"Da habt ihr Euch ja was sehr Anspruchsvolles ausgesucht!" Ähnliches hören wir
Pfarrbriefmacher*innen nicht selten, wenn wir über das geplante Thema für die nächste Ausgabe
sprechen – auch diesmal. Dennoch war die Entscheidung einhellig für das Thema "versöhnen". Wir
haben uns intensiv ausgetauscht über eigene Erfahrungen mit Versöhnung oder Unversöhntheit – mit
uns selbst oder mit anderen Menschen. Ratlos geblieben sind wir im Blick auf unversöhnliche "Lager"
in Politik, Gesellschaft und nicht zuletzt in der Kirche. Nicht zuletzt rücken Krieg und Zerstörung
in der Ukraine die Hoffnung auf Versöhnung in weite Ferne.
Staunend und bewundernd schauen wir auf die Versöhnungsprozesse in Südafrika und in Ruanda.
Ob wir davon lernen können, lässt sich nachlesen in einem Buch, das Erzbischof Desmond Tutu und
seine Tochter geschrieben haben – wir stellen es in unserer Rubrik "Für Sie gelesen…" vor. Lernen
können wir vielleicht von einem ungewöhnlichen Misereor-Schul-Projekt in Palästina, bei dem es um
erste Schritte zu versöhnlichem Handeln geht. Das gilt ebenso für Prinzipien der gewaltfreien
Kommunikation, von denen in dieser Ausgabe die Rede ist.
Auch hierzulande gibt es ungewöhnliche Versöhnungsgeschichten. Wir danken den Menschen, die
mit uns von ihren Erfahrungen gesprochen haben, und respektieren den verständlichen Wunsch nach
Anonymität. Einblicke in eine unvertraute Welt gibt ein Gefängnisseelsorger, der uns teilhaben
lässt an seinen Erfahrungen zum Thema Versöhnung.
Die Bibel im Alten und Neuen Testament ist voller Erzählungen von Menschen, die um Versöhnung
ringen – untereinander oder um Versöhnung mit ihrem Gott. Pastor Johannes Quirl und Diakon Dr.
Barthel Schröder erschließen uns einige dieser Geschichten und schauen dabei auch auf die aktuelle
Unversöhntheit zwischen angstvoll beharrenden Katholiken und solchen, die mutig öffnende Schritte
in unserer Kirche für mehr als überfällig halten.