Wie entsteht der Pfarrbrief? Nach welchem Konzept wird er erstellt? Was sind die Aufgaben der
Redaktion? Alfred Gehrmann hat bei Ingrid Rasch nachgefragt.
Frau Rasch, wie sind Sie zur Mitarbeit am Pfarrbrief gekommen? In den 80er Jahren gab es in St. Johann Baptist einen Pfarrbrief, der nur sehr selten
erschien. Mir war es wichtig, dass der Pfarrbrief mindestens halbjährlich erscheint, und da habe
ich mich zur Mitarbeit entschlossen. Mit der schrittweisen Vereinigung der Gemeinden in Südstadt
und Severinsviertel fusionierten auch die jeweiligen Pfarrbriefe. Alle hatten unterschiedliche
Konzepte, und nach vielen schwierigen Entscheidungen wurde dann das aktuelle Konzept
geboren.
Was ist das Wesentliche an diesem Konzept? Der Pfarrbrief hat eine klar thematische Ausrichtung, und aus dem Gemeindeleben wird nur im
Nachrichtenteil berichtet. An der Themenwahl für die einzelnen Hefte wie an der Sprache lässt sich
erkennen, dass der Pfarrbrief auch die Zielgruppe der sogenannten Kirchenfernen in den Fokus
nimmt.
Wer sind Ihre Kolleginnen und Kollegen? Wir haben eine glückliche Mischung aus Redakteuren mit unterschiedlichen Neigungen und
Stärken, sodass wir jeweils für Reportagen, Interviews, für Planung und Recherche und schließlich
für Aufgaben wie Lektorat und Koordination geeignete Mitglieder in unserem Team haben. Über die
Pfarrbriefredaktion hinaus gibt es noch Menschen, die mit großem Engagement für Gestaltung,
Illustration, Druck und Vertrieb sorgen.
Wie werden die Themen ausgewählt? Einmal im Jahr werden bei einem gemeinsamen Essen die Themen der drei kommenden Hefte
bestimmt, und dann gibt es pro Ausgabe drei Redaktionssitzungen, in denen aus einer Idee ein
Pfarrbrief entsteht und die notwenige Arbeit verteilt wird.
Wo liegen die Schwierigkeiten Ihrer Arbeit? Wie auch sonst in der Gemeindearbeit sehe ich ein Problem in der Mehrfachbelastung von
Ehrenamtlern, die ein qualitativ hochwertiges Produkt erstellen wollen.
Wo sehen Sie die Erfolge der Arbeit am Pfarrbrief? Wir erreichen tatsächlich sehr viele Leute im Veedel; wir halten Kontakt, wir laden ein, wir
informieren. Auch zu eher persönlichen Themen des Glaubens wie etwa Beten, Tod oder Glück finden
wir immer wieder Menschen, die ihre Gedanken und Erlebnisse mit uns teilen. An vielen positiven
Rückmeldungen erkennen wir, wie viel an Anregungen und Diskussionsstoff wir damit liefern.
... in die Briefkästen.
Wenn die Arbeit der Redaktion getan ist und die Druckerei Cariprint die 8000 Exemplare gedruckt
und geliefert hat, dann sorgen annähernd 70 Personen dafür, dass die Pfarrbriefe zu den Menschen in
der Gemeinde kommen. So hält der Pfarrbrief die Verbindung zur Gemeinde, informiert, erzählt,
erklärt … Was motiviert zu diesem Ehrenamt, welche Erfahrungen gibt es? Eine neue Verteilerin kommt zu
Wort und ebenso ein "altgedienter" Verteiler.
Sara H. hat im Advent zum ersten Mal den Pfarrbrief verteilt. Den Pfarrbrief schätze ich selbst seit vielen Jahren sehr, und ich sehe, wie viel Arbeit
darin steckt. Inhaltlich möchte ich mich ab und an auch daran beteiligen und daher habe ich auch
das Bedürfnis, mich bei der Verteilung selbst zu engagieren. Das finde ich nur fair. Mir ist es
wichtig, den Menschen ein Stück Gemeindeleben nach Hause zu bringen. Auf die Menschen zuzugehen ist
für mich ein christliches Zeichen. Wer die Kirche nicht besucht – aus welchen Gründen auch
immer, dem wird durch den Pfarrbrief gezeigt: Die Kirche und die Gemeinde sind da – für
jeden. Und wenn der Mensch nicht in die Kirche kommt, kommt die Kirche auf diese Art zu ihm. Bei
meiner ersten Verteilung hatte ich Unterstützung von meiner Tante. Es hat sich schön angefühlt,
sich auf den Weg zu machen.
Interessant wird es, wenn bei der Verteilung Gespräche mit den Menschen zustandekommen. Da
gibt es Eltern mit ihren Kindern, die stolz den Pfarrbrief in Empfang nehmen, und ich habe auch
erlebt, dass eine Tür mit einem Danke und ohne den Pfarrbrief anzunehmen wieder geschlossen wird.
Aber auch das ist nicht schlimm und gehört dazu. Ich freue mich auf die nächsten Verteilungen und
bin gespannt auf die Erfahrungen, die ich machen sowie die Gespräche, die ich führen
werde.
Georg K. ist seit gefühlten 20 Jahren dabei. Als ich vor vielen Jahren gefragt wurde, ob ich bereit sei, beim Verteilen der Pfarrbriefe
behilflich zu sein, da habe ich sofort zugesagt, getreu dem Motto "viele Hände, schnelles Ende".
Mich ein wenig in und für die Gemeinde – meine Gemeinde, an der ich mich freue, die mir am
Herzen liegt – zu engagieren, hatte ich schon länger vor, es bedurfte einer auslösenden
Nachfrage. Und da ich gern spazieren gehe, konnte ich das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden.
Seither bringe ich dreimal im Jahr den Pfarrbrief der Gemeinde in die Haushalte meines Bezirks. In
den ersten Jahren hat mich meine jüngste Tochter begleitet. Sie konnte gerade lesen und war stolz,
Papa helfen zu können, indem sie mir die Namen der Liste vorlas und ich die Briefkästen befüllte.
Inzwischen ist sie groß und hat keine Zeit mehr mitzukommen.
So spaziere ich also allein durchs Veedel – macht auch Spaß. Etwa zweieinhalb Stunden
dauert eine Runde; eine überschaubare zeitliche Beanspruchung. Inzwischen sind die Wege optimiert,
viele Namen, Briefkästen und Häuser sind „alte Bekannte“. Es fällt auf, wenn Namen
plötzlich von der Liste verschwinden oder neue dazu kommen. Viele Häuser haben praktische
Außenbriefkästen oder Gegensprechanlagen, deshalb kommt es seltener zu persönlichen Begegnungen.
Trifft man doch einmal jemanden im Hausflur oder an der Haustür, kommt es auch schon mal zu einem
kurzen Plausch über dies und das und Gott und die Welt: überwiegend sehr angenehme, schöne
Begegnungen, bei denen oft ein Pfarrbrief seinen Weg zu jemandem findet, der nicht auf der
Verteiler-Liste steht, also nicht zur katholischen Gemeinde St. Severin gehört, sich aber für die
Themen, Angebote und Aktivitäten der Kirche seines Veedels interessiert.