Erinnerungen - eifrige Wallfahrer bis 1939
Die Zahl der Teilnehmer war vor dem Krieg nicht besonders groß. Sie schwankte in der Regel zwischen 20 und 40 Teilnehmern. Gewissen Familien war es aber eine Selbstverständlichkeit, jährlich in der Prozession vertreten zu sein. Das führte dazu, dass mehrere ihr Silbernes oder Goldenes Jubiläum feiern konnten.
In der folgenden Darstellung solle einige Namen besonders Erwähnung finden, weil sie die Königshovener Marienwallfahrt von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum 2. Weltkrieg entscheidend voran gebracht haben.
Der erste un namentlich bekannte Goldjubilar war Gerhard Esser. Bis ins hohe Alter bewahrte er eine große Begeisterung für die Sache. Er ging etwa seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts den beschwerlichen Weg 52 mal, wobei er in der Prozession das Amt des Präfekten lange Zeit ausübte, bis er 1888 verstarb.
An seine Stelle trat Konrad Handeck, der, wie sein Vorgänger, 52 mal zur Mutter Gottes gepilgert ist. Bedingt durch seine Einberufung zum Militärdienst im deutsch-französischen Krieg 1870/71 gab es nur eine kurze Unterbrechung, denn unmittelbar nach seiner Entlassung nahm er wieder an der Kevelaer-Wallfahrt teil. Er leitete schließlich die Prozession bis 1893/94.
Das Amt übernahm in jenem Jahr Johann Werges. Wie Aufzeichnungen von Pilgern belegen, war er als äußerst strenger Präfekt bekannt, der überall auf äußerste Disziplin achtete und sie mit allen möglichen Mitteln zu erzwingen suchte, selbst wenn er einen, wie man erzählte, aus der Prozession ausschloß, da jener sich in Kevelaer bei einem Devotionalienhändler (Devotionalien= in der kath. Kirche der Andacht dienende Gegenstände) unrechtmäßig irgendwelche Teile gestohlen hatte, die bei einer Durchsuchung auf dem Rückweg entdeckt wurden. Johann Werges gehört ebenfalls zu den Goldjubilaren, könnte er doch im Jahre 1906 auf 53 Fußwallfahrten zurückblicken.
Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges im Jahre 1914 und zu seiner Einberufung leitete Josef Pier als Präfekt die Prozession. Außerdem hat er lange Jahre den Verpflegungswagen gefahren und diesen Dienst später seinem Schwager Anton Müller übertragen, der den Wagen bis 1938 lenkte.
An dieser Stelle eine kleine Anmerkung: Da der Wagen durch Mönchengladbach einen anderen Weg als die Prozession einschlagen mußte, konnte es vorkommen dass der Fahrer sich ein wenig verirrte. Das aber machte nichts, denn das treue Pferd aus dem Stall Müller, das 28 mal die Prozession begelitet hat, brauchte keinen Lenker. Es kannte die Wege und einzelnen Quartiere besser als mancher Pilger.
1914 wurde Brudermeister Peter Josef Titzer Präfekt. Er hat es verstanden,selbst in der Kriegszeit 1914-18 und der wirtschaftlich schwierigen Nachkriegszeit zu Beginn der 20er Jahre die Prozession aufrechtzuerhalten, selbst wenn es wie in einem Kriegsjahr, nur eine kleine Gruppe von 13 Personen war. Sein Versprechen, das er der Gottesmutter im Krieg 1870/71 gegeben hat, nämlich von da an jedes Jahr nach Kevelaer zu pilgern, hat er bis zu seinem Tode gehalten.
Er, wie viele andere Goldjubilare, war auch dabei, als man im Jahre 1892 in Kevelaer die 250-jährige Existenz des Wallfahrtsortes seit 1642 feierte. In jenem Jahr sind über 100 Königshovener Einwohner in der Fußprozession mitgepilgert.
Peter Josef Titzer durfte im Jahre 1925 noch das (auf der Grundlage des damaligen Wissens) "100-jährige Bestehen" der Königshovener Fußwallfahrt mit über 100 anderen Königshovenern miterleben. Es war seine letzte, seine 54. Fußprozession, denn im Frühjahr 1926 verstarb er.
Bereits im Jahre 1924 hatte Johann Schnitzler das Amt des Präfekten von Herrn Titzer übernommen. Ihm verdanken wir das komplette Namensverzeichnis aus dem Jubiläumsjahr 1925. Von jenem Jahr an sollten gleichzeitig mit der Fußwallfahrt erstmals Bahn- und Omnibusprozessionen stattfinden, die zumeist vom jeweiligen Pfarrer begleitet wurden. VomBahnhof Harff aus wurde ein Sonderzug eingesetzt. Er war Pfarrer Althausen, der aus Anlaß des Jubiläums diese Anregung gab.Es war für alle Beteiligten ein großer Festtag in Kevelaer. Unter feierlicher Musik bewegten sich die Königshovener Pilger durch die Straßen des Wallfahrtsortes. Ein vom dortigen Chor mehrstimmig gesungenes Hochamt gab jenem Tag eine zusätzliche Feierlichkeit.
Seit 1925 wuchs die Teilnehmerzahl zusehends. Vor allem nahm die Zahl der fahrenden Pilger, die aus irgendwelchen Gründen nicht and der Fußprozession teilnahmen, zu. In früheren Zeiten ging nie ein Geistlicher mit der Fußprozession, mit Ausnahme von Kaplan Peters in den 20er Jahren. Es war Pfarrer von der Stein, der im Jahre 1936 als erster Pastor daran teilnahm. Er scheute sogar nicht die Strapaze, kurz danach an der Fußwallfahrt nach Trier teilzunehmen, die jährlich ihren Weg durch Königshoven nahm.
Wallfahrt mit Pfarrer von der Stein
Im folgenden Jahr 1937 war der Pfarrverwalter Dr. Eschbach dabei. Zur großen Überraschung der Pilger stieß in Grefrath der neue Pfarrer Alfons Krahe zur Fußprozession hinzu.
|