"Aua, aua, ich bin hingefallen!" Das Kind rennt weinend zu den Eltern – eine alltägliche
Situation auf dem Spielplatz. Und dann höre ich oft den Satz: "Och, ist doch nix passiert!" Ich
finde: Doch, es ist etwas passiert, das Kind ist hingefallen, und es weint. Natürlich rufe ich in
einer solchen Situation auch keinen Krankenwagen, aber ein kurzes Wort des Trostes und Umarmen,
Pusten und Küssen – auch ohne sichtbare Wunde – gehört für mich dazu. Ich erlebe, wie wichtig das
ist und dass es den Schmerz heilt. Wenn ich kurz darauf ein aufmunterndes: "Jetzt geht‘s bestimmt
schon wieder" sage, rennt mein Kind wieder los und spielt weiter.
Ich möchte auch die kleinen Belange der Kinder ernst nehmen, ohne zu übertreiben, denn es geht
um ihre Gefühle. Nach meiner Erfahrung sind für Kinder manchmal unscheinbare Dinge schwerwiegend
und problematisch. Ich erinnere mich an eine Phase, in der es sehr schlimm war, wenn ich das Brot
meines Kindes falsch durchgeschnitten habe, kaum vorstellbar, welche "Erschütterung" das auslöste.
Nicht ganz einfach, in solchen oder ähnlichen Situationen die starken Gefühle nicht kleinzureden
oder zu beschwichtigen.
Da sehe ich eine Parallele zur Situation bei Erwachsenen – auch hier möchte ich Gefühle von
anderen ernst nehmen, selbst wenn sie für mich nicht immer nachvollziehbar sind. Wenn mir das
gelingt, dann kann ich eine angemessene Form von Trost finden.
Was ich zum Glück lange nicht mehr gehört habe, sind die Worte des billigen Trostversuchs :
"Bis du heiratest ist es wieder verheilt!" Und die Ablenkung mit Süßigkeiten wird zum Glück auch
weniger. Den Trick haben die Kinder nämlich schnell raus.