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Trost-Erfahrungen in der Stille

Heide-Marie B. gehört zum Team der annähernd 30 ehrenamtlich Engagierten im Besucherservice St. Severin, die in der täglich geöffneten Kirche die Besucherinnen und Besucher willkommen heißen.

 

Es gibt Leid, vermute ich, dazu findet man einfach keinen Trost. Aber immer wird man im Leid, im Kummer Trost suchen. 
Das wissen wir alle.


In die Severinskirche kommt sicher manch ein Mensch, um Trost zu suchen. Dafür entwickelt unsereins vom Besucherservice einen Blick. Und dass er oder sie Trost oder Ruhe findet, ist nicht ausgeschlossen. Im Gegenteil, es ist sehr gut möglich.


Tritt die Besucherin, der Besucher – die Kerzenkapelle durchquerend – in den großen hohen Kirchenraum ein, umgibt ihn oder sie sogleich eine umfassende Stille, die gut tut. Man hält inne und nimmt den in milden, hellen Farben gehaltenen Raum in seiner ganzen Höhe und Weite wahr, dazu die Stille, die sich herabsenkt.


Der ältere Herr, den ich von meinem Platz aus schon eine ganze Zeit drüben nahe dem Barthel-Bruyn-Altar sitzen sehe, hat inzwischen den lange gesenkten Kopf zurückgelegt, sein Blick ist in den hohen Chor gerichtet. Getröstet? Eine stille Freude? Erleichterung? Oder vielleicht Dank? Eins davon mag es sein; aus der Stille und Besinnung heraus gewonnen.


Oder die junge Frau mit der vollen Einkaufstasche vor einer Stunde, die lange weiter links in einer Bank gesessen hat – sie mag, wenn nicht getröstet, so vielleicht ruhig im Herzen geworden sein, bevor sie mit einem knappen Nicken zu mir herüber wieder gegangen ist.
Stille ist der Anfang von Trost. Und zumindest Stille kann ein Gotteshaus bieten, ja schenken. Wer die Stille sucht, hat genug vom Lärm, von Pech, von Kummer, Leid, Stress. Und wer die Stille sucht, weiß, dass sie ihm hilft und – nicht selten – tröstet. Oder Zuversicht gibt. Oder den Mut, ein Problem anzupacken.


Dienstag ist mein Tag. Da bin ich eine vom Besucherservice-Team in St. Severin, die für alle anwesend ist, die kommen; für mich selbst sage ich: Ich hüte die Kirche und bin da, wenn Menschen kommen, um die Kirche zu besichtigen, oder weil sie die Stille suchen.    

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