"Wir gärtnern so, dass wir Konflikte zwischen unseren Pflanzen vermeiden", erklärt Brigitte R.
Ungewohnt ist dieser Blickwinkel auf den Garten vielleicht für die Leserinnen und Leser, nicht so
für Brigitte und ihren Mann Norbert, die seit einigen Jahren einen Kleingarten in Köln-Marienburg
besitzen. Das gärtnernde Ehepaar hat durch Erfahrung herausgefunden, dass es auf die richtige
Platzierung der verschiedenen Pflanzen ankommt, damit sie sich vertragen und gegenseitig
unterstützen. So ist zum Beispiel zu berücksichtigen, dass die eine Pflanze als Schattenspender für
die andere dient.
Bei all dem, was die Gärtner tun können, etwa neben der Standortwahl und der Entscheidung,
natürlichen und keinen Kunstdünger zu verwenden, bleibt es immer noch ein Wunder, was die Natur aus
sich heraus hervorbringt. Aus einem kleinen Kern entsteht eine kräftige Pflanze, an der nach
wenigen Wochen ein riesiger, fester Kürbis hängt. Das beeindruckt Norbert R. immer wieder. Brigitte
R. staunt jedes Frühjahr aufs Neue darüber, wie aus einem kleinen Samenkorn eine hohe Mohnblume mit
wunderschönen dicken Blüten entsteht. "In dem kleinen Samenkorn scheint alles einprogrammiert zu
sein: die Höhe, die Größe und Form der Blüten, die Farben."
Die beiden probieren viel aus und freuen sich über bald sichtbare Effekte, z.B. beim
Anpflanzen von Frühlingszwiebeln. Und doch sind die Erfolge kaum kontrollierbar. "Manchmal hat man
eine Pflanze schon aufgegeben. Und dann entsteht doch noch etwas besonders Wohlschmeckendes oder
Schönes", freuen sich die Kleingärtner.
Gelernt haben die beiden, den Garten in allen Jahreszeiten zu genießen, Frühlings-, Sommer-
und Herbstpflanzen zur richtigen Zeit auszubringen, Gemüse zu verschiedenen Jahreszeiten ernten zu
können. Und wenn ein Gemüse genau dann reif ist, wenn die beiden in Urlaub sind? "Dann freuen wir
uns, wenn Freunde und Nachbarn sich bedienen." Das Gärtnern ist ihre Leidenschaft, und sie teilen
gern.
Claudia Pabich