Maria, Trösterin der Betrübten
Über der Eingangstür meiner heimatlichen Kirche gab es ein Bild, auf dem Maria mit dem Kinde dargestellt war; darunter stand: Maria, Trösterin der Betrübten - bitte für uns! Das Bild und diese Anrufung haben mich viele Jahre begleitet. Damals wusste ich noch nicht, dass es eine Anrufung aus der lauretanischen Litanei (s. Info) ist.
Trost – was ist das und wie kann ich ihn für mich definieren? Ich spüre, dass dieses Wort
mich emotional sehr berührt. Mit Trost verbinde ich persönlich viele und zumeist sehr intensive
Erfahrungen aus meiner Kindheit. Meine Mutter, die mich in den Arm genommen, mich getröstet hat
durch Worte, Gesten, Zuhören... Trost braucht einen Vermittler, eine Vermittlerin; ich brauche als
Trostsuchende ein Gegenüber, eine Bezugsperson, jemanden, der mich so nimmt, wie ich bin, jemanden,
dem ich vertraue, dem ich mein Herz öffnen kann und von dem ich weiß, dass er oder sie mich trösten
/ mir Trost zusprechen kann.
Trost und Ermutigung schöpften unsere Eltern und Großeltern wesentlich aus ihrem Glauben. In
diesem Kontext nahm Maria, die Mutter Jesu eine besondere Stellung als Vermittlerin und
Fürsprecherin ein. Eine Form des Gebetes war die lauretanische Litanei, deren Anrufungen von
Bitten, Erfahrungen und Notsituationen der Menschen zeugen, die sie in Worte gefasst haben: Maria,
als
eine von uns!
Maria, du Heil der Kranken - bitte für uns.
Du Hoffnung für alle - bitte für uns.
Du Helferin und Trösterin für alle, die auf der Flucht sind - bitte für uns.
Der gleichmäßige Wechselgesang, der lauretanischen Litanei war in meinem späteren
klösterlichen Leben ein fester Teil im Anschluss des Stundengebetes nach der abendlichen Vesper.
Jede Anrufung wurde mit einem Ruf um die Fürbitte Mariens bei Gott verbunden.
Du Trösterin der Betrübten - bitte für uns.
Du Hoffnung für alle in ausweglosen Situationen - bitte für uns.
Maria, als eine von uns, die Alltag und Leben erfahren, erlebt und selber durchlitten hat,
und Maria, als Frau in der Kirche von heute kommt sicherlich nochmals eine besondere Bedeutung
zu:
Maria, Mutter der Kirche und Hoffnung für alle - bitte für uns!
Marianne Ricking
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In der
lauretanischen Litanei (entstanden im 12. Jahrhundert) wird Maria mit
zahlreichen Bezeichnungen angesprochen, die ihre Rolle in der Heilsgeschichte zum Ausdruck bringen.
Durch die bild-und symbolreiche Sprache hat die Litanei einen sehr poetischen Charakter.
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Schutzmantelmadonna – Marienaltar im linken Querschiff von St. Paul (1910 eingeweiht)
Foto: SilviaBins
Das Jesuskind wendet sich segnend den Frauen der Pfarrei zu, die auf der rechten Seite Zuflucht
suchen.
Auf der linken Seite haben sich die Männer versammelt. Vorn kniet Kardinal Paulus Melchers,
daneben finden sich Pfarrer Peter Haas und Ludwig Stollwerck mit den übrigen Mitgliedern des
Kirchenvorstandes.
entnommen aus:
"St. Paul – Pfarr- und Baugeschichte einer Kirche in der Kölner Südstadt", Martin von Bongardt