Neuanfang 1946 - erste Wallfahrt nach dem Krieg
"Nach langer Unterbrechung endlich wieder nach Kevelaer" - So beginnen die Aufzeichnungen zur Wallfahrt 1946. Sieben Jahre hatten infolge des Krieges keine Fußwallfahrten mehr stattgefunden. In jenem Jahr aber machten sich 58 Pilger auf den Weg nach Kevelaer, unter ihnen Kaplan Gabriel Zander. Etwa die Hälfte der Teilnehmer waren Jungendliche, die zum ersten Mal dorthin pilgerten. Sie wollten mit den älteren noch lebenden Pilgern die Tradition fortsetzen. Es war eine stimmungsvoll-harmonische Wallfahrt, was u.a. der Umsicht und der Persönlichkeit des Präfekten Nikolaus Wolf zu verdanken war.
Da, wie erwähnt, in jenem Jahr so viele die Wallfahrt zum ersten Mal mitmachten, konnte es nicht ausbleiben, dass der Sanitäter Ernst Franken große Mühe hatte, alle wund gelaufenen Füße zu behandeln.
In Kevelaer traf man sich mit den Pilgern, die per Fahrrad oder Bus angereist waren. Eine aus heutiger Sicht amüsante Anmerkung: Jener Bus, der in den ersten Jahren nach dem Krieg eingesetzt war, wurde noch mit Holz befeuert.
An jedem Morgern zelebrierte Kaplan Zander eine hl. Messe, die durch den Gesang einiger Teilnehmer aus dem Kirchenchor verschönert wurde. Solistin Gertrud Schmitz intonierte zu Ehren der Gottesmutter das Lied "Wenn ich ein Glöcklein wär". Nach einer Ansprache des Geistlichen am Kreuzbaum sang der Männerchor das "Stabat Mater dolorosa" von Nekes. Es handelte sich um einen Bittruf zu Maria, dass sie allen, die durch Krieg, sei es im Kampf, in der Gefangenschaft oder der Heimat gelitten haben, eine Trösterin der Betrübten sein möge. Überhaupt wurde während jener Pilgerreise weitaus mehr gesungen als in den Vorkriegsjahren.
DieWallfahrt von 1946, die erste Nachkriegswallfahrt, nahm zweifellos eine gesonderte Stellung in der Wallfahrtsgeschichte ein. Sie war ein Erlebnis, das vielleicht bei manchem zu einem religiösen Auftrieb geführt hat.
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