Hoonbyeong Chae im Gespräch mit Claudia Pabich von der Pfarrbriefredaktion. ©SilviaBins
Wie sind Sie zur Kirchenmusik gekommen, und was hat Sie nach Köln geführt?
Im Alter von fünf Jahren habe ich mit dem Klavierspiel begonnen. In meiner Heimat Südkorea habe
ich ein paar Jahre Theologie studiert. In dieser Zeit habe ich sehr viele Gottesdienste an der
Orgel begleitet und mich schließlich entschieden, mich neu zu orientieren und ein Studium der
Kirchenmusik aufzunehmen. Nach einem Jahr rieten mir meine Professoren, nach Deutschland zu gehen,
wo ich im Dezember 2019 eintraf.
Kannten Sie Deutschland damals schon?
Nein, aber ich habe mich natürlich kundig gemacht. An den Deutschen habe ich immer schon
bewundert, auf wie friedlichem Wege sie ihre Wiedervereinigung erreicht haben. Davon sind die
beiden Staaten, in denen das koreanische Volk lebt, leider noch weit entfernt.
Hier muss Vieles für Sie neu und fremd gewesen sein, insbesondere natürlich die deutsche
Sprache.
Ich hatte schon in Korea ein halbes Jahr Deutschunterricht, aber das war natürlich viel zu
wenig. Ich habe dann hier noch ein Jahr lang intensiv Deutsch in Kursen gelernt.
Waren auch die Gottesdienste und die hier gesungenen Lieder fremd?
Die katholische Liturgie ist ja tatsächlich weltweit sehr ähnlich. Nicht alle Lieder waren neu
für mich. In Korea wird zum Beispiel auch zur Melodie von "Großer Gott wir loben Dich" gesungen,
und "Fest soll mein Taufbund immer stehen" findet sich unter der Nr. 1 im dortigen
Gesangbuch. Bei beiden Liedern haben die Texte allerdings andere Inhalte. Mir noch unbekannte
Lieder singe ich vom Blatt.
Gibt es andere Dinge, die für Sie neu waren oder sind?
Für mich neu und sehr bewegend war allerdings, in einer so alten Kirche wie St. Severin zu
spielen; einem Ort, an dem schon seit Jahrhunderten gebetet und gesungen wird. Die Katholische
Kirche in Korea ist noch relativ jung, die erste Taufe fand erst 1784 statt, etwa zehn Prozent
aller Koreaner sind Katholiken. Die Kirche wächst dort - anders als hier - auch noch, allerdings in
den letzten Jahren etwas langsamer.
Und was macht Ihnen besondere Freude?
Neu für mich und sehr beeindruckend waren auch die Schulgottesdienste, die ich einmal in der
Woche in St. Maternus begleite. Gottesdienste dieser Art gibt es in Korea nicht. Zu beobachten, wie
lebendig diese Gottesdienste gestaltet werden und wie die Kinder dort einbezogen werden, bereitet
mir große Freude.
In St. Maternus spiele ich auch gern am Flügel, ebenso gern natürlich an den guten Orgeln in
den Kirchen hier.
Die freundlichen Menschen hier in der Gemeinde haben mir bei der Eingewöhnung sehr geholfen.