ERZBISTUM KÖLN

Strapaziös - von Beschwerlichkeiten unterwegs

Am Ende des letzten Jahrhunderts, im Jahre 1892 erlebte der Wallfahrtsort Kevelaer einen besonderen Höhepunkt seines bisherigen Glanzes. In Gegenwart von fünf Bischöfen und mehr als 400 Geistlichen erlebten unüberschaubare Scharen von Pilgern die Krönung des Gnadenbildes. Der Meißener Bischof Dr. Christian Schreiber betete während des Krönungszeremoniell:

"Wie du, Maria, durch unsere Hand auf Erden gekrönt wirst, so möge auch auf deine Fürbitte dein Sohn Jesus Christus uns alle einst mit Ehre und Herrlichkei im Himmel krönen."

 

Erst in Kevelaer erlebten die Pilger den Glanz dieses bedeutenden Ortes der Marienverehrung. Der Weg dorthin war dagegen insbesondere in früheren Jahrhunderten voller Beschwerlichkeiten.

Leider standen uns Gläubige, die vor dem 2. Weltkrieg die Strapazen einer Wallfahrt nach Kevelaer auf sich genommen haben, als Zeitzeugen nicht mehr zur Verfügung. Doch gibt es einige schriftliche Belege aus jener Zeit, die uns ahnen lassen, welch tief verwurzelte Religiosität alljährlich Antriebsfeder für ein Unterfangen gewesen sein muß, dass die Pilger teils bis an den Rand der Erschöpfung brachte.

Die Wege von Königshoven aus waren nicht asphaltiert und recht unsauber. Vor allem hinter Grefrath, insbesondere aber hinter Walbeck, waren der Weg in einem derartigen Zustand, dass man ihn kaum begehen konnte. Alte Pilger wussten zu berichten, dass sie streckenweise über die Heide gegangen sind, um besser voranzukommen. Die Gegend nördlich von Mönchengladbach war kaum besiedelt, was sich in der Infrastruktur wiederspiegelte. Zu bedenken ist ferner, dass das Schuhwerk damals sehr notdürftig war. Man ging in Holzschuhen oder sogenannten "Trippen", so dass man ohne Übertreibung von einem Opfer, von einer Bußwallfahrt sprechen kann, die sich die Pilger zu Ehren der Gottesmutter alljährlich  auferlegten.

Vereinzelt waren Brot und Wasser, so die Erinnerung von Königshovener Pilgern aus der Zeit nach der Jahrhundertwende, die einzige Nahrung, insbesondere immer dann, wenn die wirtschaftliche Situation besonders angespannt war, wie beispielsweise im Inflationsjahr 1923.

Wie es im Normalfall ausgesehen haben dürfte, kann man in der Chronik der Kölner-Kevelaer-Bruderschaft nachlesen:

"Auswärts in Gaststätten sich Speisen reichen zu lassen, geschah selten, höchsten einmal einen Teller Suppe. Man nahm die Verpflegung den Mundvorrat für die Tage mit und trug den Mundvorrat für den Tag in einem Henkelmann mit Decker am Arm. Ebenso slbstverständlich ließ man sich draussen Kaffee aufschütten, wozu man den gemahlenen Kaffee und die Kanne mitbrachte. Damit die Kaffeekanne im Korb keinen Platz wegnahm, wurde diese am Schürzenband auf dem Rücken oder am Korb hängend befestigt."

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