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Es war schon eine Herausforderung, am Dienstagabend den gemütlichen Wohnzimmersessel im warmen
Wohnzimmer zu verlassen, nur um sich durch den kühlen regnerischen Abend auf den Weg zu einer
Lichtinstallation in der Severinskirche zu begeben. Neugierig gemacht durch begeisterte Berichte
von Besuchern des Vortages und die Ankündigung "Das Paradies ist anderswo ...", Raumerfahrung der
besonderen Art, Lichtbilder und Texte, Musik und Projektionen, Spuren aus Licht. ... Wo suchen wir
das Paradies? Wo finden wir es?
Kurz vor 21.00 Uhr bestimmt nicht!
Nur eine größere Menschenmenge, die frierend im Nieselregen vor der verschlossenen Kirchentür
steht. Als sich die schmale Tür endlich öffnet, drängeln sich die späten Besucher in die Kirche,
als wenn man sich einen besonderen Platz sichern muss.
Und dann, welch ein Anblick, welch ein Licht!
Die ganze Kirche ist leer, ohne Bänke, welch ein Raumgefühl. Das Mittelschiff ist grau
ausgeleuchtet, Buchstaben, Sätze werden an die Decke projiziert und scheinen im Raum zu schweben,
die Seitenschiffe erstrahlen in rot, der Chor leuchtet in azurblau. Vor den Stufen bilden sich erst
einmal kleine Menschentrauben, so überwältigt die Installation.
Wir gehen weiter. Die Kirche ist gut mit Besuchern gefüllt, die sich staunend durch den nach
unten abgedunkelten Raum bewegen. Das leise Gemurmel wird von einer dezenten, zurückhaltenden Musik
begleitet. Man bewegt sich durch den ungewohnten Raum, weiß gar nicht, wo zuerst hinschauen. Es
wird fotografiert, gefilmt, man erwandert die ganze Kirche, der Chor ist zugänglich, Besucher
sitzen meditierend im ehrwürdigen alten Chorgestühl der Stiftsherren, und über allem ist eine
feierliche Stille.
Die Lichtinstallation wechselt und folgt einer ganz bestimmten Inspiration, deren Logik man auf
einem Programmzettel verfolgen kann. Im Halbdunkel trifft man immer wieder Bekannte, mit denen man
sich austauscht.
Zurück zum Eingang. Wir bewundern die jetzt schneller wechselnden Lichter und eingeblendeten
Texte, bleiben länger stehen und müssen uns losreißen. Was für ein Raum, was für eine
Kirche!
Ja, die Herausforderung hat sich gelohnt, Danke!
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J. Strehlow