Womit beginnt es? – Mit dem Gegenteil! – Wie denn? – Nun, da sind zwei, die tun sich
zusammen und sind nur noch eins. Aber dann, dann geht es mit dem Teilen los, aus einem werden zwei,
aus zwei vier, aus vier acht, aus acht 16 … Das Teilen geht immer weiter, 70 oder 80 Jahre lang –
und in dem Moment, da das Teilen endet, beginnt der Tod.
Ja, liebe Leserin und lieber Leser, wer oder was ist das? Das sind Sie oder ich, das ist der
Mensch. Zwei winzige Zellen der Eltern tun sich zu einer zusammen … und den Rest kennen sie, das
ist der Mensch. Freilich sterben in der langen Zeit auch viele unserer Zellen ab – sonst wüchsen
wir ins Unermessliche.
Dieses Teilen haben wir nicht in der Hand, können es weder stoppen noch beschleunigen. Aber es
zeigt das Gesetz des Lebens auf: Wo nicht geteilt wird, herrscht der Tod. Menschen, die nicht
kommunizieren, eine Mauer um sich bauen, alles an sich ziehen und nichts ziehen lassen – sie sind
tot vor dem Tod.
"Brotbrechen" nannten die ersten Christen ihren Gottesdienst, Brot und Wein miteinander teilen
und auch sicher viele Hoffnungen und Ängste. So wie ihr Vorbild keine Grenzen setzte – mit allen zu
Tisch lag, gern aß und trank, sich auseinandersetzte und stritt und so versuchte, das Reich Gottes
punktuell zu realisieren.
Das Brotteilen steht bis heute im Zentrum unseres Gottesdienstes – das Brot, die große Hostie
brechen und miteinander teilen. Das ist freilich kräftig aus dem normalen Leben in die Liturgie
hineingewandert und hat die praktische/horizontale oder mitmenschliche Dimension fast ganz
verloren. Die andere Dimension, die in den Himmel, wurde unseren damals kindlichen Seelen mit Druck
und Angst (doch zuweilen auch mit Liebe) fast unauslöschlich eingeprägt. Die Christen, die zum
Gottesdienst gehen, das Brot mit Jesus teilen, aber nicht bereit sind ihr tägliches Brot mit
anderen zu teilen, haben noch nicht so ganz viel vom Reich Gottes mitbekommen, können das Teilen
aber sicher noch lernen.
Wo nicht geteilt wird, wo das Geld nur auf dem Konto liegt, der Weizen in den Silos lagert,
befreiende Gedanken nicht aus dem Kopf herausgelassen werden, da regiert nicht das Leben sondern
der Tod.
Jesus ist dort, wo Brot gebrochen und geteilt wird, ob in der Kirche oder auf der Straße oder am
Küchentisch.
Kurzformel für
Christen: Das sind die Menschen, die ihr Brot teilen.
Johannes Krautkrämer