Gott im Gefängnis?

"Die Zeit war viel zu kurz" ... so die einhellige Meinung der Teilnehmenden am Glaubensgespräch. Nach langer Corona-bedingter Pause startete am 28. April das "Gespräch über Gott und die Welt" - wie die Reihe der Glaubensgespräche für Menschen ab 60 bezeichnet wird - mit Gefängnis-Seelsorger Reiner Spiegel. Viele der Anwesenden waren neugierig geworden durch seinen Beitrag im aktuellen Pfarrbrief zum Thema "Versöhnen" und gespannt darauf, mehr zu erfahren von seiner Arbeit in einer Welt, die den wenigsten Menschen zugänglich ist.

Energievoll und lebhaft, mit kraftvoller und deutlicher Sprache stellte er die Lebenswelt im Gefängnis ebenso wie einzelne Schicksale von Inhaftierten vor. Zentral in seiner Arbeit beschreibt er das Angebot von Beziehung. Das ist von entscheidender Bedeutung für die Menschen, die nach seiner Erfahrung in ihrem Leben immer wieder Beziehungsabbrüche erfahren haben. Zugleich findet der Kontakt in einem absolut vertraulichen Rahmen statt, und das unterscheidet die seelsorglichen Gespräche von allen anderen.

Eine Bibel hat er mitgebracht und zitiert mehrere Passagen, in denen es darum geht, die "Gefangenen zu besuchen" - es geht um den Kontakt, um die Beziehung, nicht um Reue, um Eingeständnis von Schuld oder um Bestrafung. Mit diesem voraussetzungslosen Beziehungsangebot ist Gott im Gefängnis, davon ist Spiegel überzeugt.

Neben diesen zentralen Aspekten seiner Tätigkeit informierte er auch über die Vielfalt der seelsorglichen Angebote und Aktivitäten verschiedener Konfessionen. Er selbst ist fachpolitisch in verschiedenen Organisationen und Gremien tätig, wo er seine langjährigen Erfahrungen einbringen kann. Eigene Supervision bei der anspruchsvollen Tätigkeit ist für ihn selbstverständlich.

Nicht alle Fragen und Anliegen der Anwesenden hatten Platz an diesem Abend, und so sagte der Seelsorger zu, mit etwas zeitlichen Abstand neuerlich zu einem Gesprächsabend zu kommen.