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Trösten ist eine Herausforderung

<em>'Komm Tröster, der die Herzen lenkt, du Beistand, den der Vater schenkt.' 
(aus dem Gotteslob Lied 342)e ©Marianne Ricking </em> 'Komm Tröster, der die Herzen lenkt, du Beistand, den der Vater schenkt.'  (aus dem Gotteslob Lied 342)e ©Marianne Ricking

Pastoralassistent Stefan Burtscher ist überzeugt, dass wir mit der anspruchsvollen Aufgabe des Tröstens nicht alleingelassen sind.

 

"Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen." Mit diesem Satz aus dem Matthäusevangelium spricht Jesus eine Einladung und eine Zusage aus, mit Sorgen, Angst und allem anderen, was uns Menschen belastet, zu ihm zu kommen und bei ihm Erleichterung und Ruhe zu erfahren. Das Neue Testament berichtet an vielen Stellen davon, dass Jesus diese Worte ernst meint. Das Evangelium ist voller Berichte darüber, dass Menschen in Not zu Jesus kommen. Er heilt sie von verschiedenen Krankheiten und schenkt ihnen in ihrer Verzweiflung neue Hoffnung. Dabei fragt er oftmals ganz unverblümt: Was willst du, dass ich dir tue? (Lukas, Kapitel 18, Vers 41)


Dieser Gedanke, mit allem, was uns belastet zu Jesus kommen zu können, ist tröstend und ermutigend. Und diese Zusage von Jesus gilt nicht nur für die Menschen, mit denen er vor 2000 Jahren unterwegs war, sondern für alle Menschen aller Zeiten. Also sind auch wir im Hier und Jetzt eingeladen, unsere Sorgen und Lasten vor Gott zu bringen, und können in der Begegnung mit Gott und im Gebet zur Ruhe kommen.


Die Worte Jesu sind aber zugleich auch ein Auftrag an seine Jüngerinnen und Jünger und so auch an die Kirche. Es geht darum, Begegnung mit diesem Gott zu ermöglichen, der allen beladenen Menschen helfen und ihnen Ruhe verschaffen will. So sollen und können wir dem Vorbild Jesu folgen und selbst Trost spenden. Eine Kirche nach dem Vorbild Jesu ist also eine Kirche, die tröstet, die Menschen in ihren Nöten nahe ist und versucht, ihnen Ruhe zu verschaffen. Trost spenden ist Auftrag und Kernkompetenz der Kirche zugleich, was das Zweite Vatikanische Konzil so ausdrückt: "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände." (Gaudium et Spes 1)


Viele von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, haben wahrscheinlich schon einmal erlebt, wie wohltuend es ist, in Zeiten einer persönlichen Krise eine offene Tür, zwei offene Ohren und ein offenes Herz zu finden – Trost zu erfahren. Die erdrückende Last ist nicht wie von Zauberhand weggeweht, doch lässt sie sich leichter tragen.
Dabei gibt es kein Handbuch "Trösten für Anfänger", wohl aber gibt es einige Aspekte, die dabei helfen können, Trost zu spenden und Menschen in schwierigen Situationen Erleichterung zu verschaffen. Von großer Bedeutung ist es, wirklich präsent zu sein und fokussiert zuzuhören, um zu verstehen – und nicht mit hohlen Floskeln zu antworten. Sie haben vielleicht schon einmal erfahren, wie wohltuend ein Gespräch sein kann, wenn das Gegenüber mit Kopf und Herz anwesend ist und versucht, die Situation wirklich nachzuvollziehen. Oftmals hilft es dabei, wie Jesus direkt zu fragen: "Was willst du, dass ich dir tue?" Trauer und Schmerz abzunehmen ist kaum möglich, aber viele alltägliche Sorgen, die zusätzlich belasten, können abgenommen werden, sodass zumindest etwas Ruhe verschafft werden kann. Aber es ist nicht immer möglich, in einer Situation, in der Trost gebraucht wird, aktiv etwas zu unternehmen. Genau diese Ohnmacht und das Leid des Gegenübers aushalten zu können, ist folglich eine weitere wichtige Kompetenz beim Trösten.


Trost spenden ist eine sehr intensive und auch herausfordernde Erfahrung. Vielen Menschen hilft dabei das Vertrauen darauf, in der Herausforderung des Tröstens nicht alleine zu sein. Im Johannesevangelium (Kapitel 14, Vers 16) verspricht Jesus seinen Jüngern, dass er den Heiligen Geist als Beistand auf die Welt schickt, wenn er selbst nicht mehr auf der Erde ist. Wer tröstet kann sich also darauf verlassen, nicht alleine zu trösten, sondern einen Gott zur Seite zu haben. Dass wir in unserer Gemeinde und als Kirche ein Ort sind, an dem Menschen Trost und Erleichterung erfahren, das wünsche ich mir und uns.

 

Ihr und Euer Stefan Burtscher

 

 
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