Fußwallfahrt vom 26. bis 28. Juni 2022 von Warendorf über Telgte nach Münster
"Ich freue mich, dass es wieder losgeht", sagt meine Mitpilgerin Sabine Oslender und klopft mir
dabei in der Kirchenbank freundschaftlich auf den Oberschenkel. Und damit ist eigentlich alles
gesagt: Bilderströme von zahlreichen Sankt Severiner Fußwallfahrten der vergangenen Jahre beginnen
sofort, an meinem geistigen Auge vorbeizufließen. Bilder von mit den Füßen neu entdeckten
Landschaften. Bilder von Wegstrecken, die wir schweigend zurückgelegt haben. Bilder von
erschöpften, aber glücklichen Pilgern, die sich am Ende eines Tages auf ein Bier in gemütlicher
Runde freuen. Bilder von zahlreichen zwanglosen und dennoch teilweise tiefgründigen Gesprächen im
Gehen.
Viele der Pilger haben sich über die Jahre recht gut kennengelernt – und sind dennoch immer
offen für neue Mitpilger. Das durfte ich selbst erfahren, als ich vor vielen Jahren zum ersten Mal
dabei war.
Dabei fällt mir ein: Könnte das nicht auch ein (Vor-)Bild für unsere Kirche sein, wie sie
sein sollte: Eine gelungene Verbindung aus Kontinuität und Offenheit für Neues? Es kann schön und
beruhigend sein, bestimmte Handlungen immer zu wiederholen. Und trotzdem sollte man sich davor
hüten, den Satz "Dat hammer immer su jemaat" als tragendes und allein gültiges Argument
anzuerkennen.
Die Fußwallfahrt war auch dieses Jahr wieder so wie immer – und trotzdem wieder neu. Was war
alt und was war neu? Wer das wissen möchte, sollte eine Pilgerin oder einen Pilger fragen. Oder
nächstes Jahr selbst mitgehen. Wir sind immer offen für Neue(s).