ERZBISTUM KÖLN  TagesLiturgie

Chronik des Stifts-Chores Bonn 1959 - 1981 (Kantor Joseph Noël)

1959

Nachfolger von Wolfgang Oehms wurde Kantor Joseph Noël.

Im April 1959 übernahm Herr Noël die Organisten- und Chorleiterstelle an der Stiftskirche.

 

In ihm hatte der Chor einen Leiter gefunden, der seine überragenden und künstlerischen Fähigkeiten ganz in den Dienst der Kirchenmusik stellte. Er gründete eine Pfarrsingschule, einen Instrumentalkreis und Flötenkreise. Individuelle Stimm- und Gehörschulung, Unterweisung in Harmonielehre und sorgfältige Probenarbeit machten den Stifts-Chor zu einem homogenen Klangkörper, der sich schwierigsten Anforderungen stellen konnte. Das besondere Anliegen dieses Chorleiters war die Talentförderung. So konnte der Chor schon bald über eigene Gesangssolisten, zahlreiche Instrumentalisten und eine Assistenzorganistin verfügen.

 

Der Chronist Hans Faab beschreibt Noël mit diesen Worten:

» In methodischer Arbeit mit dem Chor hat Herr Noël das Werk seiner Vorgänger nicht nur fortgesetzt, sondern durch einen nur selten vorkommenden Eifer unter Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit nur für den Stifts-Chor und insbesondere auch seiner Choral-Schola im Dienste steigern können, die eine Diskussion über Arten der Musik und im sacralen Raum gegenstandslos macht. Seine besondere Sorge galt der stimmlichen Ausbildung des Nachwuchses.« (Festschrift „ 75 Jahre Stifts-Chor Bonn, 22. Februar 1970“).

Kirchenmusikalische Feierstunden in Bonn und Bad Godesberg wurden in der Presse sehr gelobt und als musikalisches Ereignis gewürdigt. Besonders hervorgehoben wurde der Glanz der hervorragend schönen Stimmen und die qualitätsvolle Durcharbeitung der Werke. Im Zeichen der Ökumene gab der Chor Konzerte in der evangelischen Lutherkirche und Kreuzkirche. In der Bonner Presse wurde besonders der ausgewogene und strahlende Klang des Chores immer wieder gerühmt.

Die Aufführungen schwieriger A-cappella-Werke wie die Missa Papae Marcelli von Palestrina und die großen Bruckner-Motetten erregten die Begeisterung besonders der Fachwelt.

 

Zu den Messen, die unter Joseph Noël einstudiert wurden, gehörten u. a. Missa Papae Marcelli von Palestrina, Missa solemnis in C von W. A. Mozart, Schöpfungsmesse und Große Orgelmesse in Es von Haydn, Messe C-Dur von Beethoven bis zur Es-Dur-Messe von Franz Schubert, die an Kuhle Kirmes 1980 aufgeführt und für Mitwirkende und Zuhörer ein besonderes Ereignis wurde.

 

1970 - Feierlichkeiten zum 75. Stiftungsfest

Einer der Höhepunkte im Schaffen von Herrn Noël war das Konzert anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Stifts-Chores im Jahre 1970 mit der Aufführung der Motette Jesu meine Freude von Johann Sebastian Bach. Besonders in Fachkreisen war man des Lobes voll. Die Kritik hob besonders die musikalische Sicherheit und Tonreinheit des Chores hervor, die diesem schwierigen A-cappella-Werk Bachs im vollsten Sinne entsprach.

 



In diesem Zusammenhang soll Herr Albert Brombach, der dem Chor seit dem Jahre 1951 vorstand, besonders erwähnt werden.

 

Der Chronist Hans Faab schreibt über ihn:

» Durch seine nie ermüdende Tatkraft und persönliche Bereitschaft, seine Begeisterung und Bescheidenheit, hat er durch Arbeit an der Chorgemeinschaft, insbesondere auch bei der Organisation der Feste und Ausflüge, große Verdienste erworben. Im Jubeljahr 1970 war Albert Brombach 25 Jahre Mitglied unseres Chores.« (Festschrift „75 Jahre Stifts-Chor Bonn, 22. Februar 1970“).

 

1973

Anlässlich der Vollendung des Wiederaufbaus der Stiftskirche am 3. Juni 1973 wurde die Schöpfungsmesse von Joseph Haydn gesungen.

 

Alterzbischof Josef Kardinal Frings als Hauptzelebrant begann seine Festpredigt wörtlich:

» Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Liebe Brüder und Schwestern im Herrn. Lassen Sie mich erst ein herzliches Wort des Dankes sagen für die Musik, die zu dieser Messe gemacht wird, die großartige Messe von Haydn und auch den herrlichen Gregorianischen Choral. Daß auch der hier gepflegt wird, das ist besonders des Lobes wert...«

 

Am Abend versammelte sich die Gemeinde und ihre Freunde zu einem bunten Abend im großen Saal der Beethovenhalle, um den Tag mit dem Stifts-Chor, dem Schubert-Chor, der St. Hubertus-Schützenbruderschaft und der Tanzgruppe Gerdi Clermonts fröhlich abzuschließen. Der Stifts-Chor begann mit den Liedern Kein schöner Land und Geh aus mein Herz und begeisterte später am Abend mit Melodien aus My fair Lady, während der Schubert-Chor Wein- und Wanderlieder vortrug. Helmut Clemens†, Tenor und Walter Witsch, Bass, Mitglieder des Stifts-Chores, sangen Arien aus Oper und Operette und ein Schumann-Lied. Viel Spaß brachte Willi Kirschbaum. der auch durch das Programm führte, als er, als Schüler verkleidet, Gedichte des Heimatdichters Paul Delfosse in Bonner Platt vortrug.

 


Am 3. August 1973 wurde vom Deutschlandfunk ein Hochamt aus der Stiftskirche übertragen, zu dem der Stifts-Chor die F-Dur-Messe von Mozart und das gesamte Proprium sang. Von dieser Übertragung ist eine Schallplatte hergestellt worden.

1980

Vom 21. bis 29. März 1980 führten der Stifts-Chor und der Elisabeth-Chor gemeinsam eine Studien- und Konzertreise nach Assisi und Rom durch. Die musikalische Leitung übernahm Kantor Joseph Noël.

 

Der Höhepunkt der Romreise war die Papstaudienz am Fest Mariä Verkündigung. Von der päpstlichen Präfektur hatte die Chorgemeinschaft die Erlaubnis erhalten, während der Audienz ein geistliches Lied vorzutragen. Als Bonner wählte man Beethovens Gott, Deine Güte reicht so weit. Der Papst und 15.000 Pilger hörten zu und spendeten Beifall. Beim Verlassen der Audienzhalle kam der Papst zu der Bonner Gruppe, ihm wurde eine Schallplatte des Stifts-Chores überreicht. Auf ein spontan zugereichtes Notenblatt gab der Hl. Vater ein Autogramm.

 

Mittwochabend sang der Chor in S. Maria im Campo Santo Teutonico eine kirchenmusikalische Andacht mit A-cappella-Motetten von Arcadelt, Pitoni, Gallus, Gasparini, Haydn, Mozart, Schubert, Beethoven, Bruckner und Hilber. Es gab lebhaften Beifall. Einige Zuhörer - meist in Rom lebende Deutsche - bedankten sich beim Chorleiter persönlich. Bereits am folgenden Tag wurden die Audienz und das Konzert in der Bonner Presse erwähnt.


Während seiner fast 22-jährigen Tätigkeit am Stift verstand es Herr Noël, Pfarrer und Gemeinde vom seelsorgerischen Wert der Kirchenmusik zu überzeugen. Ein großer Personenkreis wurde durch die liturgische Musik an die Pfarre und damit an die Kirche gebunden: die Pfarrsingschule mit 40 Kindern, der Stifts-Chor mit 60 Mitgliedern, einschließlich der 14 Sänger der Choralschola, ein Instrumentalkreis mit 15 Musikern und drei Flötengruppen, in denen Eltern und Kinder gemeinsam musizierten.

Sein besonderes Anliegen galt der Gregorianik. Die Choralschola des Stifts-Chores erlangte, durch zusätzliche Probenarbeit geschult, hohes Ansehen weit über den Bonner Raum hinaus. Neben der Mitgestaltung des sonntäglichen Hochamtes wirkte sie bei Messen der Abgeordneten des Deutschen Bundestages und im Kölner Dom mit.

Bei seinem Ausscheiden aus dem kirchlichen Dienst wurden Herrn Noël zahlreiche Ehrungen zuteil. Der Feuilletonredakteur einer Bonner Tageszeitung wies in einem umfangreichen Artikel über die Musik am Bonner Stift auf die künstlerische Qualität der kirchenmusikalischen Arbeit, die von Joseph Noël geleistet worden ist, hin. Dies war das Ergebnis einer ganz unter dem seelsorgerischen Aspekt aufgebauten Breitenarbeit. Die Kirche dankte ihm mit der Überreichung des Ehrenkreuzes „Pro Ecclesia et Pontifice“, das Papst Johannes Paul II. dem Kirchenmusiker als Anerkennung für seine Arbeit in Bistum und Pfarre verliehen hat.

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