|
Der Prämonstratenser-Orden - Geistlicher Hintergrund und geschichtliche BedeutungIn Deutschland leben heute 65 Prämonstratenser. Sie gehören zu sechs Klöstern: Speinhart
(Oberpfalz), Windberg (Bayerischer Wald), Roggenburg (Kreis Neu-Ulm), Fritzlar (Hessen), Magdeburg
und Duisburg-Hamborn. Das erste Kloster stand in Prèmontrè (lateinisch: Praemonstratum) bei Laon in
Nordfrankreich. Daher kommt der Name Prämonstratenser.
Ordensgründer ist der heilige Norbert von Xanten. Er rief im Jahre 1120 in Prèmontrè eine
religiöse Gemeinschaft ins Leben. Kirche und Reich wählten ihn 1126 zum Erzbischof von Magdeburg.
Dort starb er am 6. Juni 1134. Man rühmt seine aufrüttelnde Predigt und seine Freude an der
täglichen Feier der Messe. Er wird - wie in Dünnwald - in priesterlicher Kleidung abgebildet, meist
mit Bischofsstab und Monstranz.
In allen Klöstern des Ordens wollte man so leben, wie Jesus mit seinen Jüngern gelebt hatte.
Und wie sich in der Urkirche verheiratete Männer und Frauen den Aposteln anschlossen, so sammelte
sich damals um die Kerngruppe der Priester viele Männer und Frauen, die arm, ehelos und in
gehorsamer Einordnung in die Klostergemeinschaft leben wollten. Dort schon bald nach Norberts Tod
wurden die so entstandenen Doppelklöster (Männer und Frauen in getrennten Häusern) aufgelöst und
man schuf eigene Klöster für die Prämonstratenserinnen. Einige ältere Klöster (darunter das
Frauenkloster Dünnwald) schlossen sich an und übernahmen die Lebensform dieses Reformordens.
Die Prämonstratenser leisteten - wie alle mittelalterlichen Orden - unschätzbare Kulturarbeit
in Landwirtschaft, Viehzucht, Baukunst und Gottesdienst. Sie boten Wanderern und Pilgern
gastfreundliche Aufnahme. Sie unterhielten Klosterschulen, pflegten die Musik und schrieben Bücher
ab. Außerdem übernahmen die Prämonstratenser die Pfarrseelsorge im Umkreis um ihr Kloster.
Das Grundprinzip der Ordensverfassung lautet: Der Prämonstratenser-Orden ist ein
Zusammenschluss relativ selbständiger Einzelklöster. Demgemäß werden noch heute die Ordensgelübde
auf das eigene Kloster abgelegt, nicht auf den Gesamtorden. Jeder gehört zu dem Kloster, in das er
eingetreten ist. Die konkrete Gemeinschaft an einem festen Ort bietet die Gewähr für ein bleibendes
Zuhause, für Geborgenheit in Krankheit und Alter. In allen Klöstern der Prämonstratenser war und
ist die Tagesordnung auf den Gottesdienst zugeschnitten, also auf die gemeinsamen Gebetszeiten in
der Klosterkirche und die tägliche Messe. Die Stunden dazwischen stehen für die Seelsorge, für das
persönliche Gebet, für Aus- und Weiterbildung, für Hausarbeit (Küche, Nähstube, Waschküche,
Landwirtschaft) und Freizeit zur Verfügung. Im Kloster gab es keine Langeweile: Vielleicht wartete
ein Ratsuchender im Sprechzimmer. Die jungen Mitglieder bedurften des Unterrichts. Die Armen,
Kranken und Pilger im sogenannten "Gasthaus"beim Kloster brauchten menschliche Zuwendung.
Alle Prämonstratenser-Klöster in Deutschland wurden kurz nach 1800 von den Regierungen
aufgehoben (Säkularisation). Die Ordensleute bekamen eine bescheidene Pension, der Klosterbesitz
wurde beschlagnahmt und zugunsten der Staatskasse verkauft. Erst nach dem ersten Weltkrieg kam der
Orden nach Deutschland zurück. Bekannt geworden sind die Prämonstratenser nach 1945 durch den
flämischen Pater Werenfried van Straaten, den man liebevoll den "Speckpater" nannte. Er inspirierte
und leitete die Ostpriesterhilfe, den internationalen Bauorden und die Kapellenwagen-Aktion für
Flüchtlinge, Vertriebene und Spätaussiedler.
Ein Zeugnis für das Wirken der Prämonstratenser in unserer Zeit ist das Hilfswerk
"Subsidiaris", das im Frühjahr 1991 in Magdeburg ins Leben gerufen wurde. Es hat sich die Aufgabe
gestellt, die Arbeitslosigkeit im Magdeburger Raum lindern zu helfen und die dortigen kirchlichen
Einrichtungen zu unterstützen.
Pater Ludger Horstkötter
Der Ursprung - das Dünnwalder KlosterAus dem Jahr 1117 datiert die Urkunde zur Stiftung des Baus der heutigen Nikolauskirche, die
wohl in den Jahren danach errichtet wurde. 1122 verlieh dann der Kölner Erzbischof Friederich I.
von Schwarzenberg der Bevölkerung und der Kirche die vollen Pfarrechte. Bis dahin gehörten die weit
verstreut liegenden Höfe zur Pfarrgemeinde St. Clemens in Paffrath. Dies brachte den Menschen der
damaligen Zeit den Vorteil, dass sie künftig in ihrer neuen Pfarrkirche St. Maria (seit 1229 St.
Nikolaus als Mitpatron genannt) getauft und begraben und die damals wichtigen Kirchenbücher in
Dünnwald geführt werden durften und sich den weiten Weg nach Paffrath ersparen konnten. Die
Verleihung der Pfarrechte war somit eine Verbesserung der Lebensqualität der Bevölkerung auf dem
Gebiet der heutigen Ortsteile Dünnwald und Höhenhaus. St. Nikolaus wurde damit die Keimzelle aller
späteren hieraus entstehenden Pfarrgemeinden.
Über viele Jahrhunderte war das Dünnwalder Kloster - weit über die heutigen Ortsgrenzen hinaus
- ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum. Viele Laien wurden hier in der Landwirtschaft und
im Handwerk ausgebildet oder fanden eine Arbeitsstelle in den klostereigenen Gutshöfen und im
Kloster selbst.
Welche Ordensgemeinschaft sich nach der Stiftung im Jahre 1117 zuerst in Dünnwald niederließ,
ist heute nicht mehr genau feststellbar. Zuerst wurde vermutet, dass es Benediktiner aus dem
Kloster Brauweiler waren, neuere Untersuchungen kommen jedoch zu dem Schluss, dass es sich eher um
Augustinerchorherren handelte. Die ersten Jahre nach Errichtung des Klosters und der heutigen
Nikolauskirche, bleiben jedoch im Dunkel der Geschichte.
Ab 1143 wurde das Dünnwalder Kloster dem Abt des Kloster Steinfeld in der Eifel unterstellt. Im dortigen Kloster lebten zu jener Zeit sowohl Männer, als auch Frauen, die sich dem Gründer des Prämonstratenserordens - Norbert von Xanten - angeschlossen hatten. Dieser gründete 1120 in Premontré in Frankreich die neue Ordensgemeinschaft, die sich rasch ausbreitete und besonders vom damaligen Kölner Erzbischof Friedrich I. gefördert wurde. Der Steinfelder Abt bestimmte das Dünnwalder Kloster dann zum ersten selbständigen Nonnenstift am Niederrhein. An der Spitze des Klosters stand die Meisterin, die zusammen mit dem vom Kloster Steinfeld bestellten Prior, einem Mönch des Prämonstratenserordens, die Leitung des Klosters innehatte. Ein zweiter Mönch war für die Seelsorge in Dünnwald zuständig, dem später noch ein dritter als Vikar zur Seite stand. Das Kloster erlangte schnell eine große Bedeutung als Versorgung für adelige unverheiratete
Damen. Durch eingebrachte Erbanteile und Schenkungen wurde es in kurzer Zeit vermögend. Bereits ab
1144 erfolgten Gründungen von Tochterklöstern des Dünnwalder Klosters in Böhmen (Kloster Doxan bei
Eger und Lanowitz bei Prag), in Mähren (Kloster Kaunitz), sowie in Füssenich bei Zülpich. Darüber
hinaus erwarb das Kloster Dünnwald 1190 Landbesitz in Rheinbrohl und kurz darauf Weingüter in
Obermendig, Remagen, Nieder-Hammerstein, Unkelbach und Bonn.
1347 stiftet Graf Adolf VI. von Berg die Blasiusvikarie, d.h. in der Pfarrkirche war von
1347-1871 jeweils ein eigener Priester für den Bereich des Blasiusaltares zuständig. Hier wurde
täglich ein heilige Messe für die Gefallenen der Schlacht bei Lüttich vom 19. Juli 1346
gefeiert.
Das beschauliche Leben des Klosters und der Dünnwalder Bürger wurde jedoch oft durch
kriegerische Auseinandersetzungen gestört. Nachdem 1583 der Kölner Erzbischof Gebhard von Truchseß
zur kalvinistischen Lehre übergetreten war und deshalb abgesetzt wurde, kam es zwischen ihm und
seinem Nachfolger Ernst von Bayern zu erbitterten Kämpfen. Hierbei wurde das Dünnwalder Kloster
geplündert und die Nonnen misshandelt. Weiteren Plünderungen und Gräueltaten waren Kloster und
Dünnwalder Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) , sowie später in den Jahren 1702 und
1795 ausgesetzt, als französische Truppen plündernd und mordend umherzogen.
Die Wirren der Reformation und der Dreißigjährige Krieg hatten das Kloster so in Not gebracht,
dass 1643 die letzten drei Schwestern ein Bittschrift an Abt Norbert von Horrichem in Steinfeld
richteten, das Kloster und die Klostergüter zu übernehmen. Daraufhin wurde 1643 das Nonnenkloster
aufgelöst und Mönche aus dem Prämonstratenserorden aus Steinfeld übernahmen nun das Dünnwalder
Kloster, das dem 1618 gegründeten Collegium Norbertinum, der Hochschule des Prämonstratenserordens
in Köln, angeschlossen wurde.
In den Jahren 1684/85 wurde der Studienbetrieb des Norbertinums wegen einer von der Stadt Köln
eingeführten Weinsteuer sogar zeitweise komplett nach Dünnwald verlagert.
Hieran sieht man, welche Stellung das Dünnwalder Kloster in dieser Zeit hatte, und dass es
sicherlich auch ein bedeutendes wirtschaftliches Zentrum für die Bewohner in Dünnwald und Umgebung
war. Dies dürfte auch der Grund dafür gewesen sein, dass im 17. und 18. Jahrhundert zwei neue Äbte
des Prämonstratenserklosters Steinfeld mit großer Prachtentfaltung in der Dünnwalder Klosterkirche
geweiht wurden.
Ab 1770 wurden auch in der Pfarrgemeinde in Dünnwald , wie von der Regierung vorgeschrieben,
in drei getrennten Registerbüchern die Taufen, Trauungen und Sterbefälle aufgezeichnet.
Ab 1770 wurden auch in der Pfarrgemeinde in Dünnwald , wie von der Regierung vorgeschrie- ben,
in drei getrennten Registerbüchern die Taufen, Trauungen und Sterbefälle aufgezeich- net.
1803 wurde das Dünnwalder Kloster aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses aufgehoben, die
Klosterkirche der Gemeinde als Pfarrkirche übereignet und der Besitz vom Staat eingezogen. Die
letzten Prämonstratenser blieben als Pfarrer in Dünnwald. Bis 1808 war dies Pastor Georg Wünsch und
von 1808-1816 der letzte Dünnwalder Prämonstratenser Jakob Kayser, der in Dünnwald sehr beliebt war
und der in der Klosterkirche beigesetzt wurde.
Mit dem Besitz des Dünnwalder Klosters wurde Finanzminister Agar belehnt, der ihn 1816 an den
Kölner Bankier Schaffhausen verkaufte. Von diesem erwarb 1857 der Freiherr von Diergardt viele
Grundstücke in Dünnwald und Umgebung.
1860 wurde der neue Friedhof in Dünnwald eingeweiht und von der Pfarrgemeinde Dünnwald das
alte Hochkreuz errichtet. Bis zu dieser Zeit erfolgten die Beerdigungen der katholischen Bewohner
Dünnwalds auf dem Friedhof vor der Kirche.
Um 1900, als sich der eigentliche Ort immer stärker östlich der Bahnlinie ausbreitete, erwarb
man von dem zwischenzeitlich geadelten Baron von Diergardt ein größeres Grundstück an der heutigen
von-Diergardt-Straße zurück, um hier ein Jugendheim, ein Pfarrhaus und eine neue Kirche im
Ortszentrum zu errichten. Das eigentliche Gemeindeleben verlagerte sich dadurch in wenigen Jahren
weg von der alten Pfarr- und Klosterkirche.
Da die Bevölkerung in dem weitläufigen Pfarrbezirk stark anwuchs, wurden ab 1923 in einem
Sportheim in Höhenhaus zusätzlich Gottesdienste gefeiert, um den Anwohnern den weiten Weg zur
Nikolauskirche zu ersparen. 1929 kam es dann hier zur ersten Abtrennung eines Teiles der Dünnwalder
Pfarre und es entstand so die Rektoratspfarre St. Johann-Baptist.
Das 1927 an der von-Diergardt-Straße errichtete Jugendheim wurde 1933 zur Notkirche
umfunktioniert, um es dem Zugriff der Nationalsozialisten zu entziehen. Gleichzeitig wurden die
Pfarrechte der Gemeinde St. Nikolaus auf die neu eingerichtete Gemeinde mit der Notkirche St.
Joseph als Mutterpfarre übertragen. Bevor die Gemeinde allerdings an den Bau einer neuen Kirche im
Ortskern Dünnwalds gehen konnte, musste sie sich erst einmal darum kümmern, dass für die neu
entstehende Gemeinde in Höhenhaus ein Grundstück erworben und darauf eine eigene Kirche errichtet
werden konnte. Weitere Pläne wurden durch den Ausbruch des 2. Weltkriegs vorerst zunichte gemacht.
Nach dem Krieg musste zuerst die Nikolauskirche gründlich saniert werden. In Höhenhaus wurde wegen
des starken Bevölkerungszuwachses eine zweite Pfarrei eingerichtet, für die die Dünnwalder Gemeinde
1948 am Lippeweg ein Grundstück kaufte und den Bau der Kirche Zur Hl. Familie und somit im Jahre
1952 die zweite Abtrennung von der Mutterpfarre verkraften musste.
Unter der Leitung von Kaplan Stöcker wurde 1946 der Kreis "Junge Familie" gegründet und der
Bau einer Siedlung geplant. Aus diesem Verein heraus wurde 1947 die Siedlergemeinschaft gegründet,
die 1949 bereits mit dem Bau der Siedlung nördlich der alten Klosterkirche beginnen konnte.
Die Siedlung wuchs schnell und so wurde 1953 eine weitere Abtrennung von der Mutterpfarre
erforderlich und es wurde die Rektoratspfarre St. Nikolaus gegründet, der als Pfarrkirche die alte
und ehrwürdige Klosterkirche zugeteilt wurde.
Die Entstehung des KlostersÜber die Stiftung und die Entstehung der Klosterkirche gibt es folgende Legende in
Dünnwald:
Im Wald "vor Selkoren" soll einsam eine alte Kapelle gelegen haben. Zwischen den morschen
Mauern der Kapelle stand ein Bild des Erlösers, fast vermodert wie die Kapelle selber. Jahraus,
jahrein zogen Scharen frommer Wallfahrer zu diesem kleinen Gotteshauses. Eines Tages wurde das
Gebet der frommen Pilger plötzlich durch gellende Hilferufe aus dem Dickicht unterbrochen und im
nächsten Augenblick stürzte Ritter Heidenreich, verfolgt von Feinden, in die Kapelle. Er wollte
dort Schutz suchen vor den Verfolgern, denen er wohl mannhaft entgegengetreten wäre, wenn er Waffen
mitgeführt hätte. Da er sich aber auf einem Pilgerweg befand, war er unbewaffnet und zur Flucht in
das Heiligtum gezwungen. Voll Dank für die Rettung küsste er die Schwelle und klammerte sich an den
Altar. Aber einer der Räuber achtete nicht den heiligen Ort, sondern hob das Schwert zum tödlichen
Streich. Doch, welch ein Wunder! Als das Schwert blitzend niedersaust, bricht der starke Stahl
glatt am Heft ab. Der Schlag hatte das Bild des Erlösers getroffen, dessen eine Hand zwar
durchbohrt wurde, dessen Nagel aber dem Knienden Rettung vorm sicheren Tod gebracht hat. Das
Schwert in den Händen des Erlösers bringt selbst die rasenden Mörder zur Besinnung. In jähem
Entsetzen flüchten sie aus der Kapelle.
Voller Dank gegen Gott stiftete der Ritter Heidenreich an diesem Ort ein prächtiges Gotteshaus
und ein großes Kloster.
Längst verschwand der Wald dort und weite Flure ziehen sich um das Gotteshaus hin. Segnend
streckt der Erlöser aber auch noch heute seine Hände dort aus.
Die KlostereichenEinst zeigten die Dünnwalder Mönche dem Junker Hall von Schlebusch ein altes Dokument, nachdem ihnen ein großer Stück Land gehörte. Dies wollte der Junker nicht glauben, denn er hatte das Land als Besitz geerbt und manche Ernte darauf gezogen. Zwischen dem Junker und den Mönchen kam es zu einem Rechtsstreit vor Gericht. Scheinbar des langwierigen Prozesses überdrüssig, gelobte der Junker, das Land den Mönchen zu geben mit der Bitte, ihm noch eine Ernte zu gestatten. Die Mönche gestanden ihm dies zu und der Vergleich wurde rechtskräftig besiegelt. Alles schien in bester Ordnung, doch nur für kurze Zeit. Zu jener Zeit war es üblich, die Felder in einer Flurprozession zu umgehen und Gottes Gnade für gutes Gedeihen der Saaten zu erflehen. Neugierig schauten die Mönche auf den Acker um zu sehen was der Junker gesät habe. Da entdeckten sie, dass auf der weiten Fläche des Ackers eine Eichelsaat aufgegangen war. Die Mönchen waren sehr erbost darüber und verklagten den Junker erneut. Aber der Junker Hall legte den verbrieften Vergleich vor, und die Mönche mussten ihren Einspruch zurückziehen. Die Saat gedieh trefflich und gestattete dem Junker von Hall noch, in ihrem Schatten nach Rehen zu jagen Die Kloster- und Pfarrkirche St. NikolausDie Pfarrkirche St. Nikolaus, fertiggestellt vermutlich 1117/18, war ursprünglich nur Maria
geweiht, aber schon seit 1229 wird der heilige Nikolaus als Mitpatron genannt. Sie ist ein kleines,
einfaches Gebäude, eine dreischiffige, flachgedeckte, romanische Basilika. Das alte Baumaterial
besteht im wesentlichen aus Tuffstein. Die äußere Länge beträgt 33,50 m, die Breite 16,50 m. Eine
besondere Eigenart der Prämonstratenser ist nicht erkennbar.
Die das Mittelschiff abschließende Apsis ist mit einer Halbkuppel überwölbt. Auch das nördliche Seitenschiff hat eine überwölbte Apsis. Chor, Vierung und Querschiff sind nicht vorhanden. Die flache Brettdecke mit einfacher Leistenteilung über dem Mittelschiff ist neu. Die
mittelalterliche Decke mag aber ähnlich ausgesehen haben. Die schlichte Westfassade ist zweitürmig
angelegt, doch steht nur der nördliche Turm. Der Südturm ist wahrscheinlich niemals ausgeführt
worden. Die beiden Seitenschiffe haben ihre ursprüngliche, romanische Gestalt nicht behalten. Das
südliche Seitenschiff wurde 1875 in Anlehnung an die alte Form mit flacher Bretterdecke zwischen
Balken neu aufgebaut. Das nördliche Seitenschiff stammt aus gotischer Zeit.
Der Anlass zu diesem Umbau war vermutlich die Stiftung eines Blasiusaltares, den Graf Adolf VI
von Berg 1346 zum Gedächtnis für seine in der Schlacht bei Lüttich gefallenen Waffengefährten
errichten ließ. Hierbei wurde das Seitenschiff um etwa 2,50 überhöht. und mit einem Kreuzgewölbe
von sieben Jochen versehen. Die rundbogigen Scheidbögen wurden spitzbogig bis dicht unter die
hochstehenden Mittelschiffsfenster heraufgeführt.
Die sechs Mittelschiffspfeilerpaare lassen erkennen, dass die Kirche wahrscheinlich schon in
romanischer Zeit um etwa 11 m nach Westen erweitert worden ist, denn während die vier östlichen
Pfeilerpaare gleichmäßig je 90 cm breit sind, haben die beiden westlichen eine Breite von 1,73 m
und 1,10 m. Das 1,73 m breite Pfeilerpaar würde danach also das Ende des ursprünglichen Baues
bezeichnen. Stammt der östliche Teil der Kirche noch aus der Gründungszeit von 1117/18, so könnte
man annehmen, dass die Erweiterung erfolgte, als die Nonnen in das Kloster eingezogen und für sie
eine Empore geschaffen werden musste. Wie sie aussah, weiß man nicht, denn es ist nur der westliche
Teil erhalten. Erst 1953 wurde sie durch eine freitragende Auskragung vergrößert, um als Orgel- und
Sängerbühne zu dienen. Der nach dem Mittelschiff hin offene Raum unter der Empore dient heute als
Taufkapelle. Hier stehen zwei romanische Säulen, auf welchen das dreiteilige Gewölbe der Empore
ruht, deren Schäfte aus Kalkablagerungen einer römischen Wasserleitung hergestellt worden sind. Der
Fußboden der Taufkapelle liegt um drei Stufen tiefer als der Kirchenfußboden. Man könnte vermuten,
dass es sich um eine nachträgliche Aufhöhung handelt, die vorgenommen wurde, als die Kirche durch
Heranführung des Mutzbaches der Überschwemmung ausgesetzt war. Der Raum neben der Taufkapelle, das
Erdgeschoss des Turmes, ist als Marienkapelle hergerichtet und mit einem kleinen Rundbogenfenster
versehen.
Von den romanischen Fenstern ist im Erdgeschoss der Kirche nichts mehr herhalten. In der
Mittelschiffsapsis sind auch die späteren drei gotischen Fenster zugemauert, das mittlere in der
Barockzeit, die beiden seitlichen bei der Restaurierung 1953. Die beiden letzteren sind von außen
noch sichtbar. Auch die Fenster der nördlichen Seitenapsis wurden bei der Aufstellung des
Blasiusaltars zugesetzt. Über dieser Apsis erhebt sich draußen als Bedachung eine stattliche
welsche Haube aus der Barockzeit, bekrönt mit einer reich geschmiedeten Spitze und einer
Wetterfahne, die die Muttergottes im Strahlenkranz darstellt.
Die beiden romanischen Giebel im Osten und Westen haben geradlinige Stein- kanten und tragen
auf der Spitze ein kleines Steinkreuz.. Der niedrige Turm über rechteckigem Grundriss von 5,00 x
4,40 m ist fünfgeschossig. Die unteren Geschosse haben schmale Lichtschlitze, die beiden oberen auf
jeder Seite ein gekuppeltes, offenes Fenster. Gegen das hohe, schiefergedeckte Hauptkirchendach
lehnen sich drei quergestellte Sattel- dächer, welche das Nordseitenschiff überdecken. Die drei
Dächer sind durch steile Giebel abgeschlossen, zu welchen noch ein halber, gegen den Turm gelehnter
hinzukommt. Der Mittelgiebel trägt eine kleine, in einer Nische stehende Figur des heiligen
Nikolaus, in den beiden anderen befinden sich Rundfenster. Die Giebel stehen über je zwei Fenstern
des Seitenschiffes. In der Traufe zwischen den Giebeln stehen kleine, barocke Stein- obelisken auf
Sockeln. Zwischen den Fenstern befinden sich die Strebepfeiler, die nach vorn schrägt abgedeckt
sind.
Die Reihe der sieben großen Spitzbogen- fenster ist maßwerklos. Vielleicht haben sie
ursprünglich Maßwerk gehabt, das später herausgebrochen worden ist.
Dieses hat vielleicht so ausgesehen, wie bei den vier westlichen Obergadenfenster der
Südseite. Auf dieser Seite haben wir eine Reihung von acht Fenstern, wovon die vier schmalen, der
östlichen Hälfte, als einzige noch die ursprüngliche romanische Form behalten haben. Die vier
Fenster der westlichen Hälfte haben die doppelte Breite, sind spitzbogig und mit einem nasenlosen
Maßwerk versehen. Diese vier gotischen Fenster stehen nicht über der Achse der runden Scheidbögen
des Mittelschiffs. Ihnen haben hochgestellte Fenster auf der Nordseite entsprochen, wovon noch
eins, jetzt mit seiner farbigen Fassung freigelegt, zu sehen ist. Wann die Vermauerung
stattgefunden hat, ist schwer zu sagen.
Überhaupt ist schwer festzustellen, wie weit die Umbaumaßnahmen gegangen sind, die in der Zeit zwischen 1620 und 1653 stattgefunden haben. Von einer durchgreifenden Barockisierung und kann wohl nicht die Rede sein. Vielleicht stammen sogar gotisierende Formen aus dieser Zeit. Unter zwei Fenstern der Nordseite, dem dritten und siebenten von Osten, befindet sich ein einfaches, rundbogiges Barockportal. Eins trägt die Jahreszahl 1640. Auch das große Westfenster mit dem Korbbogen kann trotz des Maßwerkes aus dieser Zeit stammen.
Einschneidende Renovierung 1953 -55
Die Ausstattung
1955 wurde der vom Kölner Bildhauer Eduard Schmitz aus Lahnmarmor gestaltete
neue Hochaltar konsekriert. Er enthält Reliquien der hl. Ursula und des hl.
Gereon. Außen sind die vier lebenden Wesen aus der Offenbarung des Johannes eingearbeitet, die
zugleich die Symbole der vier Evangelisten Markus (Löwe), Matthäus (Mensch), Lukas (Stier) und
Johannes (Adler) sind. Der
Tabernakel befand sich zunächst auf der Mitte des Altartisches, wurde dann im Zuge
der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils vorübergehend am Blasiusaltar untergebracht und
erhielt 1978 seinen jetzigen Platz im Altarraum. Das über dem Altar hängende
Barockkreuz gehörte zur alten Ausstattung der Kirche, war dann durch ein modernes
Kreuz ersetzt, aber im Zuge der späteren Renovierungsarbeiten 1979 wieder angebracht worden.
Der
hl Nikolaus (links) und der
hl. Norbert (rechts) an den beiden vorderen Pfeilern gehörten auch noch zur
barocken Ausstattung der Kirche, ebenso wie die geschwungene
Kommunionbank und der
Beichtstuhl an der Nordseite (beides aus dem 18. Jahrhundert).
Der
Blasiusaltar (17. Jahrhundert) in der Nordapsis ist nicht mehr in ursprünglicher
Form enthalten, sondern ebenfalls barock. Über dem Bild befindet sich das Doppelwappen
Fürstenberg.
In der Taufkapelle, die vom Mittelschiff durch ein neues eisernes Gitter getrennt ist,
befindet sich ein
Taufbecken, stilisiert als Fisch mit geöffnetem Maul aus dem gleichen Material wie
der Altar und ebenfalls von Eduard Schmitz gefertigt.
In der gewölbten Marienkapelle unter dem Nordturm steht eine farbig gefasste
sitzende Muttergottes mit Kind aus der Zeit um 1600. In einer Vitrine befindet
sich das Totenbuch der Gemeinde.
Auf dem kleinen Altar im südlichen Seitenschiff befindet sich eine
stehende
Madonna mit Kind vermutlich aus dem 16. Jahrhundert. Ein wertvolles Votivbild
"Verehrung der Dreifaltigkeit" aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, das über diesem Altar hing,
wurde zur Finanzierung des Pfarrheimerweiterungsbaus Anfang 1981 an den ursprünglichen Besitzer,
die Familie des Freiherrn von Fürstenberg, verkauft.
Mittelalterliche Glasmalereien sind nicht mehr vorhanden. 1870 wurden bei einer schweren
Explosion in der Pulverfabrik im Kunstfeld zahlreiche
Fenster vor allem in der Nordfassade zerstört und durch eine neugotische
Verglasung ersetzt. Erhalten ist aus dieser Zeit das große Fenster über der Empore. Anfang der
60iger Jahre wurden die ähnlichen Verglasungen der Fenster im nördlichen Seitenschiff durch moderne
Fenster nach Entwürfen von H. Gottfried (Düren) ersetzt. Die zwei kleinen Fenster in Tauf- und
Marienkapelle stammen von Bienhaus.
Von der gotischen
Wandbemalung haben sich einige Reste erhalten: Am dritten Pfeiler von Osten ein
sogenanntes "Not-Gottes-Bild", am zweiten Pfeiler ein kleiner Kopf, auf der Empore an der Wand
links und rechts eine Malerei und Rankenmalereien in der Leibung des freigelegten gotischen
Fensters.
Die gotische
Sakristei an der Südostecke des südlichen Seitenschiffs birgt einen der wenigen im
Rheinland erhaltenen Malerei-Zyklen des 15. Jahrhunderts: eine Darstellung der zwölf Apostel, die
Verkündigung Mariens zu beiden Seiten des Fensters und die Heilige Sippe. Das spätgotische
Rippengewölbe zeigt reiche Distelrankenmalereien und zwei skulptierte Schlusssteine. Nachdem die
Wandbilder lange Zeit vergessen waren, wurden sie 1934 wiederentdeckt, in den Jahren 1948-1953
freigelegt, wiederhergestellt und in den späten 70iger Jahren noch einmal umfangreich
restauriert.
Auf der Empore wurde mit den Renovierungsarbeiten 1953-1955 eine neue
Orgel installiert, die am 2. Okt.1955 erstmals erklang
Anfang der 60iger Jahre ist die Ausstattung der Kirche durch die
Kreuzwegstationen des Kölner Künstlers Egino Weinert bereichert worden. Nachdem
sie zunächst an den Pfeilern angebracht waren, erhielten sie mit den Renovierungsarbeiten Ende der
70iger Jahre ihren jetzigen Platz an der Wand im südlichen Seitenschiff.
Quellen:
* Friedrich Tucholski in: Broschüre "Köln-Dünnwald", herausgegeben von "Rheinischer Verein für
Denkmalpflege und Heimatschutz"
Gründung der PfarrgemeindeMit der 875-Jahr-Feier im Jahr 1997 wurde an den Ursprung der Pfarrgemeinde erinnert. Nicht
das Gebäude der St. Nikolauskirche oder das Datum der Stiftungsurkunde selbst standen im
Mittelpunkt der Feierlichkeiten, sondern die Gemeinde.
Wir wissen nicht, ob es vor über 875 Jahren auch ein Fest war, als 1117 mit der
Stiftungsurkunde für den Bau einer Kirche und die Ansiedlung eines Chorherrenstiftes auch
gleichzeitig den Bewohnern der weit verstreut liegenden Höfe die vollen Pfarrechte verliehen
wurden. Dies brachte den Menschen der damaligen Zeit den Vorteil, dass sie künftig in ihrer neuen
Pfarrkirche St. Maria (seit 1229 wird St. Nikolaus als Mitpatron genannt) getauft und begraben
wurden. Die damals wichtigen Kirchenbücher, in denen alle Verträge eingetragen wurden, durften nun
in Dünnwald geführt werden. Bis dahin mussten die Menschen für Taufen und Beerdigungen sowie für
Eintragungen in die Kirchenbücher immer zur alten Pfarrkirche St. Clemens nach Paffrath
gehen.
Die Verleihung der sogenannten Pfarrgerechtsame war eine Verbesserung der Lebensqualität der Bevölkerung auf dem Gebiet der heutigen Ortsteile Dünnwald und Höhenhaus und wurde gleichzeitig die Keimzelle aller späteren hieraus entstehenden Pfarrgemeinden |