Buße und Versöhnung

Der Mensch ist nicht nur gut. Er macht Fehler und verfehlt sich. Er sündigt und sondert sich ab vom Fluss des Lebens. Das Sakrament der Buße hilft den Menschen in solch schwierigen Situationen, indem es einlädt, das Gewissen und die Urteilsfähigkeit zu sensibilisieren, die Fähigkeit zur Selbstkritik, zu Trauer und Reue nicht zu verlieren, Worte der Lossprechung, der Verzeihung und der Versöhnung zu hören und so kleine Schritte der Veränderung zu versuchen.

 

Jesus verkündet die Herrschaft Gottes und ruft: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Markusevangelium 1,15). In der Bergpredigt sagt er: „Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe“ (Matthäusevangelium 5,23f.). Die Ehebrecherin bewahrt er vor der Steinigung, sagt ihr aber auch: „Ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Johannesevangelium 8,11).

 

Jesus sieht das Unheil, das auch auf dem Gottesvolk Israel lastet, und die tödliche Konsequenzen verfehlten Verhaltens: „Ihr werdet alle umkommen, wenn ihr nicht umkehrt“ (Lukasevangelium 13,5). Er meint damit nicht nur den physischen, sondern auch den seelischen Tod, der nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter ereilt. Jesus hat ein waches Auge auch für die verbogenen Sünden, die Heuchelei, den Selbstbetrug, die Verblendung.

 

Aber Jesus ist nicht gekommen, um die Menschen als Sünder zu verurteilen, sondern um sie zu retten (Johannesevangelium 3,17). In seiner göttlichen Kraft vergibt er den Sündern die Schuld (Markusevangelium 2,5; Lukasevangelium 7,48). Er ist der Menschensohn, der „nicht gekommen ist, bedient zu werden, sondern zu dienen und sein Leben zu geben als Lösepreis für viele“ (Markusevangelium 10,45)

 

Jesus überträgt seine Vollmacht auf die Apostel, die sie in seinem Namen ausüben: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert“ (Johannesevangelium 20,23). Die Kirche ist somit selbst ein Zeichen der Versöhnung in der Welt und für die Welt. Sie spendet das Sakrament der Taufe zur Vergebung der Sünden (Apostelgeschichte 2,38). Auch die Feier der Eucharistie hat sündenvergebende Wirkung, weil sie das Opfer Christi vergegenwärtigt, das uns mit Gott versöhnt hat: „Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt.“

 

Aber die Kirche lädt die Gläubigen auch dazu ein, wenigstens einmal im Jahr, am besten zur Osterzeit, das Bußsakrament zu empfangen (Katechismus der Katholischen Kirche 1457). Im Sakrament der Buße geschieht die Lossprechung durch den Priester, der im Namen Christi spricht. Er streckt seine rechte Hand über dem Beichtenden aus und spricht: „Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

 

Vorausgesetzt sind das ehrliche Bekenntnis der Sünden, die Reue über die begangene Schuld und der Vorsatz der Wiedergutmachung nach besten Kräften. Der Priester legt eine Buße auf, die der Versöhnung dient: in der Regel ein Gebet oder eine gute Tat, die der Schuld angemessen ist. Wer in schwerer Schuld ist, kann ohne das Sakrament der Buße kein anderes Sakrament empfangen: Es wäre unehrlich. Persönliche schwere Schuld kann nur in der Einzelbeichte vergeben werden, weil nur hier, im geschützten Raum, aber im Gegenüber zum Priester, ein persönliches Sündenbekenntnis und eine persönliche Sündenvergebung möglich sind.

 

Nach Luther soll auch in den evangelischen Gemeinden regelmäßig eine Einzelbeichte angeboten werden. Sie ist zwar in ihrer Sakramentalität umstritten, aber „nicht nur ein Gespräch zweier Menschen, sondern ein Geschehen vor Gott“ (Lutherische Agende 85). Sie enthält Sündenbekenntnis und Absolution und schenkt neu, was Gott dem Menschen in der Taufe gegeben hat. Der Pastor spricht dem Beichtenden die Sündenvergebung Gottes zu.

 

Im Unterschied zum evangelischen Verständnis ist die priesterliche Absolution nach katholischer und ostkirchlicher Lehre zur Vergebung schwerer Sünden notwendig. Denn die Kirche übt im Dienst der Versöhnung die ihr vom Herrn verliehene richterliche Vollmacht des Bindens und Lösens (Matthäusevangelium 16,19) aus durch die Nachfolger der Apostel, die Bischöfe, und ihre Mitarbeiter, die Priester.

 

Der 1. Johannesbrief lehrt: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1,8). Daher zielt die Beichte darauf, dem Menschen den Weg der Lebensfülle zu eröffnen. Hinter dem Versöhnungsdienst der Kirche steht Jesu Sendung: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Johannesevangelium 10,10).

 

Quelle: http://www.erzbistum-koeln.de

 

Weitere Informationen: Handreichung "Buße" (Hrsg.: Erzbistum Köln)