Die Kloster- und Pfarrkirche St. Nikolaus
Die Pfarrkirche St. Nikolaus, fertiggestellt vermutlich 1117/18, war ursprünglich nur Maria geweiht, aber schon seit 1229 wird der heilige Nikolaus als Mitpatron genannt. Sie ist ein kleines, einfaches Gebäude, eine dreischiffige, flachgedeckte, romanische Basilika. Das alte Baumaterial besteht im wesentlichen aus Tuffstein. Die äußere Länge beträgt 33,50 m, die Breite 16,50 m. Eine besondere Eigenart der Prämonstratenser ist nicht erkennbar.
Die das Mittelschiff abschließende Apsis ist mit einer Halbkuppel überwölbt. Auch das nördliche Seitenschiff hat eine überwölbte Apsis. Chor, Vierung und Querschiff sind nicht vorhanden.
Die flache Brettdecke mit einfacher Leistenteilung über dem Mittelschiff ist neu. Die mittelalterliche Decke mag aber ähnlich ausgesehen haben. Die schlichte Westfassade ist zweitürmig angelegt, doch steht nur der nördliche Turm. Der Südturm ist wahrscheinlich niemals ausgeführt worden. Die beiden Seitenschiffe haben ihre ursprüngliche, romanische Gestalt nicht behalten. Das südliche Seitenschiff wurde 1875 in Anlehnung an die alte Form mit flacher Bretterdecke zwischen Balken neu aufgebaut. Das nördliche Seitenschiff stammt aus gotischer Zeit.
Der Anlass zu diesem Umbau war vermutlich die Stiftung eines Blasiusaltares, den Graf Adolf VI von Berg 1346 zum Gedächtnis für seine in der Schlacht bei Lüttich gefallenen Waffengefährten errichten ließ. Hierbei wurde das Seitenschiff um etwa 2,50 überhöht. und mit einem Kreuzgewölbe von sieben Jochen versehen. Die rundbogigen Scheidbögen wurden spitzbogig bis dicht unter die hochstehenden Mittelschiffsfenster heraufgeführt.
Die sechs Mittelschiffspfeilerpaare lassen erkennen, dass die Kirche wahrscheinlich schon in romanischer Zeit um etwa 11 m nach Westen erweitert worden ist, denn während die vier östlichen Pfeilerpaare gleichmäßig je 90 cm breit sind, haben die beiden westlichen eine Breite von 1,73 m und 1,10 m. Das 1,73 m breite Pfeilerpaar würde danach also das Ende des ursprünglichen Baues bezeichnen. Stammt der östliche Teil der Kirche noch aus der Gründungszeit von 1117/18, so könnte man annehmen, dass die Erweiterung erfolgte, als die Nonnen in das Kloster eingezogen und für sie eine Empore geschaffen werden musste. Wie sie aussah, weiß man nicht, denn es ist nur der westliche Teil erhalten. Erst 1953 wurde sie durch eine freitragende Auskragung vergrößert, um als Orgel- und Sängerbühne zu dienen. Der nach dem Mittelschiff hin offene Raum unter der Empore dient heute als Taufkapelle. Hier stehen zwei romanische Säulen, auf welchen das dreiteilige Gewölbe der Empore ruht, deren Schäfte aus Kalkablagerungen einer römischen Wasserleitung hergestellt worden sind. Der Fußboden der Taufkapelle liegt um drei Stufen tiefer als der Kirchenfußboden. Man könnte vermuten, dass es sich um eine nachträgliche Aufhöhung handelt, die vorgenommen wurde, als die Kirche durch Heranführung des Mutzbaches der Überschwemmung ausgesetzt war. Der Raum neben der Taufkapelle, das Erdgeschoss des Turmes, ist als Marienkapelle hergerichtet und mit einem kleinen Rundbogenfenster versehen.
Von den romanischen Fenstern ist im Erdgeschoss der Kirche nichts mehr herhalten. In der Mittelschiffsapsis sind auch die späteren drei gotischen Fenster zugemauert, das mittlere in der Barockzeit, die beiden seitlichen bei der Restaurierung 1953. Die beiden letzteren sind von außen noch sichtbar. Auch die Fenster der nördlichen Seitenapsis wurden bei der Aufstellung des Blasiusaltars zugesetzt. Über dieser Apsis erhebt sich draußen als Bedachung eine stattliche welsche Haube aus der Barockzeit, bekrönt mit einer reich geschmiedeten Spitze und einer Wetterfahne, die die Muttergottes im Strahlenkranz darstellt.
Die beiden romanischen Giebel im Osten und Westen haben geradlinige Stein- kanten und tragen auf der Spitze ein kleines Steinkreuz.. Der niedrige Turm über rechteckigem Grundriss von 5,00 x 4,40 m ist fünfgeschossig. Die unteren Geschosse haben schmale Lichtschlitze, die beiden oberen auf jeder Seite ein gekuppeltes, offenes Fenster. Gegen das hohe, schiefergedeckte Hauptkirchendach lehnen sich drei quergestellte Sattel- dächer, welche das Nordseitenschiff überdecken. Die drei Dächer sind durch steile Giebel abgeschlossen, zu welchen noch ein halber, gegen den Turm gelehnter hinzukommt. Der Mittelgiebel trägt eine kleine, in einer Nische stehende Figur des heiligen Nikolaus, in den beiden anderen befinden sich Rundfenster. Die Giebel stehen über je zwei Fenstern des Seitenschiffes. In der Traufe zwischen den Giebeln stehen kleine, barocke Stein- obelisken auf Sockeln. Zwischen den Fenstern befinden sich die Strebepfeiler, die nach vorn schrägt abgedeckt sind.
Die Reihe der sieben großen Spitzbogen- fenster ist maßwerklos. Vielleicht haben sie ursprünglich Maßwerk gehabt, das später herausgebrochen worden ist.
Dieses hat vielleicht so ausgesehen, wie bei den vier westlichen Obergadenfenster der Südseite. Auf dieser Seite haben wir eine Reihung von acht Fenstern, wovon die vier schmalen, der östlichen Hälfte, als einzige noch die ursprüngliche romanische Form behalten haben. Die vier Fenster der westlichen Hälfte haben die doppelte Breite, sind spitzbogig und mit einem nasenlosen Maßwerk versehen. Diese vier gotischen Fenster stehen nicht über der Achse der runden Scheidbögen des Mittelschiffs. Ihnen haben hochgestellte Fenster auf der Nordseite entsprochen, wovon noch eins, jetzt mit seiner farbigen Fassung freigelegt, zu sehen ist. Wann die Vermauerung stattgefunden hat, ist schwer zu sagen.
Überhaupt ist schwer festzustellen, wie weit die Umbaumaßnahmen gegangen sind, die in der Zeit zwischen 1620 und 1653 stattgefunden haben. Von einer durchgreifenden Barockisierung und kann wohl nicht die Rede sein. Vielleicht stammen sogar gotisierende Formen aus dieser Zeit. Unter zwei Fenstern der Nordseite, dem dritten und siebenten von Osten, befindet sich ein einfaches, rundbogiges Barockportal. Eins trägt die Jahreszahl 1640. Auch das große Westfenster mit dem Korbbogen kann trotz des Maßwerkes aus dieser Zeit stammen.
Einschneidende Renovierung 1953 -55
Eine umfangreiche Renovierung wurde 1953 unter der Leitung des Architekten Karl Band im Einvernehmen mit der staatlichen und städtischen Denkmalpflege begonnen. Die alte Decke wurde durch eine Kassettendecke aus Holz ersetzt, zwei große Fenster im Chorraum zugemauert, Nord- und Westseite der Kirche außen mit einem weißen Kellenputz versehen und der Innenraum komplett neu verputzt und weiß gestrichen. Vorher hatte ein Restaurator den Auftrag zu prüfen, ob noch alte Gemälde freigelegt werden konnten. Die meisten gefundenen Stellen erwiesen sich aber als so dürftig, dass sie für eine Wiederherstellung nicht reichten. Tauf- und Marienkapelle entstanden. Die Empore wurde vollständig neu gestaltet, die Bestuhlung komplett erneuert. Die Kanzel sowie der neugotische Hochaltar wurden entfernt.
Die Ausstattung
1955 wurde der vom Kölner Bildhauer Eduard Schmitz aus Lahnmarmor gestaltete neue Hochaltar konsekriert. Er enthält Reliquien der hl. Ursula und des hl. Gereon. Außen sind die vier lebenden Wesen aus der Offenbarung des Johannes eingearbeitet, die zugleich die Symbole der vier Evangelisten Markus (Löwe), Matthäus (Mensch), Lukas (Stier) und Johannes (Adler) sind. Der Tabernakel befand sich zunächst auf der Mitte des Altartisches, wurde dann im Zuge der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils vorübergehend am Blasiusaltar untergebracht und erhielt 1978 seinen jetzigen Platz im Altarraum. Das über dem Altar hängende Barockkreuz gehörte zur alten Ausstattung der Kirche, war dann durch ein modernes Kreuz ersetzt, aber im Zuge der späteren Renovierungsarbeiten 1979 wieder angebracht worden.
Der hl Nikolaus (links) und der hl. Norbert (rechts) an den beiden vorderen Pfeilern gehörten auch noch zur barocken Ausstattung der Kirche, ebenso wie die geschwungene Kommunionbank und der Beichtstuhl an der Nordseite (beides aus dem 18. Jahrhundert).
Der Blasiusaltar (17. Jahrhundert) in der Nordapsis ist nicht mehr in ursprünglicher Form enthalten, sondern ebenfalls barock. Über dem Bild befindet sich das Doppelwappen Fürstenberg.
In der Taufkapelle, die vom Mittelschiff durch ein neues eisernes Gitter getrennt ist, befindet sich ein Taufbecken, stilisiert als Fisch mit geöffnetem Maul aus dem gleichen Material wie der Altar und ebenfalls von Eduard Schmitz gefertigt.
In der gewölbten Marienkapelle unter dem Nordturm steht eine farbig gefasste sitzende Muttergottes mit Kind aus der Zeit um 1600. In einer Vitrine befindet sich das Totenbuch der Gemeinde.
Auf dem kleinen Altar im südlichen Seitenschiff befindet sich eine stehende Madonna mit Kind vermutlich aus dem 16. Jahrhundert. Ein wertvolles Votivbild "Verehrung der Dreifaltigkeit" aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, das über diesem Altar hing, wurde zur Finanzierung des Pfarrheimerweiterungsbaus Anfang 1981 an den ursprünglichen Besitzer, die Familie des Freiherrn von Fürstenberg, verkauft.
Mittelalterliche Glasmalereien sind nicht mehr vorhanden. 1870 wurden bei einer schweren Explosion in der Pulverfabrik im Kunstfeld zahlreiche Fenster vor allem in der Nordfassade zerstört und durch eine neugotische Verglasung ersetzt. Erhalten ist aus dieser Zeit das große Fenster über der Empore. Anfang der 60iger Jahre wurden die ähnlichen Verglasungen der Fenster im nördlichen Seitenschiff durch moderne Fenster nach Entwürfen von H. Gottfried (Düren) ersetzt. Die zwei kleinen Fenster in Tauf- und Marienkapelle stammen von Bienhaus.
Von der gotischen Wandbemalung haben sich einige Reste erhalten: Am dritten Pfeiler von Osten ein sogenanntes "Not-Gottes-Bild", am zweiten Pfeiler ein kleiner Kopf, auf der Empore an der Wand links und rechts eine Malerei und Rankenmalereien in der Leibung des freigelegten gotischen Fensters.
Die gotische Sakristei an der Südostecke des südlichen Seitenschiffs birgt einen der wenigen im Rheinland erhaltenen Malerei-Zyklen des 15. Jahrhunderts: eine Darstellung der zwölf Apostel, die Verkündigung Mariens zu beiden Seiten des Fensters und die Heilige Sippe. Das spätgotische Rippengewölbe zeigt reiche Distelrankenmalereien und zwei skulptierte Schlusssteine. Nachdem die Wandbilder lange Zeit vergessen waren, wurden sie 1934 wiederentdeckt, in den Jahren 1948-1953 freigelegt, wiederhergestellt und in den späten 70iger Jahren noch einmal umfangreich restauriert.
Auf der Empore wurde mit den Renovierungsarbeiten 1953-1955 eine neue Orgel installiert, die am 2. Okt.1955 erstmals erklang
Anfang der 60iger Jahre ist die Ausstattung der Kirche durch die Kreuzwegstationen des Kölner Künstlers Egino Weinert bereichert worden. Nachdem sie zunächst an den Pfeilern angebracht waren, erhielten sie mit den Renovierungsarbeiten Ende der 70iger Jahre ihren jetzigen Platz an der Wand im südlichen Seitenschiff.
Quellen:
* Friedrich Tucholski in: Broschüre "Köln-Dünnwald", herausgegeben von "Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz"
* Lucia Hagendorf-Nußbaum, Christoph Bellot: "Die Kirchen des ehemaligen Prämonstratenserinnen-Klosters Dünnwald, in: Colonia Romanica - Jahrbuch des Fördervereins Romanischer Kirchen e.V. 1994 * Chronik der Pfarrgemeinde St. Nikolaus