumen Gentium des II. Vatikanischen Konzils heißt es: „Durch die heilige Krankensalbung und das Gebet der Priester empfiehlt die ganze Kirche die Kranken dem leidenden und verherrlichten Herrn, dass er sie aufrichte und rette, ja sie ermahnt sie, sich aus freien Stücken mit dem Leiden und dem Tode Christi zu vereinigen und so zum Wohle des Gottesvolkes beizutragen“ (n. 11).
Die Salbung von Kranken gehört von Anfang an zur Sendung Jesu. „Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie“, heißt es von den Zwölf Aposteln, die Jesus ausgesendet hat (Markusevangelium 6,13). Nach dem Markusevangelium verheißt der Auferstandene den Gläubigen: „Die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden“ (16,18). Im Jakobusbrief werden die Christen aufgefordert: „Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten (Presbyter) der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben“ (5,14f.).
Das Konzil von Trient erklärt den Ursprung des Sakramentes: „Diese heilige Salbung der Kranken wurde von Christus, unserem Herrn, als wahrhaftes und eigentliches Sakrament des Neuen Testamentes eingesetzt, und zwar bei Markus angedeutet (vgl. Markusevangelium 6,13), durch Jakobus (vgl. Jakobusbrief 5,14-15) aber, den Apostel und Bruder des Herrn, den Gläubigen empfohlen und verkündet“ (DH 1695).
Die Krankensalbung ist ein Sakrament der Heilung.
- Sie stärkt die Gläubigen mit einer Gabe des Heiligen Geistes.
- Sie zielt auf die Heilung der Seele und des Leibes.
- Sie umschließt die Vergebung der Sünden, auch wenn eine Beichte nicht mehr möglich sein sollte.
- Sie verbindet die Kranken mit dem leidenden Christus, der Schmerzensmann und Arzt zugleich ist.
- Sie stärkt die Kirche, in der die Kranken nicht schwache, unnütze, sondern vollwertige, starke Mitglieder sind.
Im Volksmund heißt die Krankensalbung immer noch „Letzte Ölung“. Das ist missverständlich und abschreckend. Viele Kranke haben heute noch Angst, ihr letztes Stündlein habe geschlagen, wenn von der „Krankensalbung“ die Rede ist. Angehörige wollen ihren Angehörigen die Angst ersparen.
Aber die „Wegzehrung“ für den Übergang von diesem Leben durch den Tod zum ewigen Leben ist die Heilige Kommunion.
Die „Krankensalbung“ kann zwar noch in der letzten Sekunde des Lebens wirksam gespendet werden. Aber ihr eigentlicher Ort ist eine ernste Krankheit, eine tiefe seelische Krise oder eine starke körperliche Schwäche. Wer sich auf eine schwere Operation vorbereit, wer einen schweren Unfall erlitten hat und mit den Folgen kämpft, wessen Kräfte merklich nachlassen – der ist gut beraten, um die Krankensalbung zu bitten.
Wird ein kranker Mensch, der die Krankensalbung empfangen hat, auch körperlich und seelisch wieder gesund, hat er zusätzlichen Grund, Gott zu danken.
Nur Priester (und Bischöfe) sind die Spender des Sakraments. Soweit es möglich ist, soll der Kranke auf den Empfang des Sakraments gut vorbereitet werden – von den Angehörigen, dem Pflegepersonal, den Seelsorgern.
Wenn der Tod naht, wird das Sakrament, wenn möglich, zusammen mit der Beichte und der Hl. Kommunion gespendet. Sie ist die „Arznei der Unsterblichkeit“, wie Ignatius von Antiochien schon zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. gesagt hat.
Die Krankensalbung ist eine liturgische und gemeinschaftliche Feier, sie kann zuhause oder auch im Rahmen einer Eucharistiefeier begangen werden. Wort und Sakrament gehören zusammen. Dem Wortgottesdienst geht ein Bußakt voraus (oder aber wenn möglich die heilige Beichte).
Wie alle Sakramente hat die Krankensalbung ihre „Epiklese“, die Herabrufung des Heiligen Geistes. Der Priester legt an einer bestimmten Stelle dem Kranken schweigend die Hände auf. Anschließend werden die Stirn und die Hände (innen oder außen) mit dem Krankensalbungsöl gesalbt, das der Bischof in der Gründonnerstagsliturgie für das ganze Bistum geweiht hat.
Dabei spricht der Priester die Worte: „Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes. – Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf!“
Die Feier wird beschlossen mit dem Vaterunser und dem Segen.
Die evangelischen Christen kennen keine sakramentale Krankensalbung, auch wenn sich in der Krankhauspastoral immer häufiger Salbungen als pastorale Handlungen einbürgern.
Quelle: http://www.erzbistum-koeln.de
Weitere Informationen: Handreichung "Krankensalbung" (Hrsg.: Erzbistum Köln)