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Teilen im Ordensleben

Ist Teilen in einem Orden anders als in einem "weltlichen" Leben? Dieser Frage ging Marianne Ricking im Gespräch mit ihrer früheren Mitschwester Maria-Alfonsa nach, die auf mehr als 50 Jahre Ordensleben zurückblickt. So lange währt auch schon die Freundschaft der beiden Frauen.

 

Erinnerungen zu teilen ist für mich etwas Besonderes, und die Erfahrung von gemeinsam Erlebtem - sowohl von Freude als auch von Leid - verbindet in besonderer Weise.

Mir gegenüber sitzt Schwester Maria Alfonsa; ich besuche sie in ihrem neuen Zuhause in Paderborn. Sie war mehr als 25 Jahre im St. Josefshaus hier in Köln. Viele Jahre haben wir unseren Alltag miteinander geteilt und erinnern uns: "Weißt Du noch – 1980 als unsere 'Kölner Zeit' begann und weißt Du noch – 2007 als es für Euch Ordensschwestern hieß, Abschied von Köln zu nehmen?"


126 Jahre lang – von 1881 bis 2007 – haben die Schwestern das St. Josefshaus am Leben erhalten. Sie haben Traditionen gepflegt und weitergegeben, Kinder und ältere Menschen begleitet, ihnen ein Stück Beheimatung geschenkt. Sie haben miteinander den Alltag und viele Alltäglichkeiten geteilt. Ich frage Schwester Maria-Alfonsa was für sie Teilen bedeutet. "Teilen ist für mich immer die Motivation, die Basis gewesen, um meinen Beruf, meine Berufung als Ordensschwester leben zu können. Ich stelle mein Leben in den Dienst der Menschen und der Kirche und übernehme ab diesem Moment Verantwortung. Da ich in Gemeinschaft lebe, teile ich diese Verantwortung mit meinen Mitschwestern – Verantwortung für die Menschen, die uns anvertraut sind." Das Wort "für" drückt für sie die positive Haltung des Teilens aus – Gott und den Menschen zugewandt. Seinen spirituellen Grund findet das Teilen in den Gelübden: Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam.


Gemeinsam erinnern wir uns an den jährlich wiederkehrenden Martinsumzug im Kindergarten. "Das ist in mir noch sehr lebendig. Da wird den Kindern mit der Geschichte der Mantelteilung des hl. Martin auf eine anschauliche Weise der tiefere Sinn des Teilens deutlich.", davon ist Schwester Maria-Alfonsa überzeugt, "Für Kinder und Erwachsene wird es gleichermaßen sehr schön auf den Punkt gebracht: Im gegenseitigen Geben und Nehmen bin ich mit meinem Gegenüber auf Augenhöhe." Und weiter stellt sie fest: "Jetzt im Älterwerden empfinde ich noch intensiver, wie sehr wir aufgrund der abnehmenden Kräfte aufeinander angewiesen sind, indem wir den Alltag miteinander teilen. Der Satz: 'geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude' ist für uns zur täglichen Erfahrung geworden."
 

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