Osternacht - Stummes Staunen
23. April 2017; Ingrid Rasch
Vor der noch geschlossenen Kirchentür drängen sich die Menschen. Mit stummem Staunen betreten sie nach Öffnung der Tür zur Osternachtfeier den fast dunklen Kirchenraum und lassen zunächst im Umhergehen oder auch von ihrem Platz aus die Weite des Raumes auf sich wirken. "Unwirklich, dass hier vor kurzem noch der Raum bis zur Decke angefüllt war mit Gerüsten", flüstert ein Nachbar dem anderen zu.
Staunend lassen die Besucherinnen und Besucher auch die ungewohnte Anordnung von Altar und Ambo (Lesepult) auf sich wirken, eine Anordnung, die den "Tisch des Wortes und den Tisch des Brotes" in der jeweiligen Bedeutung unterstreicht. Das nimmt dem großen Altar nichts, der in seiner strengen steinernen Schönheit ohne jegliches Beiwerk ganz besonders zur Geltung kommt.
In der noch dunklen Kirche werden die alttestamentlichen Lesungen von verschiedenen Orten im Kirchenraum vorgetragen - ausgewählt entsprechend dem Inhalt der jeweiligen Texte. Und dann drängen die Menschen in den Kreuzgang zum dort entzündeten Osterfeuer. Mit der großen Osterkerze und vielen kleinen Kerzen ziehen alle wieder ein und warten dann auf den Augenblick, zu dem in der Osterliturgie - als Sinnbild der Auferstehung - Orgelklang den Raum erfüllt und in einer sorgsam abgestimmten "Choreographie" zunächst der Hochchor und nach und nach der übrige Kirchenraum in helles Licht getaucht wird. In gesammeltem Schweigen nehmen die Gottesdiensteilnehmer diese ungewöhnlichen Eindrücke auf.
Erst später im Pfarrsaal bei der Agape, beim Wein, bei Osterbrötchen und Ostereiern tauschen sie ihre Erfahrungen aus - und das braucht Zeit. Um halb drei können die Organisatorinnen der Agape die Tür abschließen.