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KÖB St. Clemens
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Roman des Monats: November 2025
Caroline Wahl: Die Assistentin.
Caroline Wahl ist eine junge Autorin und sie schreibt über junge Frauen. Ihre Romane „22 Bahnen“ und „Windstärke 17“ gewannen Preise und standen monatelang auf den Spiegel-Bestsellerlisten.
Ihr dritter Roman, „Die Assistentin“, wurde erst mit Spannung erwartet und dann sehr kontrovers diskutiert.
Tatsächlich ist dieses Buch sehr anders als die beiden Vorgänger. Doch der Reihe nach:
Wieder steht eine junge Frau im Mittelpunkt und wieder geht es um eine toxische Beziehung. Aber das ist auch schon alles, was an „22 Bahnen“ und „Windstärke 17“ erinnert.
Charlotte zieht nach München. Da wollte sie eigentlich nie hin, weil sie das Meer liebt, aber München ist dann doch ganz schön. Zumindest im Sommer. Und an dem folgenden Desaster ist die Stadt natürlich nicht schuld.
Charlottes Traum war es, Musikerin zu werden, aber nun ist sie eben Verlagsassistentin, das ist ein vernünftiger Job und ihre Eltern sind beruhigt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten läuft es dann auch ziemlich gut: Charlotte sitzt im Vorzimmer des Verlegers und ganz nah am Zentrum der Macht. Der Verleger wechselte bisher seine Assistentinnen wie Handtücher, er ist manipulativ und launisch, mal jovial, mal flirty, mal bösartig, tendenziell übergriffig. Aber Charlotte will dranbleiben, hat alles im Griff. Dafür muss sie viel In Kauf nehmen, sehr viel und irgendwann viel zu viel. Die Katastrophe nimmt Fahrt auf und wir müssen zusehen.
Anders als in ihren vorangegangenen Romanen schreibt Caroline Wahl hier mit einer starken, allwissenden Erzählstimme, die sich einschaltet, Vor- und Rückblenden ankündigt, die Deutungshoheit über die Figuren und das Geschehen beständig betont. Das ist für die Leserin, den Leser gewöhnungsbedürftig, aber letztlich macht es den strukturellen Reiz des Romans aus.
„Die Assistentin“ wirft einen sarkastischen bis bitterbösen Blick auf die Verlagsbranche und erzählt, wie Arbeit zur Hölle werden kann und was das mit einer jungen Frau macht.
Eine ganz alltägliche Leidensgeschichte also – und ein provokantes Plädoyer dafür, sich nicht ausbeuten zu lassen!
Dieses Buch will nicht nur gelesen, sondern diskutiert werden, und das ist mehr, als man über viele andere Bücher sagen kann!
BKE
Caroline Wahl: Die Assistentin. Roman. Rowohlt Verlag. 366 Seiten.