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Ein wortgewaltiger Leuchter

Weil es Worte sind, auf denen unser Glaube, unsere Hoffnung basiert, darum trägt der von Prof. Gerd Winner entworfene Leuchter für die Osterkerze genau diesen Text. Diakon Dr. Barthel Schröder stellt diesen besonderen Leuchter vor, der in der Dominikanerkirche "Heilig Kreuz" in der Lindenstraße, Nähe Rudolfplatz, steht:
Foto: SilviaBins
Foto: SilviaBins

Worte von Gott wiegen schwer, dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Ehr-furcht ist angesagt. Darum muss jeder, der den Text, der am Fuß des Leuchters beginnt, von Anfang an lesen will, in die Knie gehen oder seinen Rücken beugen.
Worte von Gott sind nicht leicht konsumierbar. Ihr Sinn erschließt sich erst, wenn man sich mit ihnen intensiv auseinandersetzt. Durch sie angesprochen zu werden, verlangt eigenes Bemühen. Und darum muss jeder, der den gesamten Text auf dem Leuchter lesen will, mehrfach um den Leuchter herumgehen.
Worte von Gott sind wie alle Worte, über die wir Menschen verfügen, mehrdeutig. Man kann sie nie unverändert "haben". Sie entziehen sich immer wieder, werden wieder fremd oder bleiben es ein Leben lang. Darum findet jeder, der den Text auf dem Leuchter liest, an den Kanten abgehackte Worte, mitten durchgeschnitten, damit unklar, fremd.
Worte, die ausgesprochen sind, sind nicht mehr zurückzuholen. "Hätte ich das doch bloß nicht gesagt", so reden wir, und bringen damit zum Ausdruck, dass wir nach dem Aussprechen nicht mehr Herr unserer eigenen Worte sind. Und darum sind die Worte im Leuchter so herausgeschnitten, nur noch gleichsam Leerstellen im Edelstahl. Denn auch Worten von Gott geht es nicht anders: "aber die Menschen erkannten ihn nicht …", heißt es bei Johannes.
Worte sind auf den ersten Blick schwach, verletzlich, wenig durchsetzungsfähig. Darum wirkt auch der Leuchter durch die herausgeschnittenen Buchstaben fragil, kaum tragend. Doch Worte können die Welt verändern. Sie können als Trost oder Ermunterung besseres Leben ermöglichen. Worte können aber auch Leben erschweren, Menschen zerstören. Nichts beleidigt Menschen so sehr wie Worte.


Doch wie der Leuchter von Gerd Winner viel mehr an Last tragen kann, als es den Anschein hat, so trägt auch das Wort Gottes viel weiter. Wie die Kraft des Leuchters erst erkennbar wird, wenn man ihn belastet, so wird die Kraft der Worte Gottes erst dann erfahrbar, wenn man sich auf sie einlässt.
Der "Leser" des Leuchters steht am Ende des Textes aufrecht. 
Gottes Worte machen den Menschen groß, befreien ihn von dem, was bedrückt, klein macht. Der Auferstehung harren wir noch, und darum ist die Flamme der Kerze per Hand bei allem Hochrecken nicht erreichbar. Doch sie deutet schon das an, was auf uns wartet: Licht, Wärme, Heim, Angenommensein, Freude, Glück.
Licht, getragen durch das Wort, weil die Botschaft von der Auferstehung dieses Jesus von Nazareth nach seinem Tod für die Menschen nur vom Wort getragen ist.    

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