"Jeder Schiefer ist anders", sagt Hubertus Becker, Vorarbeiter der Dachdecker vor Ort. Die
Severinskirche mit ihren großen schiefergedeckten Dachflächen ist keine Arbeit für eine "normale"
Dachdeckerfirma. Die aufwändige und umfangreiche Dachsanierung orientiert sich besonders an
denkmalpflegerischen Gesichtspunkten und muss handwerklich hochwertig ausgeführt werden, damit das
Bild des Gebäudes und die Substanz der Kirche auch in Zukunft erhalten werden.
Herr Becker, woher kommt Ihre Firma und wie viele Leute arbeiten hier an der großen
Dachfläche? Ich bin hier als Vorarbeiter der Dachdeckerfirma Prange seit April 2015 auf der
Sanierungsbaustelle der Kirche St. Severin beschäftigt. Unsere Firma hat ihren Sitz in Brilon
(Sauerland). Ich arbeite schon seit 32 Jahren in der Firma, seit 19 Jahren als Dachdeckermeister.
Wir beschäftigen neben 16 Dachdeckern auch acht Klempner, die bei unseren Aufträgen die
Metallarbeiten (Dachrinnen, Fallrohre) ausführen. Hier auf der Baustelle arbeiten wir mit vier
Mitarbeitern, darunter auch einer jungen Frau als Gesellin. Wir sind eine der wenigen Firmen, die
sich auf Schiefereindeckungen spezialisiert hat und bundesweit Aufträge ausführt. Da Schiefer heute
meist nur noch bei älteren Gebäuden oder unter Denkmalschutzauflagen eingesetzt wird, haben wir es
häufig mit "alten Gemäuern" oder großen repräsentativen Gebäuden zu tun, zum Beispiel hier in der
Nähe Schloss Bensberg oder Hotel Petersberg. In meinen Anfangsjahren hatte die Firma noch eine
eigene Schiefergrube im Sauerland, aus der der Schiefer für die Dacheindeckungen direkt gewonnen
wurde. Die Grube ist allerdings inzwischen aus wirtschaftlichen Gründen seit vielen Jahren
stillgelegt.
Welche Arbeiten werden am Dach gemacht? Wir werden die gesamte Dachfläche des Hauptschiffs und die Turmhauben der beiden Flankentürme
an der Ostseite der Kirche neu eindecken. Das heißt, die alten Schiefersteine werden abgedeckt, die
alte Holzbeplankung darunter entfernt und ersetzt. Anschließend werden die Dachflächen mit neuen
Schiefersteinen wieder eingedeckt. Das ist eine Gesamtfläche von ca. 2.250m². Wenn Sie bedenken,
dass ein Quadratmeter Schieferdeckung ungefähr 33-35 kg wiegt, können Sie sich vorstellen - oder
vielleicht selber ausrechnen - welches Gewicht damit insgesamt hier auf dem Dachstuhl lastet.
Zurzeit arbeiten wir ausschließlich an der südlichen Dachseite. Die alten Schieferplatten
sind schon entfernt und die Beplankung weitestgehend ausgetauscht. Regenrinnen und Fallrohre sind
ebenfalls schon erneuert. Auf den unteren Dachbereichen der Seitenschiffe werden wir wegen der
teilweise sehr geringen Dachneigung eine Kupferabdeckung anbringen. Mit Anbringung der Vordeckung
ist das Dach aktuell erst einmal abgedichtet. In den kommenden 8-10 Wochen werden wir die Arbeiten
auf dieser Seite abschließen. So werden wir uns nach und nach im Laufe der Zeit um die Kirche
"herumarbeiten". Insgesamt rechnen wir dabei mit einem Zeitaufwand von etwa einem Jahr. In den
Wintermonaten von Mitte November bis etwa Mitte März arbeiten wir aufgrund der Winterwitterung nur
bedingt. Für uns als Mitarbeiter gelten dann die üblichen Bedingungen der
Schlechtwetterregelung.
Gibt es etwas, das Sie an ihrem Beruf besonders reizt oder herausfordert? Und was ist das
Besondere bei der Arbeit mit Schiefer? Die Dachdeckerarbeit an sich ist für mich eher "normale" Arbeit. Eine Herausforderung ist es
sicher, wenn wir in der prallen Sonne bei Temperaturen über 30° C dort oben arbeiten. Wenn die
Dachflächen dann weit über 80° C heiß werden, müssen wir häufig eine Pause einlegen. Bei Sturm,
Regen oder Gewitterlagen entscheiden wir in jedem Einzelfall, ob und wann wir die Arbeit
einstellen. Hier geht in jedem Fall die Sicherheit der Mitarbeiter vor.
Das Besondere bei der Arbeit mit Schiefer ist für mich, dass jeder Schieferstein anders ist.
Jeder Schieferstein wird einzeln von Hand vor Ort am Dach angepasst und dann sorgfältig angesetzt
und mit Zinknägeln fixiert. Ganz wichtig für die Dichtigkeit und auch die Optik ist, dass die
Nagelreihen von der darüber liegenden Schieferreihe überlappt werden. Positiv für mich ist, dass
ich mit unseren Leuten die Arbeit hier selbständig einteilen und ausführen kann. Nicht zuletzt
arbeite ich besonders gerne hier in Köln. Die Mentalität der Menschen gefällt mir und auch die
Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen vor Ort auf der Baustelle ist sehr angenehm und
konstruktiv.