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Nur wer das Wort versteht ...

... der versteht auch die Botschaft, davon ist Dorit L. überzeugt. Sie spricht über ihre Erfahrung als Lehrerin.

Religionsunterricht in meinem Oberstufenkurs an einem Gymnasium. In einem Text kommt das Wort "Heilsgeschichte" vor, ein sperriges Wort, das in unserer Alltagssprache selten bis gar nicht verwendet wird. Deshalb frage ich meine Schülerinnen und Schüler, was sie mit diesem Wort verbinden, was es bedeutet. Zunächst: Schweigen.


Dann fallen langsam Begriffe wie "heil", "heilen", "heilig", "Heil", und wir kommen miteinander ins Gespräch darüber, was wir jeweils mit diesen Wörtern assoziieren. Vom "Heil“" in der Naziparole "Sieg Heil" über "nicht mehr kaputt oder zerbrochen, sondern (wieder) ganz und vollständig", vom "Krankheiten heilen" über "Gott ist heilig" bis hin zur "Fülle" reicht die Vielfalt der Assoziationen.


Ich spüre: Es ist wichtig, über die Bedeutung von Worten miteinander ins Gespräch zu kommen, sich darüber zu verständigen, was wir jeweils darunter verstehen, uns zu vergewissern, welche Bedeutungen für uns mitschwingen, wenn wir ein Wort sagen oder hören – gerade auch (aber nicht ausschließlich) in der religiösen Sprache. Im gemeinsamen Nachdenken können wir Worte, die uns fremd (geworden?) sind, neu und für uns verständlich mit Inhalt füllen. Denn nur wer das Wort versteht, versteht auch die Botschaft!


Diese (Be-)Deutungsarbeit zu leisten ist nicht immer einfach, oft zeitaufwändig, aber äußerst spannend und lohnenswert, denn sie macht sperrige, zunächst oftmals unverständliche und damit bedeutungslose Worte (wieder) relevant, weil ich sie für mich in meinen eigenen Worten mit Bedeutung füllen kann.
Eine Schülerin 'übersetzt' das Wort "Heilsgeschichte" schließlich so: "Damit drückt der Autor in seinem Text den Gedanken aus, dass wir Menschen Gott nicht egal sind; dass er unsere eigene Geschichte, aber auch die Geschichte aller Menschen letztlich zum Guten, zur Fülle, führen will." Ich bin mir sicher, der Autor des Textes würde ihr zustimmen.


Trauen wir uns – auch als Kirche und als Gemeinde – (Be-)Deutungsarbeit zu leisten; so kann die Botschaft unserer Worte wieder gehört und neu verstanden werden.

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