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1873 - wie alles begann
Der erste Name
Wenige Jahre nach der Gründung des „Deutschen Cäcilien-Verbandes“, hatte sich auch
in der katholischen Pfarrgemeinde Hilden – damals gab es in Hilden nur die Pfarrgemeinde St.
Jacobus – , auf Anregung des damaligen Pfarrers
Karl Josef Peters, der Gedanke zur Gründung eines kirchlichen Gesangvereins gefestigt.
Anfang November 1873 taten sich 8 Männer der Gemeinde zusammen und gründeten einen Kirchenchor.
Doch wie sollte dieser heißen? In Preußen tobte damals der Kulturkampf, der auch das katholische
Rheinland stark bedrängte. Unter dem Einfluss dieser zeitgeschichtlichen Ereignisse fand man
schließlich einen Ausweg und gab dem Chor zunächst den unverfänglichen, weltlichen
Namen:
Männergesangverein Liedertafel zu Hilden (MGV Liedertafel)
Der erste Vorstand
Präses: Pfarrer Karl Josef
Peters
Vorsitzender: Peter Müller
Schriftführer: Nikolaus Neff
Kassierer: Wilhelm
Krieger Dirigent: Lehrer Max
Koch1873 - erste Proben, Beiträge, Lieder und FesteDie Proben wurden zunächst in der Wohnung des Lehrers Max Koch abgehalten, was durch die
geringe Zahl an Mitgliedern noch möglich war.
Der Mitgliedsbeitrag belief sich damals auf
10 Pfennig je Woche und Mitglied.
Bereits wenige Wochen nach Gründung des Chores stieg die Zahl der Mitglieder auf
24 Männer an, was für die damaligen Verhältnisse eine recht stattliche Anzahl war.
Es beweist auch, dass trotz des tobenden Kulturkampfes der Boden für einen Kirchenchor bestens
bereitet war.
Zunächst erstreckte sich die Gesangstätigkeit des Vereins auf die Einstudierung des für die
Erzdiözese Köln zuständigen Chorals. Damals hatte jede Diözese noch ihren eigenen Choral. Später
wagte man sich allmählich auch an weltliche Lieder. Als erstes dieser weltlichen Lieder wurde
damals „
Schäfers Sonntagslied - Das ist der Tag des Herrn" geprobt und
gesungen.
Der Chor durfte schließlich kurze Zeit in der katholischen Schule in der Hauptstraße proben
und bestimmte dann das alte „Kirchenhaus" - die Wirtschaft Wilhelm Krieger - zum Probe- und
Vereinslokal. Dort fand auch das erste Stiftungsfest statt unter Mitwirkung des Kirchenchores
„Cäcilia" Benrath und des Männergesangvereins „Philomele" Berghausen. Wie man Kulturkampfverbote umgehen konnteDie schwierigen Verhältnisse des heftigen Kulturkampfes machten in den Anfangsjahren dem als
Kirchenchor gegründeten und tätigen „MGV Liedertafel" doch einiges zu schaffen. Man musste
so manches erdulden. Wie man aber Verbote geschickt umgehen kann, ist in einer netten Episode aus
der damaligen Zeit verzeichnet:
Den Lehrern war es seinerzeit verboten, öffentlich als Dirigent eines Kirchenchores
aufzutreten. Das wirkte sich im Kirchenraum nicht nachteilig aus, weil dort dieses Verbot nicht
beachtet werden musste. Anders war es jedoch bei Gesangsvorträgen in der Öffentlichkeit, z.B. bei
den Stiftungsfesten. Dann musste einer der Sänger das Dirigat übernehmen. Dies aber war wegen des
„rechten Tones" gar keine so leichte Sache. Aber man fand einen Ausweg. Der Vize-Dirigent,
ein Sänger des Chores, ging, wenn der Chor sich zum Gesangsvortrag aufgestellt hatte, zu dem vorne
in der Wirtschaft sitzenden „Lehrer-Dirigenten" und holte sich dort den richtigen Ton. So
half man sich über diese „von Staats wegen" angeordnete Schwierigkeit hinweg. 1881 - neue Namensgebung...Als sich die Wogen des Kulturkampfes gelegt hatten, gab sich der Chor im Jahre 1881 ein neues
Statut und änderte seinen Namen in „
Männergesangverein Cäcilia zu Hilden". Damit wurde der kirchliche Charakter des
Chores stärker herausgestellt. 1885 - Feste, Fahnenweihe, strenge Ordnung...
1886 - Protokollbuch...Vom Beginn des Jahres 1886 an wurde ein ordnungsgemäßes Protokollbuch geführt. 1891 - KrisenzeitenDas Jahr 1891 brachte den Chor in eine schwere Krise. Der Versuch, die Chormitglieder zum
Anschluss des Chores an den „Bezirks-Cäcilien-Verband" zu bringen, hatte in der
Jahreshauptversammlung keine Mehrheit gefunden. Die Mehrzahl der Mitglieder liebte noch die
Organisationsfreiheit und beschloss, entgegen der Befürwortung durch den 1. Präses,
Pfarrer Schmitz, dem „Cäcilien-Verband" nicht beizutreten.
Die Krise war da. Der Verein wurde „in Bezug auf den kirchlichen Zweck" für aufgelöst
erklärt. Das sollte also Auflösung des Vereins als „Kirchenchor" bedeuten. Dieser etwas
überstürzte Auflösungsbeschluss blieb nur bis zu der 3 Tage später stattfindenden außerordentlichen
Hauptversammlung bestehen. Dort wurde dann das alte Verhältnis als Kirchenchor wieder festgelegt
und beschlossen, „für den kirchlichen Zweck" doch noch unter Leitung des Herrn Kanngießer zu
singen. Aber erst ein Dirigentenwechsel wenige Tage später brachte die endgültige Überwindung
dieser kurzen, schweren Krise. Das Dirigat übernahm
Max Caspers. 1898 - 25-jähriges Jubiläum...Das 25-jährige Jubiläum des Chores wurde im August 1898 festlich begangen. Aus Anlass dieses Jubiläums stiftete der Verein das große, heute noch erhaltene Kirchenfenster an der Straßenseite unserer Pfarrkirche mit dem Bild der „ heiligen Cäcilia an der Orgel". 1901 - Anschluss an den Cäcilien-Verband, wichtige Paragraphen...Im Jahre 1901 wurde dann doch endlich der Anschluss des Chores an den „
Allgemeinen Cäcilien-Verband" vollzogen, und zwar durch einstimmigen Beschluss.
Die damals hierzu festgelegte Anschlusssatzung, die heute noch vorliegt, hatte u.a. folgende
wichtige Paragraphen:
§ 1 „Der im November 1873 gegründete Männergesangverein „Cäcilia", Kirchenchor an
der hiesigen Pfarrkirche zum hl. Jacobus, bezweckt, im Anschluss an den „Allgemeinen
Cäcilien-Verein" den Kirchengesang im Sinne und Geiste der heiligen Kirche zu pflegen und im
besonderen zur Hebung des Gottesdienstes in der Pfarrkirche durch Gesang-Aufführungen
mitzuwirken.
§ 2 Der Verein nimmt als Grundlage für seine Wirksamkeit das päpstliche Breve vom 16. Dezember
1870, den „Allgemeinen Cäcilien-Verein" betreffend, an und unterwirft sich demgemäß der
Aufsicht des Erzbischofs und der Oberleitung des Diözesan-Präses.
§ 3 Der Verein wendet seine Sorgfalt zu:
dem Gregorianischen Choral,
mehrstimmiger Gesangmusik älterer und neuerer Zeit,
dem Kirchenliede in der Volkssprache."
Damit war die weitere Wirksamkeit des Chores endgültig klar abgesteckt und vorgezeichnet. 1902 - kein gemischter ChorErstmalig wurde in der Jahresversammlung des Jahres 1902 auch die Anregung zur Bildung eines „ gemischten Chores" erörtert, fand aber nur geteilten Anklang. Die Zeit dafür war für die damaligen Mitglieder noch nicht reif. 1904 - Knabenchöre...Im Jahre 1904 war zusätzlich ein
„Knabenchor" gebildet worden. Dieser blieb aber nur wenige Jahre bestehen.
Seine Aufgabe wie auch die der später zeitweise immer wieder neu gegründeten Knabenchöre bestand
darin, an den hohen kirchlichen Festen bei den mehrstimmigen Messen mitzusingen und als
Knabenschola den Choral vorzutragen. 1908 - Konzert für bedürftige KommunionkinderIm Jahre 1908 führte der Chor zum erstmalig ein „Konzert für die bedürftigen Kommunionkinder" auf. Ein solches Konzert wurde schließlich für längere Zeit in jedem Jahr veranstaltet. Mit dem Erlös konnte man vielen Kindern aus ärmeren Familien helfen. 1914 - der 1. WeltkriegIm 1. Weltkrieg 1914-18 hielten die wenigen in der Heimat verbliebenen Sänger das Leben und
Wirken der „Cäcilia" aufrecht. Zwei Sänger ließen in diesem großen Völkerringen ihr
Leben:
Josef Küllenberg, Heinrich Grafenschäfer.
Schneller als alle anderen Gesangvereine nahm der Kirchenchor „Cäcilia" nach dem Ende des 1. Weltkrieges seine volle Tätigkeit wieder auf. Das zeigte die Jahresversammlung im Februar 1919. Mit ihr begannen ein neues Streben und ein neuer Aufschwung für den Chor. Sogar das übliche Konzert für die bedürftigen Kommunionkinder fand schon wieder statt. 1924 - InflationAuch für den Kirchenchor hatte die „ Inflation" schwere Auswirkungen. Die Jahresversammlung 1924 stellte laut Protokoll fest, dass „durch die Inflation der Kassenbestand sich in ein Nichts aufgelöst hatte". 1927 - erste "gemischte" AuftritteIn den folgenden Jahren trat das Problem des „gemischten Singens" immer mehr in den Vordergrund. Im Jahre 1923 hatte sich ein katholischer Damenchor gegründet. Das gemeinsame Singen mit dem Damenchor war jedoch im Jahre 1925 noch mit Mehrheit abgelehnt worden. Doch schon 1927 beschloss man, auf Wunsch ein- bis zweimal im Jahr mit dem katholischen Damenchor eine gemischte Messe zu singen. 1929 - erster Auftritt im RundfunkDas Jahr 1929 war für den Chor sehr bedeutsam. Die Halbjahresversammlung billigte unter
Abänderung einiger Punkte die neuen Normalsatzungen des „Cäcilienverbandes der Erzdiözese
Köln". Erstmalig wurden Vereinsabzeichen angeschafft.
Ein herausragendes Ereignis für den Chor bildete sein erstes Auftreten im Westdeutschen
Rundfunk zu Köln in einer katholischen Morgenandacht während der Fastenzeit des Jahres 1929. Schon
das Jahr 1930 sah den Chor zum zweiten mal am Mikrofon in Köln, dem 1931 das dritte Auftreten im
Westdeutschen Rundfunk folgte. Am Allerheiligenfest 1932 sang der Chor dann zum vierten mal im
Rundfunk. Das Singen im Rundfunk ist vor allem auf das Wirken seines damaligen Dirigenten Adolf
Keymer mit zurückzuführen. Die im allgemeinen ruhige Weiterentwicklung des Chores erlebte 1936
nochmals eine kurze, schwere Krise, die aber glücklich überstanden wurde. 1939 - der 2. Weltkrieg...der 2. Weltkriegvon 1939-45 brachte wieder einen großen Einschnitt in das Leben des Chores. Mehr und mehr Sänger wurden zum Kriegsdienst einberufen. Die wenigen Sänger, die in der Heimat verbleiben konnten, hielten jedoch mit dem katholischen Damenchor den Kirchengesang aufrecht. Vier Sänger kamen aus dem Krieg nicht mehr zurück: Paul Wingartz, Friedrich Kratz, Ernst Heuser, Heinrich Gruben. Schon kurz nach Beendigung des 2. Weltkrieges lebte der Kirchenchor „Cäcilia" wieder auf
und ging unbeirrt an seine alten und auch an neue Aufgaben heran. 1947 - die Verschmelzung...Am 4. Oktober 1947 wurde dann endgültig der Damenchor mit dem Kirchenchor verschmolzen. Seitdem nennt sich der Chor bis heute „Kirchenchor Cäcilia an St. Jacobus Hilden". |
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